Was hatten Herbert Marcuse, Otto Kirchheimer und Franz Neumann mit den amerikanischen Geheimdiensten zu tun?
Anfang der 1940er Jahre nimmt eine Gruppe linksintellektueller Emigranten ihre Arbeit für den amerikanischen Kriegsgeheimdienst auf. Wissenschaftliche Aufklärung, Gegnerforschung und psychologische Kriegführung sind das Geschäft der Gelehrten im Staatsapparat. Am Anfang geht es um das nationalsozialistische Deutschland, nach Kriegsende weitet sich der Einsatz auf das gesamte Europa und die Sowjetunion aus.
Tim B. Müller gelingt eine Neudeutung der intellektuellen Architektur des Kalten Krieges, die zugleich die Politik dieser Epoche in neuem Licht erscheinen lässt. Und: Die links-intellektuelle Gruppe um Herbert Marcuse erfährt eine fundamentale Neuinterpretation, indem sie hier erstmals in ihrem historischen Kontext des frühen Kalten Krieges dargestellt wird.
Anfang der 1940er Jahre nimmt eine Gruppe linksintellektueller Emigranten ihre Arbeit für den amerikanischen Kriegsgeheimdienst auf. Wissenschaftliche Aufklärung, Gegnerforschung und psychologische Kriegführung sind das Geschäft der Gelehrten im Staatsapparat. Am Anfang geht es um das nationalsozialistische Deutschland, nach Kriegsende weitet sich der Einsatz auf das gesamte Europa und die Sowjetunion aus.
Tim B. Müller gelingt eine Neudeutung der intellektuellen Architektur des Kalten Krieges, die zugleich die Politik dieser Epoche in neuem Licht erscheinen lässt. Und: Die links-intellektuelle Gruppe um Herbert Marcuse erfährt eine fundamentale Neuinterpretation, indem sie hier erstmals in ihrem historischen Kontext des frühen Kalten Krieges dargestellt wird.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.12.2010Linkes Denken – auf
Einladung der USA
Tim B. Müller beschreibt ein faszinierendes Kapitel der
Geschichte des Kalten Krieges Von Stefanie Middendorf
Für die Neue Linke war es der Sündenfall. Einer ihrer Vordenker, Herbert Marcuse, hatte in den Kriegs- und Nachkriegsjahren für den amerikanischen Klassenfeind gearbeitet. „Herbert, sag uns, warum dich der CIA bezahlt“, verlangte 1968 im römischen Teatro Episeo Daniel Cohn-Bendit zu wissen. Marcuse, der eigentlich über das auch sehr wichtige Thema „Andere Menschen in einer anderen Dimension“ hatte sprechen wollen, verließ kurz darauf den Saal durch den Seitenausgang. Die Empörung der studentischen Protestierer blieb.
Die Texte, die linke emigrierte Intellektuelle im Auftrag der US-Regierung verfassten, erschienen vielen 68ern allenfalls als Zugeständnis an den amerikanischen Geist plausibel, geboren aus dem Ausnahmezustand des Krieges und der existentiellen Unsicherheit emigrierter Gelehrter. Im Gefolge dieser Wahrnehmung galten Marcuses Jahre im Office of Strategic Services und im State Department lange als Phase der Entfremdung eines im Exil entwurzelten Intellektuellen, der später aus guten Gründen von dieser Zeit geschwiegen habe.
Die Dissertation des Historikers Tim B. Müller nimmt das Wirken von „Marcuse und seinen Freunden“, wie er schreibt, nun unter veränderten, genauer: unter sehr viel gegenwärtigeren Voraussetzungen in den Blick. Müller will das politische und wissenschaftliche Wirken jener intellektuellen Zirkel würdigen, die zunächst für Regierungsstellen und später an amerikanischen Universitäten tätig waren. Empörung über die Tatsache, dass auch Marxisten und Dialektiker für die US-Regierung arbeiteten, treibt Müller nicht an. Eher schon Bewunderung für die scheinbar selbstverständliche Intellektualität einer liberalen Konstellation von Wissenschaft und Politik, in der „objektives“ Expertenwissen gefragt war und abweichende Meinungen gefördert wurden, weil es dem modernisierungstheoretischen Selbstverständnis entsprach. Marcuse und daneben dem Politologen Franz Neumann gilt die besondere Aufmerksamkeit.
Doch auch das breitere Feld der geheimdienstlichen Forschungsabteilungen, wissenschaftspolitisch tätigen Stiftungen und universitären Einrichtungen wird vermessen: Müller beschreibt die gesamte Sphäre, in der diese Männer (Frauen treten nur in Ausnahmefällen auf) sich bewegten. So wird verständlich, wie die im Kalten Krieg aufgebrochenen „intellektuellen Kampfzonen“, aber auch die Erfahrung informeller Begegnungen und administrativer Eigenheiten das bewirkten, was Müller eine „epistemische“ Gemeinschaft nennt. Einfacher gesagt: Man diskutierte gern miteinander – gelehrt und engagiert zugleich.
