Seit Indien und Pakistan über die Atombombe verfügen, ist der Konflikt um das einstmals idyllische Kaschmir zum wohl gefährlichsten Krisenherd der Welt geworden. An der Grenze zwischen beiden Ländern stehen sich seit dem Frühjahr 2002 mehr als eine Million Soldaten gegenüber. Nur durch ausländische Intervention konnte eine weitere Eskalation - vorerst - vermieden werden.
Dietmar Rothermund schildert in diesem Buch die Geschichte des Konflikts, der seine Wurzeln in der Teilung British-Indiens im Jahre 1947 hat. Er beschreibt die zunehmende Radikalisierung auf Seiten der Hindu-Nationalisten wie der islamischen Fundamentalisten, die immer häufiger zu Terroranschlägen und Progromen führt, und erklärt, warum sich der Konflikt seit dem Anschlag vom 11. September und dem Afghanistan-Krieg weiter verschärft hat.
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Dietmar Rothermund schildert in diesem Buch die Geschichte des Konflikts, der seine Wurzeln in der Teilung British-Indiens im Jahre 1947 hat. Er beschreibt die zunehmende Radikalisierung auf Seiten der Hindu-Nationalisten wie der islamischen Fundamentalisten, die immer häufiger zu Terroranschlägen und Progromen führt, und erklärt, warum sich der Konflikt seit dem Anschlag vom 11. September und dem Afghanistan-Krieg weiter verschärft hat.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2002Groß und klein
KASCHMIR. Der Konflikt gehört zu den "Dauerbrennern" der Weltpolitik. Und doch fragen sich viele immer dann, wenn wieder einmal über Kaschmir berichtet wird, wie das alles gekommen ist. Diese "Marktlücke" versucht das vorliegende Buch zu schließen. Der Autor, Dietmar Rothermund, war nach eigenem Bekunden erstaunt, als er feststellte, daß es bisher im deutschen Sprachraum kein Buch zu diesem Thema gab. Herausgekommen ist aus der Feder des emeritierten Heidelberger Professors ein "Büchlein", das nun in der Tat alle Hintergründe des rätselhaften Konfliktes aufzählt und den allgemein interessierten Leser auch nicht mit ausführlichen Fußnoten irritiert. Am Ende stehen ein knappes und hilfreiches Literaturverzeichnis sowie eine Zeittafel. Von Südasien in Vergangenheit und Gegenwart, das sieht man auf jeder Seite des Buches, weiß der Autor unglaublich viel. Historische Vergleiche sind allerdings gefährlich. So bezeichnet Rothermund den deutschen Reichstag des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit einem Begriff, der in der Nazizeit gebraucht wurde - "Reichsgesangsverein" - und nennt ihn machtlos. Dabei hatte das Parlament, sehr zum Verdruß des Kaisers, immerhin das Budgetrecht, war mithin keineswegs machtlos. Das Bild eines "kastrierten Parlamentarismus" in Britisch-Indien gründet der Autor auf die deutsche - angebliche - Parallele. Über die Wortwahl kann man geteilter Meinung sein. Die historische Parallele ist so wie dargestellt aber nicht stimmig. Nach einem Überblick über die Kolonialzeit widmet sich der Autor ausführlich den Wirren der ersten Jahre nach der Unabhängigkeit von Großbritannien sowie den nachfolgenden Kriegen in und um Kaschmir. Dabei gelingt ihm der schwierige Spagat zwischen den "großen Linien" der indisch-pakistanischen Beziehungen und der detaillierten Darstellung des Kaschmir-Konflikts mit spielerischer Leichtigkeit. Zu vielen Punkten hätte Rothermund sicher noch viel mehr schreiben können. Aber die Zielgruppe dieses Buches will es dann so genau bestimmt auch nicht wissen. In jedem Fall hat der Autor einen verständlich geschriebenen (was bei einem deutschen Professor lobend hervorgehoben zu werden verdient) soliden Überblick zu einem Konflikt vorgelegt, in dem sich immerhin zwei Atommächte gegenüberstehen. (Dietmar Rothermund: Krisenherd Kaschmir. Der Konflikt der Atommächte Indien und Pakistan. Verlag C.H. Beck, München 2002. 128 Seiten, 9,90 [Euro].)
