Von den Stammeskämpfen der Frühgeschichteüber die Feldzüge Alexanders, Cäsars und Napoleons, den desaströsen Zweiten Weltkrieg bis zu den blutigen Konflikten unserer Gegenwart: Kaum etwas hat die Geschichte der Menschheit, ihre Institutionen, Werte und Ideen so geprägt wie die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Staaten und Völkern. Wann und wie begann der erste Krieg? Ist es von der Natur vorgegeben, dass Menschen gegeneinander kämpfen? Wieso sind Kriegsmaschinerien perfekt organisiert und fast alle Soldaten Männer? Margaret MacMillan schildert anhand der militärischen Konflikte von der Antike bis zur Gegenwart, wie diese unsere Vergangenheit, unsere Entwicklung, unsere Sicht auf die Welt und unser Selbstverständnis bestimmt haben. Unsere Sprache, unser öffentlicher Raum, unsere privaten Erinnerungen, selbst große kulturelle Schätze spiegeln Ruhm und Elend des Krieges wider. SeineAmbivalenz liegt darin, dass er nicht nur zerstört, sondern auch zum technischen, organisatorischen, politischen und sogar künstlerischen Fortschritt beiträgt. All dies zeigt Margaret MacMillans große Kulturgeschichte.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.2021Mit immer neuen Waffen
Historisches Panorama: Margaret MacMillan beschäftigt sich ganz grundsätzlich mit dem Phänomen Krieg.
Ein französischer Revolutionär erklärte 1791: "Weil ich den Frieden will, bitte ich um Krieg." Viele Kriegsbegründungen in der Menschheitsgeschichte sind von diesem Paradox geprägt: Krieg um des Friedens willen. Radikale Ideen, neue politische Ordnungen oder Sehnsucht nach hergebrachter Stabilität - sie alle haben sich oft nur gewaltsam behaupten können und zugleich die ethisch rein klingende Idee vom Frieden für sich in Anspruch genommen. Das ist ein Paradox, aber nicht das einzige, das Margaret MacMillan beschäftigt. Denn Kriege, sagt sie, hätten die Menschheit zu dem gemacht, was sie heute ist - im Guten wie im Bösen leben wir in einer vom Krieg geprägten Welt.
Wenn eine renommierte Historikerin, deren Meisterstück ein Werk über die Pariser Friedenskonferenz von 1919 war, ein universalgeschichtliches Buch zum Thema Krieg vorlegt, darf man gespannt sein. Die Kanadierin MacMillan erzählt dieses Mal nicht vom Zusammenbruch eines bestimmten Friedens oder dem Versuch, nach einem zerstörerischen, blutigen Krieg eine neue Ordnung zu errichten. Sondern sie beschäftigt sich erstaunlich grundsätzlich mit dem Phänomen Krieg, wobei sich zu jeder Epoche der Weltgeschichte und zu jeder Weltgegend erhellende Beobachtungen und Interpretation finden.
MacMillan beginnt ihre Erzählung auf einem abgetauten Eisfeld in den mitteleuropäischen Bergen. Wanderer fanden dort eine Leiche. Der Mann hatte etwas Nahrung bei sich, und woran er auf dieser Passhöhe gestorben war, weiß man bis heute nicht. Aber an seinem Messer war Blut, und auch eine Pfeilspitze fand sich im Körper von "Ötzi" (wie man den Mann nach der Fundstelle in den Ötztaler Alpen nannte). Demnach war er um 3300 vor Christus als Täter und Opfer in Gewalt und vielleicht auch in kriegerische Aktivitäten involviert.
Krieg war und ist überall. Organisierte Gewalt lässt sich für früheste Zivilisationen nachweisen, selbst wenn die meisten Fragen an diese Zeit unbeantwortet bleiben, weil entsprechende Quellen fehlen. Auch außereuropäische Gesellschaften sind keineswegs so friedliebend gegen ihre Nachbarn gewesen, wie mancher romantische Blick auf sie behauptete. Die Yanomami im brasilianischen Regenwald beispielsweise leben zwar harmonisch miteinander, aber nicht im Verhältnis zu anderen Dörfern. Gleiches lässt sich für die Inuit vermuten, berichten doch ihre mündlich überlieferten Geschichten von vergangenen Kriegen voller Gewalt.
Europa erlebt seit mehr als siebzig Jahren eine ungewöhnlich lange Phase weitgehenden Friedens. Aber auch hier bleibt die Faszination für Gewalt bestehen. Sie schlägt sich in Filmen, Erzählungen und Spielen nieder, die erstaunlich brutal sind und gerade deswegen viel Anklang finden. Zugleich hat MacMillan zufolge die Abwesenheit von Krieg etwas mit den Gesellschaften und den Menschen gemacht: Das Verständnis für dieses gewaltvolle Phänomen sei verloren gegangen, meint MacMillan, und das sei bedenklich. Zu wenig werde über Krieg geforscht, nachgedacht, setze man sich mit ihm auseinander. Dabei ist doch Krieg in ihren eindrücklichen Worten "vermutlich die am besten organisierte aller menschlichen Aktivitäten, und er hat seinerseits die Organisation der Gesellschaft vorangetrieben".
