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Die Reaktion der deutschen Öffentlichkeit auf den Beginn des Ersten Weltkriegs wird of vereinfacht dargestellt. Es herrscht das Bild einer furchtlosen, verblendeten Massenbegeisterung für den Waffengang vor, die erst allmählich der Schreckenswahrnehmung und der Ernüchterung gewichen sei. Die vorliegende Fallstudie hinterfragt diese Interpretation. Am Beispiel der Stadt Freiburg werden die sozialhistorischen Auswirkungen der ersten Kriegsmonate und ihre Wahrnehmung durch die zivile Öffentlichkeit untersucht. In Baden wie in anderen Regionen des Reiches lässt sich eine Synchronie von…mehr

Produktbeschreibung
Die Reaktion der deutschen Öffentlichkeit auf den Beginn des Ersten Weltkriegs wird of vereinfacht dargestellt. Es herrscht das Bild einer furchtlosen, verblendeten Massenbegeisterung für den Waffengang vor, die erst allmählich der Schreckenswahrnehmung und der Ernüchterung gewichen sei. Die vorliegende Fallstudie hinterfragt diese Interpretation. Am Beispiel der Stadt Freiburg werden die sozialhistorischen Auswirkungen der ersten Kriegsmonate und ihre Wahrnehmung durch die zivile Öffentlichkeit untersucht. In Baden wie in anderen Regionen des Reiches lässt sich eine Synchronie von positiv-kriegsbereiten und negativ-kriegsbefürchtenden Gemütslagen feststellen, die sich nicht in einen Gegensatz von Kriegsfurcht sowie individuellem Leiden einerseits und kollektiver Kriegsbegeisterung andererseits pressen lassen. Vielmehr wurden die emotionalen Extreme im Rahmen des öffentlichen Kriegsdiskurses zusammengeführt. Es entstand eine Kriegsstimmung, in der Begeisterung nicht blinde Kampfeslust bedeutete, sondern Bereitschaft, den als aufgezwungen empfundenen Konflikt mit Entschlossenheit und in Eintracht zu führen. Bedrückende Erfahrungen wie die Jagd nach Spionen, die Hamsterkäufe oder ? als badischer Sonderfall ? die Angst vor der französischen Invasion gehören ebenso zum August 1914 wie die Freiwilligmeldungen oder die jubelnden Straßenumzüge. Als solches sind sie Teil des historischen, nicht aber des stilisierten Augusterlebnisses von 1914.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.1998

Hinweis

AUGUSTERLEBNIS. Die Kriegsbegeisterung im August 1914 gehörte lange Zeit zu den Sterotypen kollektiver Erinnerung wie der historischen Forschung. In bewußter Opposition dazu haben sich alltagsgeschichtliche Studien bemüht, das sogenannte Augusterlebnis als eine Legende kriegsverherrlichender Wortführer zu entlarven. Christian Geinitz, Redakteur dieser Zeitung, weist in seiner Untersuchung zur Rezeption des Kriegsbeginns 1914 beide Verallgemeinerungen als zu pauschal zurück. Indem er die Aufnahme des Krieges durch die Öffentlichkeit in Freiburg im Breisgau mit den Erkenntnissen anderer regionalgeschichtlicher Studien und Kriegschroniken vergleicht, kommt er zu dem Ergebnis, daß sich Kriegsfurcht und Kampfbereitschaft im Verständnis der damaligen Zeit nicht ausschlossen, sondern ergänzten. Die zur Schau gestellte "Begeisterung" entsprang im seltensten Fall ignoranter Kriegsverherrlichung, sondern sollte die Bereitschaft demonstrieren, den als aufgezwungen empfundenen Krieg in Eintracht und Entschlossenheit zu führen. (Christian Geinitz: Kriegsfurcht und Kampfbereitschaft. Das Augusterlebnis in Freiburg. Eine Studie zum Kriegsbeginn 1914. Klartext Verlag, Essen 1998. 466 S., geb., 78.- DM) F.A.Z.

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