So wurde amerikanischen Regierungsstellen und Stiftungen (allen voran der Rockefeller Foundation) strategisches Wissen bereitgestellt, das den politischen Handlungsrahmen erweitern sollte: Im Kalten Krieg wurde für Entspannung plädiert. Während unter Joseph McCarthy die Angst regierte, schrieben Marcuse, Neumann und mit ihnen andere emigrierte Intellektuelle in einer Art „akademischer Unterwelt“ Visionen des New Deal fort und erörterten linke Alternativen zur bestehenden Gesellschaft. Dies bedeutete aber gerade nicht, dass sie ihr sozialistisches Weimarer Erbe in einem Akt der Subversivität in die Überlegungen ihrer Kollegen und Auftraggeber in den USA einbrachten, wie es die Exilforschung lange Zeit annahm – sondern dass sie wirklich zu „amerikanischen Intellektuellen“ wurden.
Dies gilt im Besonderen für Herbert Marcuse. Er avancierte in Amerika nicht bloß zum Kultintellektuellen der Studentenbewegung und zum Medienliebling, dessen Kritik an der eindimensionalen Gesellschaft ihm sogar das Wohlwollen Papst Paul VI. einbrachte, sondern hing seit seiner Geheimdienstzeit auch einem intellektuellen Produktionszusammenhang an, der Forschung stets auf die politische Praxis ausrichtete. Im Glauben an die emanzipatorische Kraft der Politik und an die politische Dimension des Wissens war Marcuse zutiefst amerikanisch geworden.
Deutlich wird dies insbesondere, wenn man Marcuses Haltung mit der von Theodor W. Adorno kontrastiert: Adornos skrupulöseres Ringen um das richtige Verhältnis von Theorie und Praxis führte ihn in die Remigration und letztlich in den politischen Rückzug. Für Adorno wurde das „Institut“ (für Sozialforschung) zur einzigen Heimat. Marcuse hingegen fühlte sich in den amerikanischen Verhältnissen zu Hause. Mit dieser Argumentation befreit Müller Marcuses Biographie von der Reduktion auf eine isolierte Exilgeschichte.
Dabei fällt Müllers Charakterisierung „amerikanischer“ Intellektualität allerdings recht eindimensional und in der Summe sicherlich zu euphorisch aus, wenngleich er die problematischen Erfahrungen der emigrierten Gelehrten in den USA und die Engführungen der administrativen und politischen (Denk-) Systeme, innerhalb derer sie arbeiteten, durchaus darlegt. Analytisch aber spielen diese Widersprüche eine nachrangige Rolle, denn der Fokus liegt auf den Möglichkeiten und weniger auf den Zwängen dieser besonderen Allianz von Wissenschaft, Regierung und Philanthropie.
Gelehrt und engagiert zugleich – das ist auch diese Studie. Ihr geht es nicht allein um das wissenschaftshistorische Verständnis einflussreicher intellektueller Publikationen der 1940er bis 1960er Jahre, sondern auch um die Sichtung und Sicherung des Erbes eines demokratisch-sozialistischen Liberalismus, der im Kalten Krieg zunehmend in Vergessenheit geriet und in den heutigen USA, in denen schon eine Gesundheitsreform unter Kommunismusverdacht geraten kann, schmerzlich vermisst wird. Doch nicht nur politisch schreibt Müller das Projekt der von ihm untersuchten Gelehrten-Krieger fort. Sein Buch ist auch die Vision einer erneuerten Ideengeschichte, um die es ihm – gewissermaßen als Schüler seiner Protagonisten – zu tun ist: Er sympathisiert mit seinen „Helden“. Das so entstandene Buch ist ausgesprochen lesenswert, es wird den Komplexitäten einer „Geistesgeschichte“ des Kalten Krieges und einer Erfahrungsgeschichte von Wissensproduktionen sehr viel stärker gerecht als viele bisherige Darstellungen.
„Macht und Wissen, Gerüchte und Gelehrsamkeit, Animositäten und Argumente, Reputation und Redlichkeit“: All dies versucht Müller in den Blick zu nehmen, im Sinne einer Ideengeschichte, „in der die soziale, ökonomische und politische Realität greifbar wird“. Die stellenweise fast atemlose, manchmal allzu ausführliche Präsentation intellektueller Interventionen ist vielfach mitreißend, und die Ernsthaftigkeit der Spurensuche beeindruckt.