Ihr zentrales Anliegen ist daher, die Bedeutung von Krieg in der Menschheitsgeschichte herauszustellen. Technik, Kunst, Sprache, Wissenschaft, Demokratie, Literatur, Religion und Recht - man vermisst kaum etwas. Auch die Kriegshelden der Vergangenheit kommen vor, und aus der sicheren Entfernung der Lektüre kann man sich dem angenehmen Grauen hingeben, das die Erzählung ihrer Taten hervorruft. Alle Aspekte werden zudem in größter historischer Anschaulichkeit behandelt.
Obwohl das Buch von einer Wissenschaftlerin geschrieben ist, auf einer großen Zahl anderer Bücher basiert und viele Primärquellen sprechen lässt, ist es in essayistischem Ton gehalten. Margaret MacMillan will zum Nachdenken anregen. Dafür reiht sie Beobachtung an Beobachtung, bringt sich selbst und ihre Familiengeschichte vielfach ein und nutzt ebenso anekdotische Evidenz wie auch - zugegebenermaßen - Spekulationen. Am besten ist sie dort, wo sie die geänderte Rolle von Frauen in bewaffneten Konflikten analysiert. All das ist in so hohem Maß transparent und handwerklich redlich, dass man darin sofort die vielfach preisgekrönte Oxford-Historikerin (und auch Urenkelin von David Lloyd George) wiedererkennt.
In seinen Akzentsetzungen und Wertungen ist das Buch standortgebunden. Es entstand aus einer BBC-Hörfunkserie. Deswegen darf man sich nicht wundern, wenn trotz globalem Anspruch doch die atlantische Welt erzählerisch dominiert, das British Empire in seinen Leistungen positiv gewürdigt wird und der Schwerpunkt im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert liegt. Man wird trotzdem belohnt mit einem Überblick, der auf dem Buchmarkt seinesgleichen sucht. Das betrifft schließlich auch die Ausgewogenheit bei MacMillans zentralen Anliegen. Denn der Blick der Historikerin auf die Vorgänge ist empirisch nüchtern, unromantisch und deswegen erfrischend realistisch. Sie erzählt nicht nur von den Schrecken des Krieges, sondern lässt auch jenen (historisch zahlreichen) Stimmen Raum, die in ihm Gutes und eine gewisse Schönheit erkannten. Der Brite Julian Grenfell schrieb aus dem Ersten Weltkrieg Briefe an seine Mutter und bekundete, wie froh er war, im Krieg zu sein: "Ich liebe Krieg. Es ist wie ein großes Picknick ohne die Zwecklosigkeit eines Picknicks. Ich habe mich noch nie so wohl und glücklich gefühlt." 1915 starb er durch einen Kopfschuss.
Welche Schlussfolgerungen wir aus der intensiveren Beschäftigung mit der Vergangenheit und der Gegenwart des Krieges ziehen sollen, bleibt vage. Aus dem Panorama des Gewesenen lassen sich keine einfachen Konsequenzen für die Zukunft ableiten. Neue Waffentechniken ermöglichen - übrigens schon seit Jahrhunderten - eine Überwindung psychologischer Hemmung, weil sie erst in der Ferne am Individuum wirksam werden. Die technischen Fortschritte sind überdies so massiv, dass wir uns zur Selbstauslöschung menschlichen Lebens auf dem Planeten befähigt haben.
Irgendwo dazwischen liegen die politischen und ökologischen Krisen, die Konfliktwahrscheinlichkeiten derzeit erschreckend steigen lassen. Hinzu kommen Machtverschiebungen, die autoritäre Regime zu bedrohlichen Akteuren und hoch bewaffneten Herausforderern im 21. Jahrhundert werden lassen. Kann man etwas erfolgreich regeln und bezähmen, dessen Mittel Gewalt und dessen Ziel Unterwerfung oder gar Vernichtung des Feindes ist? Hier, im Verzicht auf insbesondere politische Theorie, hat das Buch seine größte Leerstelle. Prognosen mithilfe mathematischer Methoden deuten übrigens auf eine Zukunft mit weniger, aber tödlicheren Kriegen hin. MILOS VEC.
Margaret MacMillan: "Krieg". Wie Konflikte die Menschheit prägten. Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt. Propyläen Verlag, Berlin 2021. 384 S., geb., 30,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Historisches Panorama: Margaret MacMillan beschäftigt sich ganz grundsätzlich mit dem Phänomen Krieg.
