Die brennende Aktualität des Themas "Krieg" bedarf keiner Erläuterung. Doch sollte die bedrückende Realität den Blickwinkel auf dieses Phänomen keineswegs ausschließlich auf die gegenwärtige Situation beschränken. Wesentliche Aspekte - insbesondere grundlegende, langdauernde Faktoren und Strukturen - würden so nicht wahrgenommen. In dem von Hans-Henning Kortüm herausgegebenen Buch wird nicht nur der ganze Zeitraum des Mittelalters berücksichtigt, sondern es wird auch die Fülle der thematischen und methodischen Zugangsweisen demonstriert. Besonderes Gewicht kommt dabei dem Bemühen zu, die Chancen eines interdisziplinären Zugangs zum Thema zu nutzen: Die einzelnen Beiträge verfolgen historische, philosophische, kunsthistorische, wissenschaftshistorische und politikwissenschaftliche Fragestellungen. Der gemeinsame Ausgangspunkt ist in der Erkenntnis begründet, dass eine historische Betrachtung Krieg als kulturelles Phänomen ernst nehmen muss.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Solange sich nur die Ritter untereinander befehdeten, hielt man den Krieg im Mittelalter für eine eher harmlose Angelegenheit, resümiert Wolfgang Sofsky. Und auch Vernichtungsfeldzüge gegen andere Völkerschaften tangierten das eigene Leben kaum, meint er über die Wahrnehmung des Krieges aus Volkes' Sicht. Insgesamt sei in dem Sammelband zum Thema "Krieg im Mittelalter" aber weniger von Kriegspraktiken die Rede als vielmehr von den ihm vorausgehenden oder ihn begleitenden Bildern und Mythen. Bassam Tibi räume beispielsweise mit westlichen Vorurteilen auf, was die islamische Kriegstypologie angehe. Das Buch verzeichnet laut Sofsky lauter namhafte Fachleute wie etwa den Altmeister Philippe Contamine, der die Konversion eines erfahrenen Kreuzritters zum Kriegskritiker und Reformator deutet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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