Die Kriegsfibel ist Brechts letztes lyrisches Werk und Kultbuch der frühen Friedensbewegung. Dennoch blieb die wissenschaftliche Rezeption bis heute erstaunlich zurückhaltend. Die Studie rekonstruiert zum ersten Mal erschöpfend die einzelnen Textschichten und unterzieht alle Bildepigramme einer umfassenden Analyse. Dabei stellt sich heraus, dass Brecht mit seiner 1955 erstellten Fassung der Kriegsfibel beständig auf die um zehn Jahre ältere Erstfassung verweist und somit die durchgängig zu beobachtenden Mechanismen der Selbsthistorisierung und Selbstrelativierung zum eigentlichen Gehalt dieser ›zweiten‹ Kriegsfibel werden lässt: Impliziert werden so zehn Jahre deutscher Geschichte samt Kapitulation, Staatengründung und 17. Juni.
Welf Kienast bezieht mit dieser »Rettung« eines oft als Zweckliteratur verkannten Werkes exemplarisch Stellung gegen die weit verbreitete Trennung von künstlerischem Gehalt und politischer Wirkungsabsicht. Er fordert die umfassende Neubewertung engagierter Literatur, deren negative Rezeption in der Vergangenheit gerne Eindeutigkeit mit Simplizität verwechselt hat.
Welf Kienast bezieht mit dieser »Rettung« eines oft als Zweckliteratur verkannten Werkes exemplarisch Stellung gegen die weit verbreitete Trennung von künstlerischem Gehalt und politischer Wirkungsabsicht. Er fordert die umfassende Neubewertung engagierter Literatur, deren negative Rezeption in der Vergangenheit gerne Eindeutigkeit mit Simplizität verwechselt hat.