Ein französischer Revolutionär erklärte 1791: "Weil ich den Frieden will, bitte ich um Krieg." Viele Kriegsbegründungen in der Menschheitsgeschichte sind von diesem Paradox geprägt: Krieg um des Friedens willen. Radikale Ideen, neue politische Ordnungen oder Sehnsucht nach hergebrachter Stabilität - sie alle haben sich oft nur gewaltsam behaupten können und zugleich die ethisch rein klingende Idee vom Frieden für sich in Anspruch genommen. Das ist ein Paradox, aber nicht das einzige, das Margaret MacMillan beschäftigt. Denn Kriege, sagt sie, hätten die Menschheit zu dem gemacht, was sie heute ist - im Guten wie im Bösen leben wir in einer vom Krieg geprägten Welt.
Wenn eine renommierte Historikerin, deren Meisterstück ein Werk über die Pariser Friedenskonferenz von 1919 war, ein universalgeschichtliches Buch zum Thema Krieg vorlegt, darf man gespannt sein. Die Kanadierin MacMillan erzählt dieses Mal nicht vom Zusammenbruch eines bestimmten Friedens oder dem Versuch, nach einem zerstörerischen, blutigen Krieg eine neue Ordnung zu errichten. Sondern sie beschäftigt sich erstaunlich grundsätzlich mit dem Phänomen Krieg, wobei sich zu jeder Epoche der Weltgeschichte und zu jeder Weltgegend erhellende Beobachtungen und Interpretation finden.
MacMillan beginnt ihre Erzählung auf einem abgetauten Eisfeld in den mitteleuropäischen Bergen. Wanderer fanden dort eine Leiche. Der Mann hatte etwas Nahrung bei sich, und woran er auf dieser Passhöhe gestorben war, weiß man bis heute nicht. Aber an seinem Messer war Blut, und auch eine Pfeilspitze fand sich im Körper von "Ötzi" (wie man den Mann nach der Fundstelle in den Ötztaler Alpen nannte). Demnach war er um 3300 vor Christus als Täter und Opfer in Gewalt und vielleicht auch in kriegerische Aktivitäten involviert.
Krieg war und ist überall. Organisierte Gewalt lässt sich für früheste Zivilisationen nachweisen, selbst wenn die meisten Fragen an diese Zeit unbeantwortet bleiben, weil entsprechende Quellen fehlen. Auch außereuropäische Gesellschaften sind keineswegs so friedliebend gegen ihre Nachbarn gewesen, wie mancher romantische Blick auf sie behauptete. Die Yanomami im brasilianischen Regenwald beispielsweise leben zwar harmonisch miteinander, aber nicht im Verhältnis zu anderen Dörfern. Gleiches lässt sich für die Inuit vermuten, berichten doch ihre mündlich überlieferten Geschichten von vergangenen Kriegen voller Gewalt.
Europa erlebt seit mehr als siebzig Jahren eine ungewöhnlich lange Phase weitgehenden Friedens. Aber auch hier bleibt die Faszination für Gewalt bestehen. Sie schlägt sich in Filmen, Erzählungen und Spielen nieder, die erstaunlich brutal sind und gerade deswegen viel Anklang finden. Zugleich hat MacMillan zufolge die Abwesenheit von Krieg etwas mit den Gesellschaften und den Menschen gemacht: Das Verständnis für dieses gewaltvolle Phänomen sei verloren gegangen, meint MacMillan, und das sei bedenklich. Zu wenig werde über Krieg geforscht, nachgedacht, setze man sich mit ihm auseinander. Dabei ist doch Krieg in ihren eindrücklichen Worten "vermutlich die am besten organisierte aller menschlichen Aktivitäten, und er hat seinerseits die Organisation der Gesellschaft vorangetrieben".
Ihr zentrales Anliegen ist daher, die Bedeutung von Krieg in der Menschheitsgeschichte herauszustellen. Technik, Kunst, Sprache, Wissenschaft, Demokratie, Literatur, Religion und Recht - man vermisst kaum etwas. Auch die Kriegshelden der Vergangenheit kommen vor, und aus der sicheren Entfernung der Lektüre kann man sich dem angenehmen Grauen hingeben, das die Erzählung ihrer Taten hervorruft. Alle Aspekte werden zudem in größter historischer Anschaulichkeit behandelt.
Obwohl das Buch von einer Wissenschaftlerin geschrieben ist, auf einer großen Zahl anderer Bücher basiert und viele Primärquellen sprechen lässt, ist es in essayistischem Ton gehalten. Margaret MacMillan will zum Nachdenken anregen. Dafür reiht sie Beobachtung an Beobachtung, bringt sich selbst und ihre Familiengeschichte vielfach ein und nutzt ebenso anekdotische Evidenz wie auch - zugegebenermaßen - Spekulationen. Am besten ist sie dort, wo sie die geänderte Rolle von Frauen in bewaffneten Konflikten analysiert. All das ist in so hohem Maß transparent und handwerklich redlich, dass man darin sofort die vielfach preisgekrönte Oxford-Historikerin (und auch Urenkelin von David Lloyd George) wiedererkennt.