Doch ist es gerade der weitere Rahmen gesellschaftlicher Wirklichkeiten, der in dieser Untersuchung blass bleibt. Die Maßstäbe der Bewertung, die Müller heranzieht, sind die seiner Protagonisten selbst. Ihr geistiges Handeln bezog sich auf einen Kosmos politischer Meinungs- und Willensbildung, der rational und auf der Basis von Expertenwissen funktionieren sollte. Diesen politisch-philanthropischen Komplex interpretiert Müller als ein „autokorrektives System“, das in erster Linie der Produktion von optimiertem Wissen gewidmet war. Wer darin reüssierte, verdankte dies effizienten Netzwerken, vor allem aber wissenschaftlicher Exzellenz.
Habitus, Geschlecht, akademische Hierarchien, ökonomische Bedingtheiten, symbolische Inszenierungen – die Intellektuellen, die Müller vorstellt, bewegen sich weitgehend jenseits dieser, das Denken gleichwohl (auch in der Gegenwart) nicht nur beiläufig bestimmender Kategorien. In ihrer systematischen Berücksichtigung lägen nicht nur weitere Aufschlüsse über die Frage, warum diese Gelehrten den Kalten Krieg zwar nicht für ihre Ideen entscheiden, aber unter der Ägide der politisch Mächtigen dennoch zeitweilig eigene wissenschaftliche Schlachten schlagen konnten. Auch Grundsätzliches über das Funktionieren wissenschaftlicher Denkgemeinschaften in der Demokratie wäre dabei noch zu erfahren.
Tim B. Müller
Krieger und Gelehrte
Herbert Marcuse und die Denksysteme im Kalten Krieg. Hamburger Edition, Hamburg 2010. 736 Seiten, 35 Euro.
Auf Kosten der Vereinigten
Staaten durfte Herbert Marcuse
seine Theorien entspinnen
Ideologie zählt nichts,
Expertenwissen alles – ein
liebenswürdiger Irrtum
So war das im Kalten Krieg: Stolz ließ die Sowjetunion anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der Oktoberrevolution von 1917 Raketen durch Moskau rollen. Die USA finanzierten Intellektuelle wie Herbert Marcuse, die mit der Idee „Unamerikanischer Umtriebe“ nichts anfangen konnten. Foto: Bettmann / Corbis
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Einladung der USA
Tim B. Müller beschreibt ein faszinierendes Kapitel der
Geschichte des Kalten Krieges Von Stefanie Middendorf
Für die Neue Linke war es der Sündenfall. Einer ihrer Vordenker, Herbert Marcuse, hatte in den Kriegs- und Nachkriegsjahren für den amerikanischen Klassenfeind gearbeitet. „Herbert, sag uns, warum dich der CIA bezahlt“, verlangte 1968 im römischen Teatro Episeo Daniel Cohn-Bendit zu wissen. Marcuse, der eigentlich über das auch sehr wichtige Thema „Andere Menschen in einer anderen Dimension“ hatte sprechen wollen, verließ kurz darauf den Saal durch den Seitenausgang. Die Empörung der studentischen Protestierer blieb.
Die Texte, die linke emigrierte Intellektuelle im Auftrag der US-Regierung verfassten, erschienen vielen 68ern allenfalls als Zugeständnis an den amerikanischen Geist plausibel, geboren aus dem Ausnahmezustand des Krieges und der existentiellen Unsicherheit emigrierter Gelehrter. Im Gefolge dieser Wahrnehmung galten Marcuses Jahre im Office of Strategic Services und im State Department lange als Phase der Entfremdung eines im Exil entwurzelten Intellektuellen, der später aus guten Gründen von dieser Zeit geschwiegen habe.
Die Dissertation des Historikers Tim B. Müller nimmt das Wirken von „Marcuse und seinen Freunden“, wie er schreibt, nun unter veränderten, genauer: unter sehr viel gegenwärtigeren Voraussetzungen in den Blick. Müller will das politische und wissenschaftliche Wirken jener intellektuellen Zirkel würdigen, die zunächst für Regierungsstellen und später an amerikanischen Universitäten tätig waren. Empörung über die Tatsache, dass auch Marxisten und Dialektiker für die US-Regierung arbeiteten, treibt Müller nicht an. Eher schon Bewunderung für die scheinbar selbstverständliche Intellektualität einer liberalen Konstellation von Wissenschaft und Politik, in der „objektives“ Expertenwissen gefragt war und abweichende Meinungen gefördert wurden, weil es dem modernisierungstheoretischen Selbstverständnis entsprach. Marcuse und daneben dem Politologen Franz Neumann gilt die besondere Aufmerksamkeit.
