Der in New York lebende Sänger, Songwriter, Dichter, Filmemacher und Künstler Adam Green (*1981, Mount Kisco, New York) ist ein Urenkel von Felice Bauer, der Verlobten von Franz Kafka , aber vor allem ein Künstler, dessen überschäumende Phantasie und Imaginationslust sich fast jeden künstlerischen Ausdrucksmediums bemächtigen. Ganz gleich, ob Adam Green seiner Kreativität in der Musik, der Kunst, beim Schreiben oder Filmemachen freien Lauf lässt, der Anspruch bleibt dabei für ihn stets der selbe: »Ich versuche, eine Art Fluss in meine Musik, meine Kunst und in mein Schreiben zu bringen. Lauschst du meinen Songs, erkennst du einen Cartoon darin. Ich schreibe Songs wie ich meine Bilder male. Erschaffe ich einen Film, orientiert der sich an einem Song.« 2019 veröffentlichte Adam Green mit seinen Freunden und Kollegen Toby Goodshank und Tom Bayne die Graphic Novel »War and Paradise«, eine auf verschiedenen Ebenen spielende Bildergeschichte, die sowohl bekannte Figuren und Topoi des Comics aufgreift und in neue Zusammenhänge stellt, als auch die »Vivian Girls«-Gouachen eines Henry Darger zitiert oder die Untiefen des Internets reflektiert. Gleichzeitig ist »Krieg und Paradies« eine bitterböse Dystopie, eine psychedelische Soap-Opera und eine scharfe Abrechnung mit der politischen, gesellschaftlichen und moralischen Entwicklung der USA unter einem Tyrannen namens »Blumper« – Adam Greens Auseinandersetzung mit dem 45. Präsidenten der Amerikanischen Staaten, Donald Trump, und anderen Beispielen narzisstischen Größenwahns. Die Schriftstellerin und Übersetzerin Ann Cotten hat die Graphic Novel von Adam Green erstmals ins Deutsche übertragen. In einem Gespräch zwischen Ann Cotten, Adam Green, Toby Goodshank und Tom Bayne werden nicht nur die Entstehungsgeschichte von »Krieg und Paradies«, sondern auch Phänomene wie Fleischtornados, fliegende Dick-Tits und jüdische Jedi-Ritter beleuchtet.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Adam Green, der Hansdampf in allen Gassen, hat seinem aus Alben, Filmen und Malerei bestehenden Oeuvre nun auch eine Graphic-Novel hinzugefügt, Ann Cotten hat sie ins Deutsche übertragen - und Rezensentin Katharina J. Cichosch ist ganz aus dem Häuschen. Gemeinsam mit den Bandkollegen Toby Goodshank und Tom Bayne, beide weniger für den Text als für die Zeichnungen verantwortlich, ist ein vibrierender Mix aus Historienerzählung, Videospiel, russischer Literatur und amerikanischer Konsumkultur entstanden, eine "Göttliche Komödie" als Comic, prall gefüllt mit politischen und religiösen Ideologien, Kriegs- und Paradiesvorstellungen, Gegenwart, Posthumanismus und Jenseits, resümiert die Kritikerin. Sie begegnet hier Napoleon, einem Rabbi, Gott und vielen Geschlechtsteilen, die "aus Wolken baumeln" oder durch Fernrohre "lugen". Der Stil der Zeichnungen ist keineswegs einheitlich, das "Koksige" von Green trifft beispielsweise auf das Detailreiche von Goodshank - passt zum Durcheinander, meint Cichosch. Zu lernen gibt's hier nix, Spaß und Trost dafür umso mehr, verspricht die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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