In seinen Akzentsetzungen und Wertungen ist das Buch standortgebunden. Es entstand aus einer BBC-Hörfunkserie. Deswegen darf man sich nicht wundern, wenn trotz globalem Anspruch doch die atlantische Welt erzählerisch dominiert, das British Empire in seinen Leistungen positiv gewürdigt wird und der Schwerpunkt im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert liegt. Man wird trotzdem belohnt mit einem Überblick, der auf dem Buchmarkt seinesgleichen sucht. Das betrifft schließlich auch die Ausgewogenheit bei MacMillans zentralen Anliegen. Denn der Blick der Historikerin auf die Vorgänge ist empirisch nüchtern, unromantisch und deswegen erfrischend realistisch. Sie erzählt nicht nur von den Schrecken des Krieges, sondern lässt auch jenen (historisch zahlreichen) Stimmen Raum, die in ihm Gutes und eine gewisse Schönheit erkannten. Der Brite Julian Grenfell schrieb aus dem Ersten Weltkrieg Briefe an seine Mutter und bekundete, wie froh er war, im Krieg zu sein: "Ich liebe Krieg. Es ist wie ein großes Picknick ohne die Zwecklosigkeit eines Picknicks. Ich habe mich noch nie so wohl und glücklich gefühlt." 1915 starb er durch einen Kopfschuss.
Welche Schlussfolgerungen wir aus der intensiveren Beschäftigung mit der Vergangenheit und der Gegenwart des Krieges ziehen sollen, bleibt vage. Aus dem Panorama des Gewesenen lassen sich keine einfachen Konsequenzen für die Zukunft ableiten. Neue Waffentechniken ermöglichen - übrigens schon seit Jahrhunderten - eine Überwindung psychologischer Hemmung, weil sie erst in der Ferne am Individuum wirksam werden. Die technischen Fortschritte sind überdies so massiv, dass wir uns zur Selbstauslöschung menschlichen Lebens auf dem Planeten befähigt haben.
Irgendwo dazwischen liegen die politischen und ökologischen Krisen, die Konfliktwahrscheinlichkeiten derzeit erschreckend steigen lassen. Hinzu kommen Machtverschiebungen, die autoritäre Regime zu bedrohlichen Akteuren und hoch bewaffneten Herausforderern im 21. Jahrhundert werden lassen. Kann man etwas erfolgreich regeln und bezähmen, dessen Mittel Gewalt und dessen Ziel Unterwerfung oder gar Vernichtung des Feindes ist? Hier, im Verzicht auf insbesondere politische Theorie, hat das Buch seine größte Leerstelle. Prognosen mithilfe mathematischer Methoden deuten übrigens auf eine Zukunft mit weniger, aber tödlicheren Kriegen hin. MILOS VEC.
Margaret MacMillan: "Krieg". Wie Konflikte die Menschheit prägten. Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt. Propyläen Verlag, Berlin 2021. 384 S., geb., 30,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Thomas Speckmann lernt von Margaret MacMillan, dass Kriege auch im 21. Jahrhundert noch eine große Zukunft haben. Die kanadische Historikerin blickt auf zehntausend Jahre Menschheitsgeschichte zurück, um zu erkunden, was Menschen oder Gesellschaften dazu bringt, Krieg zu führen: Wenig überraschend sind es Habgier, Furcht und Ideologie, und wie Speckmann ahnt, werden die knapper werdenden Ressourcen, instabile Regime oder Expansionsdrang die Staaten auch weiterhin zum Krieg als politischem Mittel ihrer Wahl greifen lassen. Interessant findet Speckmann zudem die Paradoxien, die MacMillan aufzeigt, etwa dass Menschen dann gut in der Kriegführung wurden, als sie sich organisierte Gesellschaften gaben. Und: Staaten entstehen oft aus Kriegen, aber durch ihr Gewaltmonopol beenden sie sie mitunter auch, etwa durch die Entwaffnung von Privatarmeen und feudalen Warlords.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.10.2021Große Kriege, kleine Siege
Margaret MacMillan durchstreift 10 000 Jahre Menschheitsgeschichte auf der Suche nach den Gründen für organisierte Gewalt
Krieg. Das steht im heutigen Deutschland derzeit vor allem für Vergangenheit, zumindest auf dem eigenen Boden. Außerhalb der Landesgrenzen ist Krieg jedoch weiterhin Alltag in der Welt – seit den Neunzigerjahren auch mit deutscher Beteiligung. Und dennoch oder gerade deswegen tut man sich in Deutschland schwer, Krieg zu verstehen. Schließlich möchte man ihn am liebsten abschaffen, am besten ganz verbieten. Sinnvoll wäre dies zweifellos, aber ist es realistisch? Was, wenn Krieg zum Menschen an sich dazugehört?
