Die beiden Weltkriege haben den politischen Globus geprägt - aber das Wesen von Krieg und Gewalt selbst hat sich seither gewandelt. Herfried Münkler zeichnet diese kulturelle wie politische Evolution nach: So begünstigte gerade das Verschwinden von Imperien neue, endlose Kleinkriege - die teilkollabierten Gebiete im Nahen Osten etwa gründen auf dem Machtvakuum, das das untergegangene Osmanische Reich hinterließ. Die Soldaten solcher Konflikte sind heute weniger in Armeen als in kleinen Trupps formiert, deren brutalste Spielart der terroristische Einzelkämpfer ist. Auch die geopolitischen Konfliktlinien verlaufen nur noch selten entlang physischer Grenzen, sondern vielmehr zwischen konkurrierenden Werten, zwischen Demagogie und Aufklärung, Arm und Reich, zwischen Datenschutz und Datenspionage in künftigen Cyberkriegen. Nicht zuletzt aus diesen Gründen plädiert Herfried Münkler, der sich einmal mehr als ein Meister der Zeitdiagnostik erweist, vehement für eine echte geopolitische Strategie des Westens.
Ein Buch, das uns die neuen Formen der Gewalt und die Welt von heute besser begreifen lässt.
Ein Buch, das uns die neuen Formen der Gewalt und die Welt von heute besser begreifen lässt.
buecher-magazin.deHerfried Münkler hatte sich um die Jahrtausendwende mit seinen Thesen über die "neuen Kriege" einen Namen gemacht. Wer wissen will, was zehn Jahre später - nach den Konflikten im Irak, in Afghanistan, in der Ukraine oder in Syrien - daraus geworden ist, greift zum neuen Buch des Politikwissenschaftlers. Wie damals ist er überzeugt, dass Staaten das Monopol der Kriegsführung verloren haben, dieses stünde unter dem Einfluss von Warlords und globalen Terrornetzwerken. Münkler sieht außerdem eine weitere besorgniserregende Entwicklung kommen: die Entstehung von "hybriden" Konflikten. Wie in der Ukraine würden diese sowohl in die Kategorie "Bürgerkrieg" passen als auch zwischenstaatliche Auseinandersetzungen mit sich bringen. Passend zum Titel "Kriegssplitter" zeigt das Buch verschiedene Aspekte des Themas: die Lektionen aus der Geschichte der Weltkriege, die veränderten Auffassungen von Heldentum und Opferbereitschaft oder den Cyberkrieg. Münkler liefert kein Standardwerk mit neuen Erkenntnissen, aber ein Kaleidoskop seiner Analysen über dies und jenes. Wiederholungen und wissenschaftlicher Jargon gehören leider dazu, aber auch anregende Argumente, zum Beispiel über die Rolle der Medien im modernen Kriegsgeschehen.
© BÜCHERmagazin, Claire-Lise Tull
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.01.2016Bedrohung der Wohlstandszone
Herfried Münkler über die Bedeutung von Krieg und Gewalt in unserer Zeit
Der Krieg hat Deutschland wieder erreicht. Kehrte mit den Kämpfen im Osten der Ukraine erstmals die Angst vor einem großen Krieg wieder nach Deutschland zurück, werden die Deutschen nun seit mehreren Wochen mit den Folgen des seit vier Jahren andauernden Bürgerkriegs in Syrien konfrontiert. Tausende syrische Flüchtlinge haben unter unsäglichen Mühen Schutz vor dem mörderischen Bürgerkrieg in Deutschland gesucht. Sie wurden mit großer Hilfsbereitschaft empfangen. Neben der Frage, "ob wir das wirklich schaffen", wird in den vergangenen Wochen verstärkt die Frage nach den Fluchtmotiven und damit nach den Ursachen sowie vor allem nach einer Lösung des Konflikts diskutiert.