Doch auch das breitere Feld der geheimdienstlichen Forschungsabteilungen, wissenschaftspolitisch tätigen Stiftungen und universitären Einrichtungen wird vermessen: Müller beschreibt die gesamte Sphäre, in der diese Männer (Frauen treten nur in Ausnahmefällen auf) sich bewegten. So wird verständlich, wie die im Kalten Krieg aufgebrochenen „intellektuellen Kampfzonen“, aber auch die Erfahrung informeller Begegnungen und administrativer Eigenheiten das bewirkten, was Müller eine „epistemische“ Gemeinschaft nennt. Einfacher gesagt: Man diskutierte gern miteinander – gelehrt und engagiert zugleich.
So wurde amerikanischen Regierungsstellen und Stiftungen (allen voran der Rockefeller Foundation) strategisches Wissen bereitgestellt, das den politischen Handlungsrahmen erweitern sollte: Im Kalten Krieg wurde für Entspannung plädiert. Während unter Joseph McCarthy die Angst regierte, schrieben Marcuse, Neumann und mit ihnen andere emigrierte Intellektuelle in einer Art „akademischer Unterwelt“ Visionen des New Deal fort und erörterten linke Alternativen zur bestehenden Gesellschaft. Dies bedeutete aber gerade nicht, dass sie ihr sozialistisches Weimarer Erbe in einem Akt der Subversivität in die Überlegungen ihrer Kollegen und Auftraggeber in den USA einbrachten, wie es die Exilforschung lange Zeit annahm – sondern dass sie wirklich zu „amerikanischen Intellektuellen“ wurden.
Dies gilt im Besonderen für Herbert Marcuse. Er avancierte in Amerika nicht bloß zum Kultintellektuellen der Studentenbewegung und zum Medienliebling, dessen Kritik an der eindimensionalen Gesellschaft ihm sogar das Wohlwollen Papst Paul VI. einbrachte, sondern hing seit seiner Geheimdienstzeit auch einem intellektuellen Produktionszusammenhang an, der Forschung stets auf die politische Praxis ausrichtete. Im Glauben an die emanzipatorische Kraft der Politik und an die politische Dimension des Wissens war Marcuse zutiefst amerikanisch geworden.
Deutlich wird dies insbesondere, wenn man Marcuses Haltung mit der von Theodor W. Adorno kontrastiert: Adornos skrupulöseres Ringen um das richtige Verhältnis von Theorie und Praxis führte ihn in die Remigration und letztlich in den politischen Rückzug. Für Adorno wurde das „Institut“ (für Sozialforschung) zur einzigen Heimat. Marcuse hingegen fühlte sich in den amerikanischen Verhältnissen zu Hause. Mit dieser Argumentation befreit Müller Marcuses Biographie von der Reduktion auf eine isolierte Exilgeschichte.
Dabei fällt Müllers Charakterisierung „amerikanischer“ Intellektualität allerdings recht eindimensional und in der Summe sicherlich zu euphorisch aus, wenngleich er die problematischen Erfahrungen der emigrierten Gelehrten in den USA und die Engführungen der administrativen und politischen (Denk-) Systeme, innerhalb derer sie arbeiteten, durchaus darlegt. Analytisch aber spielen diese Widersprüche eine nachrangige Rolle, denn der Fokus liegt auf den Möglichkeiten und weniger auf den Zwängen dieser besonderen Allianz von Wissenschaft, Regierung und Philanthropie.
Gelehrt und engagiert zugleich – das ist auch diese Studie. Ihr geht es nicht allein um das wissenschaftshistorische Verständnis einflussreicher intellektueller Publikationen der 1940er bis 1960er Jahre, sondern auch um die Sichtung und Sicherung des Erbes eines demokratisch-sozialistischen Liberalismus, der im Kalten Krieg zunehmend in Vergessenheit geriet und in den heutigen USA, in denen schon eine Gesundheitsreform unter Kommunismusverdacht geraten kann, schmerzlich vermisst wird. Doch nicht nur politisch schreibt Müller das Projekt der von ihm untersuchten Gelehrten-Krieger fort. Sein Buch ist auch die Vision einer erneuerten Ideengeschichte, um die es ihm – gewissermaßen als Schüler seiner Protagonisten – zu tun ist: Er sympathisiert mit seinen „Helden“. Das so entstandene Buch ist ausgesprochen lesenswert, es wird den Komplexitäten einer „Geistesgeschichte“ des Kalten Krieges und einer Erfahrungsgeschichte von Wissensproduktionen sehr viel stärker gerecht als viele bisherige Darstellungen.
„Macht und Wissen, Gerüchte und Gelehrsamkeit, Animositäten und Argumente, Reputation und Redlichkeit“: All dies versucht Müller in den Blick zu nehmen, im Sinne einer Ideengeschichte, „in der die soziale, ökonomische und politische Realität greifbar wird“. Die stellenweise fast atemlose, manchmal allzu ausführliche Präsentation intellektueller Interventionen ist vielfach mitreißend, und die Ernsthaftigkeit der Spurensuche beeindruckt.