Zu dieser Erkenntnis muss man geradezu kommen, wenn man Margaret MacMillan durch die Geschichte folgt. Die kanadische Historikerin zählt zu denen, nach deren Auffassung Menschen seit jeher dazu neigen, sich gegenseitig auf organisierte Weise anzugreifen – also Krieg zu führen. Für MacMillan leitet sich daraus die Frage ab, warum Menschen bereit und fähig sind, einander zu töten. Für sie ist das mehr als eine intellektuelle Fingerübung: Wenn man nicht verstehe, warum Menschen kämpfen, könne man kaum darauf hoffen, künftige Konflikte zu vermeiden.
Theorien zu dieser Frage gibt es zwar bereits viele, wie auch MacMillan einräumt. Aber es mangelt bislang an einhelligen Antworten – mit dieser Bewertung liegt MacMillan ebenfalls richtig. Und so nennt sie zunächst die gängigen Erklärungen: Krieg als Folge von Habsucht oder Konkurrenz um schwindende Ressourcen wie Nahrung, Territorium, Geschlechtspartner oder Sklaven. Krieg als Folge biologischer Bande und gemeinsamer Kultur, die dazu führen, die eigene Gruppe – ob Clan oder Nation – zu schätzen und andere Gruppen zu fürchten.
Schaltet der Mensch also wie sein Verwandter, der Schimpanse, instinktiv auf Angriff um, sobald er sich bedroht fühlt? Führt der Mensch Krieg, weil er nicht anders kann, oder aufgrund seiner Ideen und kulturellen Einstellungen? Fragen, die MacMillan zu Recht noch einmal neu aufwirft, da Krieg und Kriegsangst auch eine Konstante im 21. Jahrhundert darstellen.
Auf der Suche nach weitergehenden Antworten beleuchtet MacMillan grundlegende Phänomene der Kriegsgeschichte wie den empirischen Befund, dass die Menschen im Führen von Kriegen „gut“ wurden, sobald sie organisierte Gesellschaften schufen. MacMillan erkennt hier parallel verlaufende Entwicklungen: Der Krieg – definiert als organisierte, zweckgerichtete Gewalt zwischen politischen Einheiten – habe sich perfektioniert, als die Menschen organisierte sesshafte Gesellschaften zu gründen begannen. Gleichzeitig habe der Krieg seinerseits dazu beigetragen, ebendiese Gesellschaften noch organisierter und mächtiger zu machen.
MacMillan erinnert daran, dass es „erst“ 10 000 Jahre – „ein Wimpernschlag in der Menschheitsgeschichte“ – her ist, dass ein Teil der Menschen begann, sich niederzulassen und zu Bauern zu werden – und in eben dieser Zeit wurde der Krieg systematischer und erforderte eine spezielle Ausbildung und eine eigene Kriegerkaste. Diese Parallelität spiegelt sich auch in einer weiteren Entwicklung, die MacMillan beobachtet: Mit der Entstehung der Landwirtschaft waren die Menschen stärker an einen Ort gebunden und besaßen mehr, das wert war, geraubt – und verteidigt – zu werden. Und um sich selbst zu verteidigen, benötigten sie wiederum bessere Organisation und mehr Ressourcen, was dazu führte, dass Gruppen entweder friedlich oder aber durch Eroberung ihr Territorium und ihre Bevölkerung vergrößerten. In der Tat lässt sich dieser Trend bis ins 21. Jahrhundert hinein verfolgen – mit dem Cyberraum als einer zusätzlichen Dimension von Territorium, das in einem bereits begonnenen digitalen Weltkrieg täglich tausendfach angegriffen und verteidigt wird.
Als ein weiteres Paradox des Krieges beschreibt MacMillan, dass dieser zwar seit Langem integraler Bestandteil menschlicher Erfahrung ist und die Zunahme der Staatsmacht und die Entstehung immer größerer Staaten häufig das Ergebnis von Kriegen sind, aber diese ihrerseits wieder Frieden schaffen können. Auch bei der Frage nach der Macht von Staaten an sich sieht MacMillan eine maßgebliche Rolle des Krieges beziehungsweise der Androhung von Gewalt, die ein Staat gegen innere wie äußere Gegner anwenden kann. Als Belege dienen ihr hier etwa das Aufkommen staatlicher Polizeikräfte in großen Teilen des Westens und Asiens im 19. Jahrhundert, das Banditentum und niederschwellige Gewalt zunehmend eindämmte. Oder noch grundlegender in Europa das Ende feudaler Warlords, als die Monarchien ausreichend staatliche Kräfte versammeln konnten, um Privatarmeen zu zerschlagen und Privatfestungen zu zerstören.