Für viele unerwartet ist der Traum vom "ewigen Frieden" in Europa durch eine schnelle Folge von Krisen an der europäischen Peripherie abgelöst worden, deren Auswirkungen auf das Zentrum Europas weder gesellschaftlich, militärisch noch politisch abzusehen sind. Umso mehr, da diese Krisen mit einer erschreckenden, unvorstellbaren Gewalt gegenüber der Umwelt, einmaligen Weltkulturgütern und vor allem gegenüber unbeteiligten Menschen einhergehen.
Was bedeuten Gewalt und Krieg in unserer Zeit? Der Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler hat seit Jahren immer wieder diese Frage in den Mittelpunkt seines Schaffens gestellt. Mit seinem Buch "Die neuen Kriege" hat er vor über zehn Jahren den längst überfälligen Anstoß für eine intensivere Beschäftigung über Krieg und Gewalt im 21. Jahrhundert in Deutschland gegeben. Zuletzt ging er unter die Historiker und legte ein vielbeachtetes Werk zum Ersten Weltkrieg vor. In seiner neuen Studie führt er seine Betrachtungen über die neuen Formen des Krieges weiter.
In drei auf den ersten Blick nicht miteinander verbundenen Essays geht er nicht nur gedankenreich und wortgewaltig den verschiedenen Facetten der Gewalt und deren Evolution im 20. und 21. Jahrhundert nach, sondern beleuchtet scharfsinnig auch die sich wandelnde gesellschaftliche Einstellung zur Gewalt sowie daraus resultierende aktuelle geopolitische Entwicklungen. Bewusst will er keine kohärente Kriegsgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts schreiben, sondern beschränkt sich auf die kriegerischen Konflikte dieser Jahrzehnte und auf die aktuelle Situation. Die Entwicklung der Nuklearstrategie sowie die Jahre des Kalten Krieges klammert er dabei ausdrücklich aus, da - so Münkler - "zu unser aller Glück" der Kalte Krieg nie in einen "heißen" übergegangen ist. Den Fokus seiner Untersuchung legt er auf die aktuellen Entwicklungen im Osten der Ukraine, in Syrien und im Irak sowie auf das "Zeitalter der Weltkriege".
Der Krieg, so der Autor, ist nicht verschwunden, er hat sich transformiert. Der klassische Staatenkrieg ist für ihn Geschichte oder auf dem Weg dorthin. Gleichzeitig haben sich die Gesellschaften der nördlichen Hemisphäre zu postheroischen Gesellschaften gewandelt, für die die Anwendung von Gewalt nur noch die ultima ratio ist. Konflikte werden heute asymmetrisch ausgetragen oder treten in hybrider Form auf. Zugleich verlieren die Staaten ihr Monopol der Kriegsführungsfähigkeit.
Sogenannte neue Kriege bestimmen als low intensity wars das Kriegsgeschehen. In Folge der "Ersetzung des Kriegs- durch ein Kriminalitätsparadigma" befindet sich das Militär in der westlichen Hemisphäre in einem Transformationsprozess hin zu einer globalen Polizei. Moderne Armeen stehen dieser Konstabualisierungsperspektive teilweise hilflos gegenüber, sollen sie doch quasi als Zwitter sowohl das klassische Kriegs- als auch das Polizeihandwerk beherrschen. Alle diese Punkte hat der Verfasser schon in seinen früheren Werken behandelt.