Doch ist es gerade der weitere Rahmen gesellschaftlicher Wirklichkeiten, der in dieser Untersuchung blass bleibt. Die Maßstäbe der Bewertung, die Müller heranzieht, sind die seiner Protagonisten selbst. Ihr geistiges Handeln bezog sich auf einen Kosmos politischer Meinungs- und Willensbildung, der rational und auf der Basis von Expertenwissen funktionieren sollte. Diesen politisch-philanthropischen Komplex interpretiert Müller als ein „autokorrektives System“, das in erster Linie der Produktion von optimiertem Wissen gewidmet war. Wer darin reüssierte, verdankte dies effizienten Netzwerken, vor allem aber wissenschaftlicher Exzellenz.
Habitus, Geschlecht, akademische Hierarchien, ökonomische Bedingtheiten, symbolische Inszenierungen – die Intellektuellen, die Müller vorstellt, bewegen sich weitgehend jenseits dieser, das Denken gleichwohl (auch in der Gegenwart) nicht nur beiläufig bestimmender Kategorien. In ihrer systematischen Berücksichtigung lägen nicht nur weitere Aufschlüsse über die Frage, warum diese Gelehrten den Kalten Krieg zwar nicht für ihre Ideen entscheiden, aber unter der Ägide der politisch Mächtigen dennoch zeitweilig eigene wissenschaftliche Schlachten schlagen konnten. Auch Grundsätzliches über das Funktionieren wissenschaftlicher Denkgemeinschaften in der Demokratie wäre dabei noch zu erfahren.
Tim B. Müller
Krieger und Gelehrte
Herbert Marcuse und die Denksysteme im Kalten Krieg. Hamburger Edition, Hamburg 2010. 736 Seiten, 35 Euro.
Auf Kosten der Vereinigten
Staaten durfte Herbert Marcuse
seine Theorien entspinnen
Ideologie zählt nichts,
Expertenwissen alles – ein
liebenswürdiger Irrtum
So war das im Kalten Krieg: Stolz ließ die Sowjetunion anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der Oktoberrevolution von 1917 Raketen durch Moskau rollen. Die USA finanzierten Intellektuelle wie Herbert Marcuse, die mit der Idee „Unamerikanischer Umtriebe“ nichts anfangen konnten. Foto: Bettmann / Corbis
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.12.2011Wer mit dem Feind vertraut wird, sieht ihn mitunter schnell im eigenen Lager
Kapitel einer transatlantischen Wissenschaftsgeschichte: Tim B. Müller geht der Frage nach, was Gelehrte im Kalten Krieg aus ihrer Arbeit für die nationale Sicherheit lernten
Wer die Überreste der intellektuellen Architektur des Kalten Krieges freilegen will, muss manche Selbst- und Fremdinszenierungen aus dem Weg räumen. Eine davon ist die Geschichte von Herbert Marcuses zehn unproduktiven Jahren im Dienste des amerikanischen Geheimdienstes.
Der deutschamerikanische Philosoph und Politologe selbst deutete die Zeit von 1942 bis 1952 als eine für sein Werk unbedeutende Episode des Broterwerbs. Der am Hamburger Institut für Sozialforschung tätige Historiker Tim B. Müller interpretiert dagegen den Dienst liberaler Gelehrter in Stiftungen und strategischen Staatsapparaten nun als Phase des Übergangs, in der entscheidende Weichen für die Entwicklung neuer wissenschaftlicher Perspektiven gestellt wurden. Im Mittelpunkt steht dabei Marcuse. Doch auch der Politikwissenschaftler Franz Neumann, der Staats- und Verfassungstheoretiker Otto Kirchheimer und der Philosoph Hans Meyerhoff haben ihren Platz in den von Müller nachgezeichneten Netzwerken des Wissens. Hinzu kommen amerikanische Gelehrte wie der Historiker Stuart Hughes und - als einziger noch lebender Protagonist - der 1915 geborene Historiker Carl Schorske.
Zunächst schildert Müller in einem weit ausgreifenden Eingangskapitel die Geschichte des amerikanischen Geheimdienstes, die mit dem von 1941 an aufgebauten "Office of Strategic Services" (OSS) beginnt. Hier taten viele deutschjüdische Emigranten Dienst, in enger Zusammenarbeit mit jüngeren amerikanischen Wissenschaftlern. Um diese Gelehrtennetzwerke geht es dem Autor. Hier wurden die Grundlagen zur Beurteilung der politischen Situation erarbeitet und Pläne zu ihrer Gestaltung entwickelt: zum Umgang mit Nachkriegsdeutschland, zur Ahndung der nationalsozialistischen Kriegsverbrechen, zur Zukunft eines wirtschaftlich und politisch integrierten Europa.