Und bis in die unmittelbare Gegenwart gilt mit Blick auf Großmächte und Weltmächte: Erfolgreiche Kriege gegen äußere Gegner werden häufig genutzt, um die Autorität des Staates zusätzlich zu legitimieren und zu stärken. Dieses sich durch die Jahrhunderte ziehende Verhalten wertet MacMillan für demokratisch gewählte wie für diktatorische Regierungen gleichermaßen als attraktiv, um „große Siege“ als Gütesiegel und Zeichen ihrer Leistungsfähigkeit zu präsentieren.
In diesem Kontext sind nicht zuletzt auch die wiederholten Wiedervereinigungsdrohungen von Chinas Staatschef gegenüber Taiwan zu sehen. Je schwächer das Regime von Xi Jinping im Innern wirkt angesichts einer Schuldenlast von inzwischen 300 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der neuen Weltmacht und eines durch diese finanzielle Überdehnung drohenden Bruchs des Versprechens der permanenten Wohlstandsmehrung gegenüber dem eigenen Milliardenvolk, desto stärker könnte die Versuchung sein, durch einen Eroberungskrieg von in Zukunft nicht unwahrscheinlichen Wachstumseinbußen abzulenken. Ein Verhaltensmuster, das bereits den Angriffskrieg von Putins Russland gegen die Ukraine seit 2014 prägt. Bei MacMillan kann man lernen, warum derlei Denken und Handeln sich über die Jahrhunderte nicht wirklich verändert haben und bis heute regelmäßig wiederkehren.
Ein weiterer Grund für diese Konstanten ergibt sich aus der Beobachtung von MacMillan, dass Kriege sich manchmal selbst finanzieren können, vor allem durch Beute beim Gegner. Auch hier geht sie durch die Jahrtausende: Alexander der Große nahm den Persern gewaltige Reichtümer ab. Die Spanier finanzierten ihre Kriege in Europa überwiegend durch das Gold und Silber der besiegten Azteken und Inka. Das Deutsche Reich ließ Frankreich nach der Niederlage von 1871 finanziell bluten und erleichterte Russland 1918 im Vertrag von Brest-Litowsk um Rohstoffe und Goldreserven. Die finanzielle Revanche der Alliierten folgte dann in Versailles.
Nach all diesen Erfahrungen aus der Geschichte des Krieges sagt MacMillan ihm auch eine Zukunft voraus – angetrieben von den zu ihm führenden Faktoren, die heute genauso existent sind wie früher: Habgier, Furcht, Ideologie. Für zusätzlichen Zündstoff künftiger Kriege hält sie Folgen des Klimawandels wie den Kampf um knapper werdende Ressourcen oder Massenmigration, die zunehmende Polarisierung der Gesellschaften, den Aufstieg eines intoleranten nationalistischen Populismus und die Bereitschaft messianischer und charismatischer Führer, diese Gemengelage für sich zu nutzen. Und so sollte MacMillan dem Imperfekt in ihrem Buchtitel „Wie Konflikte die Menschheit prägten“ ein Präsens und ein Futur an die Seite stellen – leider.
THOMAS SPECKMANN
Genau dann,
als die Menschen
sesshaft wurden, hat sich
auch der Krieg
perfektioniert
Auch diese Stoffrollen
gehen in die
Buchproduktion:
Aus ihnen werden die
Kapitalbändchen
hergestellt, die bei
Büchern mit Hardcover zwischen Buchrücken
und Papierblock
geklebt werden.
Margaret MacMillan:
Krieg. Wie Konflikte die Menschheit prägten.
Aus dem Amerikanischen von Klaus-Dieter Schmidt. Propyläen Verlag,
Berlin 2021.
381 Seiten, 30 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Margaret MacMillan durchstreift 10 000 Jahre Menschheitsgeschichte auf der Suche nach den Gründen für organisierte Gewalt
Krieg. Das steht im heutigen Deutschland derzeit vor allem für Vergangenheit, zumindest auf dem eigenen Boden. Außerhalb der Landesgrenzen ist Krieg jedoch weiterhin Alltag in der Welt – seit den Neunzigerjahren auch mit deutscher Beteiligung. Und dennoch oder gerade deswegen tut man sich in Deutschland schwer, Krieg zu verstehen. Schließlich möchte man ihn am liebsten abschaffen, am besten ganz verbieten. Sinnvoll wäre dies zweifellos, aber ist es realistisch? Was, wenn Krieg zum Menschen an sich dazugehört?
