Umwelt, Gender, Migration, Ukraine ... Ständig wird von uns erwartet, dass wir so denken, handeln und sind, wie andere es für einzig richtig halten. Und obwohl wir alle auf die eine oder andere Weise darunter leiden, machen wir es selbst nicht besser. Schon auf kleinste Abweichungen von unseren Überzeugungen reagieren auch wir mit Empörung und Ablehnung. Damit erreichen wir jedoch nicht die Besserung der Welt, sondern entfernen uns bloß immer weiter von einem verträglichen Miteinander in ein zunehmend gereiztes Gegeneinander, in dem Wut und Hass immer lauter werden. Dass Egos sich einfach provozieren lassen, beziehungsweise sich ständig von allen und allem herausgefordert fühlen, ist das Minenfeld, auf dem wir einander täglich begegnen. Gegenseitig haben wir keine Ahnung, wo sich die Abneigungen, Ängste, Empfindlichkeiten, Verletzungen und so weiter der anderen befinden, wie tief ihre allfälligen Vorurteile und Ressentiments liegen. Nur eines ist sicher: Die Zünder sind bei uns allen so empfindlich eingestellt, dass schon der kleinste Fehltritt zur Explosion führen kann. Ohne Mahnfinger oder die Leserinnen und Leser auf irgendeinen Kurs bringen zu wollen, schafft der Autor ein Bewusstsein dafür, wann es sich lohnt, das eigene vermeintliche Bessersein in den Vordergrund zu stellen oder wir weiterkommen, indem wir unsere ständig und maßlos fordernden und (ver)urteilenden Egos zurücknehmen. Mit dem gesellschaftlichen Klima verhält es sich nämlich genauso wie mit dem atmosphärischen: Wir alle tragen unseren Teil dazu bei, dass es sich verschlechtert. Und schon ein etwas verträglicheres Wir wäre für jede und jeden von uns ein wesentlich entspannteres Ich.