Mit immensem Fleiß hat der Autor aus den archivalischen Quellen geschöpft, Akten und Korrespondenzen ausgewertet und sein reiches Material in den Zeitläuften verortet. Briefe und Vermerke, Memoranden und Länderberichte, geheimdienstliche und wissenschaftliche Texte unterschiedlichster Art lassen sich so in ihrer Bedeutung für Autoren und zeitgenössische Leser verstehen - und in ihrer historischen Wirkung.
Dabei zeigt sich, dass sich seine Protagonisten die Methoden der Geheimdienstarbeit, die Verknüpfung von interdisziplinären und transregionalen Forschungsperspektiven dauerhaft aneigneten. Die Arbeit an Strategiepapieren schärfte den Sinn für genaue regionalwissenschaftliche Analysen und Länderberichte, die den historischen, soziologischen und politikwissenschaftlichen Blick ebenso einbeziehen wie die Perspektive des Ökonomen und Juristen. Der genaue Blick auf den Gegner ermöglichte einen "Wandel durch Annäherung", eine Entspannungspolitik, die den Kalten Krieg vor prekären heißen Konfliktphasen bewahrte.
Müller beschreibt überschwenglich ein "Kreativzentrum der strategischen Staatsapparate", "eine Art Institute of Advanced Study jenseits des hektischen operativen Geschäfts". Auf seiner Reise durch die führenden sowjetologischen Institute Amerikas sei Marcuse der Logik der Geheimdienstforschung verpflichtet geblieben. "Seine akademische Karriere fand nicht nur auf epistemologischer Ebene im Sog der Geheimdienste statt. Marcuse, Neumann, Kirchheimer und viele ihrer amerikanischen Freunde und Kriegskameraden knüpften als Gelehrte unmittelbar an ihre Geheimdienstarbeit an. Die persönlichen Beziehungen aus dieser Zeit kamen ihnen dabei zupass."
Im Anschluss an ihre Tätigkeit im Geheimdienst fanden sich Marcuse und seine Freunde - von Müller immer wieder etwas missverständlich als "Kriegskameraden" bezeichnet - in einer neuen Konstellation, in die sich die bestehenden Netzwerke nahtlos einfügten. Es formierte sich ein "politisch-philanthropischer Komplex", in dem Forschung auf höchstem wissenschaftlichem Niveau der nationalen Sicherheit dienen sollte. Am Beispiel des von der Rockefeller Foundation geförderten Russian Institute an der New Yorker Columbia University, an dem Marcuse als "Marxist in Residence" galt, zeigt der Autor, dass die Stiftung sich auch in den Turbulenzen der McCarthy-Ära nicht von antikommunistischen Agitatoren einschüchtern ließ und an der Förderung linker Gelehrter festhielt, die wissenschaftliche Traditionen ebenso wie politische Prägungen aus den Jahren der Weimarer Republik im Gepäck hatten. Diese Gelehrten, so Müller, "operierten innerhalb eines Dispositivs der Entspannung. Die liberalen Eliten, die zu diesem Zeitpunkt die Stiftungen und die strategischen Staatsapparate dominierten, setzten auf eine Politik des Interessenausgleichs mit der Sowjetunion und warteten auf den langsamen inneren Wandel des Gegners. In diesem Zusammenhang waren Ergebnisse willkommen, die zur feineren Erfassung des Gegners und zur Begründung der Entspannungspolitik herangezogen werden konnten."
Mit der Publikation von Marcuses "Eros and Civilization" lässt Tim B. Müller diese Phase enden. Mit seinem Gegenentwurf zu einer von sozialer wie sexueller Unterdrückung beschädigten Gesellschaft wird Marcuse zum intellektuellen Stichwortgeber der studentischen Protestbewegung der sechziger Jahre. In Marcuses Fall habe das geheimdienstliche Vertrautwerden mit dem Feind womöglich auch zur Verfeindung mit dem Vertrauten geführt: "Nach einer Phase des Arrangements mit der liberalen Ordnung begann Marcuse in den sechziger Jahren, im Vertrauten, in der amerikanischen Gesellschaft, eine Nähe zu den totalitären Gesellschaften zu erkennen, die er als Deutschland- und Kommunismusanalytiker des amerikanischen Geheimdienstes erforscht hatte."
Tim B. Müller verfolgt die Spuren seiner Protagonisten weiter, bis zum Beginn des neuen Jahrtausends. Seine theoretischen Deutungen sind dabei nicht immer so überzeugend wie die eindrucksvollen Erträge seiner Archivstudien. Müller zielt auf eine "Ideengeschichte, die sich für die politischen und institutionellen Kontexte, für die materiellen und epistemologischen Bedingungen von Ideen und Intellektuellen interessiert". Das ist kein kleines Unterfangen, und der Autor macht aus seiner Ambition keinen Hehl.