Zu dieser Erkenntnis muss man geradezu kommen, wenn man Margaret MacMillan durch die Geschichte folgt. Die kanadische Historikerin zählt zu denen, nach deren Auffassung Menschen seit jeher dazu neigen, sich gegenseitig auf organisierte Weise anzugreifen – also Krieg zu führen. Für MacMillan leitet sich daraus die Frage ab, warum Menschen bereit und fähig sind, einander zu töten. Für sie ist das mehr als eine intellektuelle Fingerübung: Wenn man nicht verstehe, warum Menschen kämpfen, könne man kaum darauf hoffen, künftige Konflikte zu vermeiden.
Theorien zu dieser Frage gibt es zwar bereits viele, wie auch MacMillan einräumt. Aber es mangelt bislang an einhelligen Antworten – mit dieser Bewertung liegt MacMillan ebenfalls richtig. Und so nennt sie zunächst die gängigen Erklärungen: Krieg als Folge von Habsucht oder Konkurrenz um schwindende Ressourcen wie Nahrung, Territorium, Geschlechtspartner oder Sklaven. Krieg als Folge biologischer Bande und gemeinsamer Kultur, die dazu führen, die eigene Gruppe – ob Clan oder Nation – zu schätzen und andere Gruppen zu fürchten.
Schaltet der Mensch also wie sein Verwandter, der Schimpanse, instinktiv auf Angriff um, sobald er sich bedroht fühlt? Führt der Mensch Krieg, weil er nicht anders kann, oder aufgrund seiner Ideen und kulturellen Einstellungen? Fragen, die MacMillan zu Recht noch einmal neu aufwirft, da Krieg und Kriegsangst auch eine Konstante im 21. Jahrhundert darstellen.
Auf der Suche nach weitergehenden Antworten beleuchtet MacMillan grundlegende Phänomene der Kriegsgeschichte wie den empirischen Befund, dass die Menschen im Führen von Kriegen „gut“ wurden, sobald sie organisierte Gesellschaften schufen. MacMillan erkennt hier parallel verlaufende Entwicklungen: Der Krieg – definiert als organisierte, zweckgerichtete Gewalt zwischen politischen Einheiten – habe sich perfektioniert, als die Menschen organisierte sesshafte Gesellschaften zu gründen begannen. Gleichzeitig habe der Krieg seinerseits dazu beigetragen, ebendiese Gesellschaften noch organisierter und mächtiger zu machen.
MacMillan erinnert daran, dass es „erst“ 10 000 Jahre – „ein Wimpernschlag in der Menschheitsgeschichte“ – her ist, dass ein Teil der Menschen begann, sich niederzulassen und zu Bauern zu werden – und in eben dieser Zeit wurde der Krieg systematischer und erforderte eine spezielle Ausbildung und eine eigene Kriegerkaste. Diese Parallelität spiegelt sich auch in einer weiteren Entwicklung, die MacMillan beobachtet: Mit der Entstehung der Landwirtschaft waren die Menschen stärker an einen Ort gebunden und besaßen mehr, das wert war, geraubt – und verteidigt – zu werden. Und um sich selbst zu verteidigen, benötigten sie wiederum bessere Organisation und mehr Ressourcen, was dazu führte, dass Gruppen entweder friedlich oder aber durch Eroberung ihr Territorium und ihre Bevölkerung vergrößerten. In der Tat lässt sich dieser Trend bis ins 21. Jahrhundert hinein verfolgen – mit dem Cyberraum als einer zusätzlichen Dimension von Territorium, das in einem bereits begonnenen digitalen Weltkrieg täglich tausendfach angegriffen und verteidigt wird.
Als ein weiteres Paradox des Krieges beschreibt MacMillan, dass dieser zwar seit Langem integraler Bestandteil menschlicher Erfahrung ist und die Zunahme der Staatsmacht und die Entstehung immer größerer Staaten häufig das Ergebnis von Kriegen sind, aber diese ihrerseits wieder Frieden schaffen können. Auch bei der Frage nach der Macht von Staaten an sich sieht MacMillan eine maßgebliche Rolle des Krieges beziehungsweise der Androhung von Gewalt, die ein Staat gegen innere wie äußere Gegner anwenden kann. Als Belege dienen ihr hier etwa das Aufkommen staatlicher Polizeikräfte in großen Teilen des Westens und Asiens im 19. Jahrhundert, das Banditentum und niederschwellige Gewalt zunehmend eindämmte. Oder noch grundlegender in Europa das Ende feudaler Warlords, als die Monarchien ausreichend staatliche Kräfte versammeln konnten, um Privatarmeen zu zerschlagen und Privatfestungen zu zerstören.
Und bis in die unmittelbare Gegenwart gilt mit Blick auf Großmächte und Weltmächte: Erfolgreiche Kriege gegen äußere Gegner werden häufig genutzt, um die Autorität des Staates zusätzlich zu legitimieren und zu stärken. Dieses sich durch die Jahrhunderte ziehende Verhalten wertet MacMillan für demokratisch gewählte wie für diktatorische Regierungen gleichermaßen als attraktiv, um „große Siege“ als Gütesiegel und Zeichen ihrer Leistungsfähigkeit zu präsentieren.