Neu ist die Einbindung dieser Thesen in den historischen Kontext und hier besonders in die Geschichte des Ersten Weltkriegs, dem er als Epochenzäsur für die Evolution der Gewalt sowohl gesellschaftlich, politisch als auch militärisch eine besondere Bedeutung zuweist. Nicht zuletzt zeigt er auf, dass heute wie 1914 nicht gelöste oder verdrängte Krisen an der Peripherie die Gewalt ins Zentrum der nördlichen Wohlstandszone zurückbringen können. Neben der Entwicklung hin zur postheroischen Gesellschaft und den daraus resultierenden Konsequenzen für die neuen Kriege sowie der Reindividualisierung des Kampfes stellt Münkler die Kategorien Raum und Zeit in den Mittelpunkt seiner Studie. Deren gelungene Analyse zieht sich wie ein roter Faden durch die Essays und gibt diesen einen inneren Zusammenhang. Er hebt dabei unter anderem auf die als Folge des Untergangs des Osmanischen Reichs, des Habsburgerreichs und Russlands misslungene politische Neuordnung des multikulturellen Raumes zwischen Kaspischem Meer und Balkan und der daraus resultierenden Konsequenzen für die Gegenwart ab und stellt diese in einen geopolitischen Zusammenhang. Überhaupt Geopolitik. Wann hat man in Deutschland in den vergangenen Jahren etwas von dem britischen Geografen Halford Mackinder und seiner geopolitischen Heartland-Theorie sowie deren Konsequenzen für die britische Geostrategie im 20. Jahrhundert in Verbindung mit einer geopolitischen Analyse außerhalb eines Zirkels von Interessierten gehört? Und wann hat man in Deutschland nach 1945 die politische, kulturelle und geographische Struktur eines Raumes in Zusammenhang mit einer politischen Zielsetzung für eine an neuen Raumvorstellungen orientierte Geopolitik gebracht? In seinem abschließenden Essay diskutiert der Autor diese Fragen unter der Überschrift "Vom Nutzen und Nachteil geopolitischen Denkens", um zum Schluss zu postulieren, dass die als Folge des Ersten Weltkriegs entstandenen postimperialen Räume - ob wir wollen oder nicht - die europäische Politik der nächsten Jahrzehnte bestimmen werden.
Münkler hat ein ungeheuer anregendes Buch vorgelegt. Kritiker werden anführen, dass er einiges oder sogar vieles in seinen vorhergehenden Büchern schon dargelegt hat. Das ist sicherlich richtig. Doch das vorliegende Werk ist eine gelungene Synthese seiner bisherigen Studien, die er mit der Einbindung einer Analyse der Epoche der Weltkriege gewinnbringend erweitert hat. Ihm gelingt es, das Wechselspiel zwischen gesellschaftlichen, militärischen und geopolitischen Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die aktuelle und zukünftige Politik beispielhaft herauszuarbeiten. Die Studie profitiert ungemein davon, dass der Verfasser als Politikwissenschaftler in historischen Gefilden "wildert" und so heutige Probleme in ihren historischen Kontext einordnet. So werden viele Leser vielleicht erst nach der Lektüre dieses Buches verstehen, dass heutige Krisen nicht zuletzt Ergebnisse und Folgen des Ersten Weltkriegs sind.
Es ist daher zu wünschen, dass dieses konzise sehr gut lesbare Buch nicht nur eine breite Leserschaft außerhalb der Fachwissenschaft findet, sondern auch von politischen Entscheidungsträgern rezipiert wird. Denn, und darin ist Münkler uneingeschränkt zuzustimmen, um die anstehenden sowie zukünftigen geopolitischen Herausforderungen zu bewältigen, brauchen wir dringend eine echte geopolitische Strategie.
GERHARD P. GROSS
Herfried Münkler: Kriegssplitter. Die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2015. 400 S., 24,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Herfried Münkler über die Bedeutung von Krieg und Gewalt in unserer Zeit
Der Krieg hat Deutschland wieder erreicht. Kehrte mit den Kämpfen im Osten der Ukraine erstmals die Angst vor einem großen Krieg wieder nach Deutschland zurück, werden die Deutschen nun seit mehreren Wochen mit den Folgen des seit vier Jahren andauernden Bürgerkriegs in Syrien konfrontiert. Tausende syrische Flüchtlinge haben unter unsäglichen Mühen Schutz vor dem mörderischen Bürgerkrieg in Deutschland gesucht. Sie wurden mit großer Hilfsbereitschaft empfangen. Neben der Frage, "ob wir das wirklich schaffen", wird in den vergangenen Wochen verstärkt die Frage nach den Fluchtmotiven und damit nach den Ursachen sowie vor allem nach einer Lösung des Konflikts diskutiert.