In diesem Buch, flüssig und über weite Strecken spannend erzählt, werden zentrale Kapitel einer transatlantischen Wissenschaftsgeschichte der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts verhandelt. Es führt seine Leser zurück in eine Zeit, in der Wissenschaft Politik machte. Auf lange Sicht bedeutsamer aber mag wohl umgekehrt der Einfluss des Politischen auf die Wissenschaft, ihre institutionellen Strukturen und ihre Akteure gewesen sein.
ALEXANDRA KEMMERER.
Tim B. Müller: "Krieger und Gelehrte". Herbert Marcuse und die Denksysteme im Kalten Krieg.
Hamburger Edition, Hamburg 2010. 736 S., geb., 35,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kapitel einer transatlantischen Wissenschaftsgeschichte: Tim B. Müller geht der Frage nach, was Gelehrte im Kalten Krieg aus ihrer Arbeit für die nationale Sicherheit lernten
Wer die Überreste der intellektuellen Architektur des Kalten Krieges freilegen will, muss manche Selbst- und Fremdinszenierungen aus dem Weg räumen. Eine davon ist die Geschichte von Herbert Marcuses zehn unproduktiven Jahren im Dienste des amerikanischen Geheimdienstes.
Der deutschamerikanische Philosoph und Politologe selbst deutete die Zeit von 1942 bis 1952 als eine für sein Werk unbedeutende Episode des Broterwerbs. Der am Hamburger Institut für Sozialforschung tätige Historiker Tim B. Müller interpretiert dagegen den Dienst liberaler Gelehrter in Stiftungen und strategischen Staatsapparaten nun als Phase des Übergangs, in der entscheidende Weichen für die Entwicklung neuer wissenschaftlicher Perspektiven gestellt wurden. Im Mittelpunkt steht dabei Marcuse. Doch auch der Politikwissenschaftler Franz Neumann, der Staats- und Verfassungstheoretiker Otto Kirchheimer und der Philosoph Hans Meyerhoff haben ihren Platz in den von Müller nachgezeichneten Netzwerken des Wissens. Hinzu kommen amerikanische Gelehrte wie der Historiker Stuart Hughes und - als einziger noch lebender Protagonist - der 1915 geborene Historiker Carl Schorske.
Zunächst schildert Müller in einem weit ausgreifenden Eingangskapitel die Geschichte des amerikanischen Geheimdienstes, die mit dem von 1941 an aufgebauten "Office of Strategic Services" (OSS) beginnt. Hier taten viele deutschjüdische Emigranten Dienst, in enger Zusammenarbeit mit jüngeren amerikanischen Wissenschaftlern. Um diese Gelehrtennetzwerke geht es dem Autor. Hier wurden die Grundlagen zur Beurteilung der politischen Situation erarbeitet und Pläne zu ihrer Gestaltung entwickelt: zum Umgang mit Nachkriegsdeutschland, zur Ahndung der nationalsozialistischen Kriegsverbrechen, zur Zukunft eines wirtschaftlich und politisch integrierten Europa.
Mit immensem Fleiß hat der Autor aus den archivalischen Quellen geschöpft, Akten und Korrespondenzen ausgewertet und sein reiches Material in den Zeitläuften verortet. Briefe und Vermerke, Memoranden und Länderberichte, geheimdienstliche und wissenschaftliche Texte unterschiedlichster Art lassen sich so in ihrer Bedeutung für Autoren und zeitgenössische Leser verstehen - und in ihrer historischen Wirkung.
Dabei zeigt sich, dass sich seine Protagonisten die Methoden der Geheimdienstarbeit, die Verknüpfung von interdisziplinären und transregionalen Forschungsperspektiven dauerhaft aneigneten. Die Arbeit an Strategiepapieren schärfte den Sinn für genaue regionalwissenschaftliche Analysen und Länderberichte, die den historischen, soziologischen und politikwissenschaftlichen Blick ebenso einbeziehen wie die Perspektive des Ökonomen und Juristen. Der genaue Blick auf den Gegner ermöglichte einen "Wandel durch Annäherung", eine Entspannungspolitik, die den Kalten Krieg vor prekären heißen Konfliktphasen bewahrte.
Müller beschreibt überschwenglich ein "Kreativzentrum der strategischen Staatsapparate", "eine Art Institute of Advanced Study jenseits des hektischen operativen Geschäfts". Auf seiner Reise durch die führenden sowjetologischen Institute Amerikas sei Marcuse der Logik der Geheimdienstforschung verpflichtet geblieben. "Seine akademische Karriere fand nicht nur auf epistemologischer Ebene im Sog der Geheimdienste statt. Marcuse, Neumann, Kirchheimer und viele ihrer amerikanischen Freunde und Kriegskameraden knüpften als Gelehrte unmittelbar an ihre Geheimdienstarbeit an. Die persönlichen Beziehungen aus dieser Zeit kamen ihnen dabei zupass."