In diesem Kontext sind nicht zuletzt auch die wiederholten Wiedervereinigungsdrohungen von Chinas Staatschef gegenüber Taiwan zu sehen. Je schwächer das Regime von Xi Jinping im Innern wirkt angesichts einer Schuldenlast von inzwischen 300 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der neuen Weltmacht und eines durch diese finanzielle Überdehnung drohenden Bruchs des Versprechens der permanenten Wohlstandsmehrung gegenüber dem eigenen Milliardenvolk, desto stärker könnte die Versuchung sein, durch einen Eroberungskrieg von in Zukunft nicht unwahrscheinlichen Wachstumseinbußen abzulenken. Ein Verhaltensmuster, das bereits den Angriffskrieg von Putins Russland gegen die Ukraine seit 2014 prägt. Bei MacMillan kann man lernen, warum derlei Denken und Handeln sich über die Jahrhunderte nicht wirklich verändert haben und bis heute regelmäßig wiederkehren.
Ein weiterer Grund für diese Konstanten ergibt sich aus der Beobachtung von MacMillan, dass Kriege sich manchmal selbst finanzieren können, vor allem durch Beute beim Gegner. Auch hier geht sie durch die Jahrtausende: Alexander der Große nahm den Persern gewaltige Reichtümer ab. Die Spanier finanzierten ihre Kriege in Europa überwiegend durch das Gold und Silber der besiegten Azteken und Inka. Das Deutsche Reich ließ Frankreich nach der Niederlage von 1871 finanziell bluten und erleichterte Russland 1918 im Vertrag von Brest-Litowsk um Rohstoffe und Goldreserven. Die finanzielle Revanche der Alliierten folgte dann in Versailles.
Nach all diesen Erfahrungen aus der Geschichte des Krieges sagt MacMillan ihm auch eine Zukunft voraus – angetrieben von den zu ihm führenden Faktoren, die heute genauso existent sind wie früher: Habgier, Furcht, Ideologie. Für zusätzlichen Zündstoff künftiger Kriege hält sie Folgen des Klimawandels wie den Kampf um knapper werdende Ressourcen oder Massenmigration, die zunehmende Polarisierung der Gesellschaften, den Aufstieg eines intoleranten nationalistischen Populismus und die Bereitschaft messianischer und charismatischer Führer, diese Gemengelage für sich zu nutzen. Und so sollte MacMillan dem Imperfekt in ihrem Buchtitel „Wie Konflikte die Menschheit prägten“ ein Präsens und ein Futur an die Seite stellen – leider.
THOMAS SPECKMANN
Genau dann,
als die Menschen
sesshaft wurden, hat sich
auch der Krieg
perfektioniert
Auch diese Stoffrollen
gehen in die
Buchproduktion:
Aus ihnen werden die
Kapitalbändchen
hergestellt, die bei
Büchern mit Hardcover zwischen Buchrücken
und Papierblock
geklebt werden.
Margaret MacMillan:
Krieg. Wie Konflikte die Menschheit prägten.
Aus dem Amerikanischen von Klaus-Dieter Schmidt. Propyläen Verlag,
Berlin 2021.
381 Seiten, 30 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
"Ein Überblick, der auf dem Buchmarkt seinesgleichen sucht" Milos Vec Frankfurter Allgemeine Zeitung 20210827
Rezensent Milos Vec bekommt mit dem Buch der Historikerin Margaret MacMillan eine Universalgeschichte des Krieges mit Einschränkungen. Die Autorin konzentriert sich trotz weltgeschichtlichem Anspruch auf die atlantische Welt im 19. und 20. Jahrhundert und hebt besonders das britische Empire hervor, stellt Vec fest. Dennoch kann sie dem Rezensenten vermitteln, dass Krieg ein allgegenwärtiges Phänomen war und ist. Schon Ötzi hatte Blut am Messer, lernt Vec. Die Bedeutung von Krieg für nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche führt MacMillan Vec zudem so anschaulich vor Augen, dass er den Schlachtenlärm zu hören meint. Hinzu kommen Anekdoten und Autobiografisches aus der Familiengeschichte der Autorin. Ergibt für Vec einen höchst nüchtern verfassten wie aufschlussreichen Überblick, der vom Schrecken wie auch von der von manchem Zeitgenossen empfundenen Schönheit des Krieges berichtet. Was der Leser dadurch gewonnen hat für den Umgang mit künftigen (technisch hochgerüsteten) Kriegen, ist Vec allerdings nicht ganz klar.
© Perlentaucher Medien GmbH
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