Für viele unerwartet ist der Traum vom "ewigen Frieden" in Europa durch eine schnelle Folge von Krisen an der europäischen Peripherie abgelöst worden, deren Auswirkungen auf das Zentrum Europas weder gesellschaftlich, militärisch noch politisch abzusehen sind. Umso mehr, da diese Krisen mit einer erschreckenden, unvorstellbaren Gewalt gegenüber der Umwelt, einmaligen Weltkulturgütern und vor allem gegenüber unbeteiligten Menschen einhergehen.
Was bedeuten Gewalt und Krieg in unserer Zeit? Der Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler hat seit Jahren immer wieder diese Frage in den Mittelpunkt seines Schaffens gestellt. Mit seinem Buch "Die neuen Kriege" hat er vor über zehn Jahren den längst überfälligen Anstoß für eine intensivere Beschäftigung über Krieg und Gewalt im 21. Jahrhundert in Deutschland gegeben. Zuletzt ging er unter die Historiker und legte ein vielbeachtetes Werk zum Ersten Weltkrieg vor. In seiner neuen Studie führt er seine Betrachtungen über die neuen Formen des Krieges weiter.
In drei auf den ersten Blick nicht miteinander verbundenen Essays geht er nicht nur gedankenreich und wortgewaltig den verschiedenen Facetten der Gewalt und deren Evolution im 20. und 21. Jahrhundert nach, sondern beleuchtet scharfsinnig auch die sich wandelnde gesellschaftliche Einstellung zur Gewalt sowie daraus resultierende aktuelle geopolitische Entwicklungen. Bewusst will er keine kohärente Kriegsgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts schreiben, sondern beschränkt sich auf die kriegerischen Konflikte dieser Jahrzehnte und auf die aktuelle Situation. Die Entwicklung der Nuklearstrategie sowie die Jahre des Kalten Krieges klammert er dabei ausdrücklich aus, da - so Münkler - "zu unser aller Glück" der Kalte Krieg nie in einen "heißen" übergegangen ist. Den Fokus seiner Untersuchung legt er auf die aktuellen Entwicklungen im Osten der Ukraine, in Syrien und im Irak sowie auf das "Zeitalter der Weltkriege".
Der Krieg, so der Autor, ist nicht verschwunden, er hat sich transformiert. Der klassische Staatenkrieg ist für ihn Geschichte oder auf dem Weg dorthin. Gleichzeitig haben sich die Gesellschaften der nördlichen Hemisphäre zu postheroischen Gesellschaften gewandelt, für die die Anwendung von Gewalt nur noch die ultima ratio ist. Konflikte werden heute asymmetrisch ausgetragen oder treten in hybrider Form auf. Zugleich verlieren die Staaten ihr Monopol der Kriegsführungsfähigkeit.
Sogenannte neue Kriege bestimmen als low intensity wars das Kriegsgeschehen. In Folge der "Ersetzung des Kriegs- durch ein Kriminalitätsparadigma" befindet sich das Militär in der westlichen Hemisphäre in einem Transformationsprozess hin zu einer globalen Polizei. Moderne Armeen stehen dieser Konstabualisierungsperspektive teilweise hilflos gegenüber, sollen sie doch quasi als Zwitter sowohl das klassische Kriegs- als auch das Polizeihandwerk beherrschen. Alle diese Punkte hat der Verfasser schon in seinen früheren Werken behandelt.