Im Anschluss an ihre Tätigkeit im Geheimdienst fanden sich Marcuse und seine Freunde - von Müller immer wieder etwas missverständlich als "Kriegskameraden" bezeichnet - in einer neuen Konstellation, in die sich die bestehenden Netzwerke nahtlos einfügten. Es formierte sich ein "politisch-philanthropischer Komplex", in dem Forschung auf höchstem wissenschaftlichem Niveau der nationalen Sicherheit dienen sollte. Am Beispiel des von der Rockefeller Foundation geförderten Russian Institute an der New Yorker Columbia University, an dem Marcuse als "Marxist in Residence" galt, zeigt der Autor, dass die Stiftung sich auch in den Turbulenzen der McCarthy-Ära nicht von antikommunistischen Agitatoren einschüchtern ließ und an der Förderung linker Gelehrter festhielt, die wissenschaftliche Traditionen ebenso wie politische Prägungen aus den Jahren der Weimarer Republik im Gepäck hatten. Diese Gelehrten, so Müller, "operierten innerhalb eines Dispositivs der Entspannung. Die liberalen Eliten, die zu diesem Zeitpunkt die Stiftungen und die strategischen Staatsapparate dominierten, setzten auf eine Politik des Interessenausgleichs mit der Sowjetunion und warteten auf den langsamen inneren Wandel des Gegners. In diesem Zusammenhang waren Ergebnisse willkommen, die zur feineren Erfassung des Gegners und zur Begründung der Entspannungspolitik herangezogen werden konnten."
Mit der Publikation von Marcuses "Eros and Civilization" lässt Tim B. Müller diese Phase enden. Mit seinem Gegenentwurf zu einer von sozialer wie sexueller Unterdrückung beschädigten Gesellschaft wird Marcuse zum intellektuellen Stichwortgeber der studentischen Protestbewegung der sechziger Jahre. In Marcuses Fall habe das geheimdienstliche Vertrautwerden mit dem Feind womöglich auch zur Verfeindung mit dem Vertrauten geführt: "Nach einer Phase des Arrangements mit der liberalen Ordnung begann Marcuse in den sechziger Jahren, im Vertrauten, in der amerikanischen Gesellschaft, eine Nähe zu den totalitären Gesellschaften zu erkennen, die er als Deutschland- und Kommunismusanalytiker des amerikanischen Geheimdienstes erforscht hatte."
Tim B. Müller verfolgt die Spuren seiner Protagonisten weiter, bis zum Beginn des neuen Jahrtausends. Seine theoretischen Deutungen sind dabei nicht immer so überzeugend wie die eindrucksvollen Erträge seiner Archivstudien. Müller zielt auf eine "Ideengeschichte, die sich für die politischen und institutionellen Kontexte, für die materiellen und epistemologischen Bedingungen von Ideen und Intellektuellen interessiert". Das ist kein kleines Unterfangen, und der Autor macht aus seiner Ambition keinen Hehl.
In diesem Buch, flüssig und über weite Strecken spannend erzählt, werden zentrale Kapitel einer transatlantischen Wissenschaftsgeschichte der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts verhandelt. Es führt seine Leser zurück in eine Zeit, in der Wissenschaft Politik machte. Auf lange Sicht bedeutsamer aber mag wohl umgekehrt der Einfluss des Politischen auf die Wissenschaft, ihre institutionellen Strukturen und ihre Akteure gewesen sein.
ALEXANDRA KEMMERER.
Tim B. Müller: "Krieger und Gelehrte". Herbert Marcuse und die Denksysteme im Kalten Krieg.
Hamburger Edition, Hamburg 2010. 736 S., geb., 35,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Eine so spannende wie ambitionierte Ideen- und Wissenschaftsgeschichte legt der Autor laut Alexandra Kemmerer mit seiner Studie zum Wirken und Werden liberaler Gelehrter in den staatlichen Apparaten des Kalten Krieges vor. Was Tim B. Müller vom Hamburger Institut für Sozialforschung vor allem beherrscht, ist offenbar das Durchstöbern von Archiven. Die theoretische Deutung seiner Funde konnte Kemmerer hingegen nicht immer überzeugen. Dennoch erfährt sie viel über die Arbeit der amerikanischen Geheimdienste und die Gelehrtennetzwerke um Leute wie Herbert Marcuse, Otto Kirchheimer und Hans Meyerhoff, in denen politisches Handeln, etwa der Umgang mit Nachkriegsdeutschland oder einem integrierten Europa, vorbereitet wurde. Das Verorten der Quellentexte, Briefe, Akten etc. in ihrer Zeit gelingt dem Autor laut Kemmerer in einer Weise, die dem Leser die Wirkung der Wissenschaft auf den Gang der Geschichte offenbart.
© Perlentaucher Medien GmbH
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