Fast alle Gesellschaften haben sich bemüht, der organisierten Gewalt in Kriegen Grenzen zu setzen. Seitdem es Regeln für die Kriegführung gab, sind diese aber auch immer wieder gebrochen worden. Dabei kam es zu ungezählten Gewalttaten an meist Wehrlosen, die in das Kampfgeschehen im Frontbereich oder im Hinterland verwickelt waren. Der vorliegende Band befasst sich mit den von Kriegsbrauch oder Völkerrecht vorgegebenen Regeln für den Umgang mit feindlichen Soldaten und Zivilisten und mit ihrer Verletzung. Historikerinnen und Historiker aus sechs Ländern untersuchen - epochenübergreifend vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert - solche Norm- und Rechtsverletzungen. Ausgewählte Fallbeispiele machen deutlich, von wem, in welcher Form, unter welchen Umständen und aus welchem Anlass diese Grenzen jeweils überschritten wurden. Welche Taten sich von der als "normal" empfundenen Gewalt des Krieges abhoben, wird ebenso aufgezeigt wie die je nach Zeit und Umständen unterschiedliche Auffassung darüber, was denn überhaupt als "Kriegsgreuel" anzusehen sei.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Mit großem Lob bedenkt Thomas Speckmann diesen Band über Kriegsgräuel, den Daniel Hohrath und Sönke Neitzel herausgegeben haben. Er findet darin eine Fülle von Fallstudien, die Beispiele von regelwidriger Gewalt in Kriegen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert erhellen. Eine der Stärken des Buchs sieht Speckmann im Nachweis der "Prinzipien und Mechanismen entgrenzter Gewalt" in kriegerischen Konflikten. Deutlich wird für Speckmann das breite Spektrum an Variationen im Blick die Entgrenzung der Gewalt, die Opferzahlen, die Ausmaße der Schäden und Folgen. Die angesichts der Schrecken der Kriege naheliegende Meinung, gewaltbegrenzende Regeln im Krieg zu befolgen sei eher die Ausnahme, die Regellosigkeit dagegen der Normalzustand gewesen, wird nach Ansicht Speckmanns von den Autoren allerdings widerlegt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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