pes.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
KASCHMIR. Der Konflikt gehört zu den "Dauerbrennern" der Weltpolitik. Und doch fragen sich viele immer dann, wenn wieder einmal über Kaschmir berichtet wird, wie das alles gekommen ist. Diese "Marktlücke" versucht das vorliegende Buch zu schließen. Der Autor, Dietmar Rothermund, war nach eigenem Bekunden erstaunt, als er feststellte, daß es bisher im deutschen Sprachraum kein Buch zu diesem Thema gab. Herausgekommen ist aus der Feder des emeritierten Heidelberger Professors ein "Büchlein", das nun in der Tat alle Hintergründe des rätselhaften Konfliktes aufzählt und den allgemein interessierten Leser auch nicht mit ausführlichen Fußnoten irritiert. Am Ende stehen ein knappes und hilfreiches Literaturverzeichnis sowie eine Zeittafel. Von Südasien in Vergangenheit und Gegenwart, das sieht man auf jeder Seite des Buches, weiß der Autor unglaublich viel. Historische Vergleiche sind allerdings gefährlich. So bezeichnet Rothermund den deutschen Reichstag des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit einem Begriff, der in der Nazizeit gebraucht wurde - "Reichsgesangsverein" - und nennt ihn machtlos. Dabei hatte das Parlament, sehr zum Verdruß des Kaisers, immerhin das Budgetrecht, war mithin keineswegs machtlos. Das Bild eines "kastrierten Parlamentarismus" in Britisch-Indien gründet der Autor auf die deutsche - angebliche - Parallele. Über die Wortwahl kann man geteilter Meinung sein. Die historische Parallele ist so wie dargestellt aber nicht stimmig. Nach einem Überblick über die Kolonialzeit widmet sich der Autor ausführlich den Wirren der ersten Jahre nach der Unabhängigkeit von Großbritannien sowie den nachfolgenden Kriegen in und um Kaschmir. Dabei gelingt ihm der schwierige Spagat zwischen den "großen Linien" der indisch-pakistanischen Beziehungen und der detaillierten Darstellung des Kaschmir-Konflikts mit spielerischer Leichtigkeit. Zu vielen Punkten hätte Rothermund sicher noch viel mehr schreiben können. Aber die Zielgruppe dieses Buches will es dann so genau bestimmt auch nicht wissen. In jedem Fall hat der Autor einen verständlich geschriebenen (was bei einem deutschen Professor lobend hervorgehoben zu werden verdient) soliden Überblick zu einem Konflikt vorgelegt, in dem sich immerhin zwei Atommächte gegenüberstehen. (Dietmar Rothermund: Krisenherd Kaschmir. Der Konflikt der Atommächte Indien und Pakistan. Verlag C.H. Beck, München 2002. 128 Seiten, 9,90 [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Andreas Eckert lobt die Knappheit und die Präzision, mit der Dietmar Rothermund die Geschichte des "'wohl gefährlichsten Krisenherds der Welt" schildert. Dabei stelle der Autor fest, dass der Kaschmirkonflikt keineswegs nur auf den islamischen Fundamentalismus zurückgeführt werden kann, sondern dass in der Region "viele Ströme der Gewalt zusammen fließen". Dabei spielt auch das Verhältnis der USA zu Pakistan, besonders nach dem 11. September, und zum Gegenspieler Indien, dessen "Weltgeltung" die Amerikaner lange nicht zur Kenntnis nehmen wollten, eine wichtige Rolle. Aber auch die historischen Hintergründe beleuchtet der Autor nach Eckerts Meinung zufriedenstellend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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