Neu ist die Einbindung dieser Thesen in den historischen Kontext und hier besonders in die Geschichte des Ersten Weltkriegs, dem er als Epochenzäsur für die Evolution der Gewalt sowohl gesellschaftlich, politisch als auch militärisch eine besondere Bedeutung zuweist. Nicht zuletzt zeigt er auf, dass heute wie 1914 nicht gelöste oder verdrängte Krisen an der Peripherie die Gewalt ins Zentrum der nördlichen Wohlstandszone zurückbringen können. Neben der Entwicklung hin zur postheroischen Gesellschaft und den daraus resultierenden Konsequenzen für die neuen Kriege sowie der Reindividualisierung des Kampfes stellt Münkler die Kategorien Raum und Zeit in den Mittelpunkt seiner Studie. Deren gelungene Analyse zieht sich wie ein roter Faden durch die Essays und gibt diesen einen inneren Zusammenhang. Er hebt dabei unter anderem auf die als Folge des Untergangs des Osmanischen Reichs, des Habsburgerreichs und Russlands misslungene politische Neuordnung des multikulturellen Raumes zwischen Kaspischem Meer und Balkan und der daraus resultierenden Konsequenzen für die Gegenwart ab und stellt diese in einen geopolitischen Zusammenhang. Überhaupt Geopolitik. Wann hat man in Deutschland in den vergangenen Jahren etwas von dem britischen Geografen Halford Mackinder und seiner geopolitischen Heartland-Theorie sowie deren Konsequenzen für die britische Geostrategie im 20. Jahrhundert in Verbindung mit einer geopolitischen Analyse außerhalb eines Zirkels von Interessierten gehört? Und wann hat man in Deutschland nach 1945 die politische, kulturelle und geographische Struktur eines Raumes in Zusammenhang mit einer politischen Zielsetzung für eine an neuen Raumvorstellungen orientierte Geopolitik gebracht? In seinem abschließenden Essay diskutiert der Autor diese Fragen unter der Überschrift "Vom Nutzen und Nachteil geopolitischen Denkens", um zum Schluss zu postulieren, dass die als Folge des Ersten Weltkriegs entstandenen postimperialen Räume - ob wir wollen oder nicht - die europäische Politik der nächsten Jahrzehnte bestimmen werden.
Münkler hat ein ungeheuer anregendes Buch vorgelegt. Kritiker werden anführen, dass er einiges oder sogar vieles in seinen vorhergehenden Büchern schon dargelegt hat. Das ist sicherlich richtig. Doch das vorliegende Werk ist eine gelungene Synthese seiner bisherigen Studien, die er mit der Einbindung einer Analyse der Epoche der Weltkriege gewinnbringend erweitert hat. Ihm gelingt es, das Wechselspiel zwischen gesellschaftlichen, militärischen und geopolitischen Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die aktuelle und zukünftige Politik beispielhaft herauszuarbeiten. Die Studie profitiert ungemein davon, dass der Verfasser als Politikwissenschaftler in historischen Gefilden "wildert" und so heutige Probleme in ihren historischen Kontext einordnet. So werden viele Leser vielleicht erst nach der Lektüre dieses Buches verstehen, dass heutige Krisen nicht zuletzt Ergebnisse und Folgen des Ersten Weltkriegs sind.
Es ist daher zu wünschen, dass dieses konzise sehr gut lesbare Buch nicht nur eine breite Leserschaft außerhalb der Fachwissenschaft findet, sondern auch von politischen Entscheidungsträgern rezipiert wird. Denn, und darin ist Münkler uneingeschränkt zuzustimmen, um die anstehenden sowie zukünftigen geopolitischen Herausforderungen zu bewältigen, brauchen wir dringend eine echte geopolitische Strategie.
GERHARD P. GROSS
Herfried Münkler: Kriegssplitter. Die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2015. 400 S., 24,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Gerhard P. Groß hebt hervor, wie anregend die neue Studie von Herfried Münkler gerade durch ihr "Wildern" auf historischem Gebiet wirkt. Wie der Politikwissenschaftler Münkler in drei Essays Facetten der Gewalt und heutiger wie künftiger Geopolitik in den historischen Kontext einordnet und so Entwicklungen sichtbar macht, findet er schlicht großartig. Der Fokus liegt laut Rezensent auf der Ukraine, auf Syrien und Irak und eröffnet dem Leser über den Blick auf den Untergang des Osmanischen Reichs, des Habsburgerreichs und auf Russlands misslungene politische Neuordnung neue Perspektiven. Auch wenn vieles im Buch Groß schon aus früheren Arbeiten des Autors bekannt ist, als um die Analyse der Weltkriege erweiterte Synthese von Münklers Schaffen überzeugt ihn das Buch auf ganzer Linie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Die Lektüre ist überaus lohnend, bereichernd und horizonterweiternd. Wieder einmal gilt: Münkler lesen macht klüger. Tages-Anzeiger