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ZusammenfassungEin zentraler Aspekt radikaler Kapitalismuskritik besteht in der Historisierung kapitalistischer Verhältnisse. Der traditionelle Marxismus mit seiner Ontologie der Arbeit muss diese Perspektive systematisch verfehlen. Indem er annimmt, dass menschliche Gemeinwesen grundsätzlich auf Arbeit basieren, ideologisiert er nicht nur die materielle Produktion zum Motor der Geschichte, er verfälscht damit zugleich den Charakter vorbürgerlicher Gesellschaften. Denn die zentrale Stellung der Arbeit ist keineswegs eine überhistorische Tatsache. Vielmehr war die Güterherstellung in…mehr

Produktbeschreibung
ZusammenfassungEin zentraler Aspekt radikaler Kapitalismuskritik besteht in der Historisierung kapitalistischer Verhältnisse. Der traditionelle Marxismus mit seiner Ontologie der Arbeit muss diese Perspektive systematisch verfehlen. Indem er annimmt, dass menschliche Gemeinwesen grundsätzlich auf Arbeit basieren, ideologisiert er nicht nur die materielle Produktion zum Motor der Geschichte, er verfälscht damit zugleich den Charakter vorbürgerlicher Gesellschaften. Denn die zentrale Stellung der Arbeit ist keineswegs eine überhistorische Tatsache. Vielmehr war die Güterherstellung in vorbürgerlichen Gemeinwesen stets in ein vorausgesetztes sozio-kulturelles Gefüge eingebettet. Ein spezifischer kulturell-symbolischer Kontext verlieh den jeweiligen Tätigkeiten Sinn und Bedeutung. Dieser bestanden beispielsweise aus Sitten und Bräuchen, aus persönlicher Abhängigkeit oder aus religiösen Formen. Mit der Durchsetzung des Kapitalismus entstand dagegen eine völlig neue Gesellschaftsstruktur, in der die Arbeit und mit ihr die Ware das Zentrum gesellschaftlicher Beziehungen bilden und diese vermitteln. Dieser Text untersucht die zentralen Formprinzipien dieser Vermittlung: zum einen die Form der Privatheit und des Privatstandpunkts, zum anderen die abstrakte Zeit als quantitative Dimension kapitalistischer Verhältnisse. Durch diese unbewusst hergestellten objektiven Formen erhält im Kapitalismus die stofflich-materielle Produktion erst ihren gesellschaftlichen Charakter. Mit Marx lassen sich diese objektiven Formen zugleich als die »Substanz« kapitalistischer Beziehungen begreifen.Der vorliegende Artikel stellt den ersten Teil einer zweiteiligen Untersuchung dar. Während zunächst die abstrakte Arbeit als Substanz im Zentrum der Analyse steht, wird der zweite Teil die kapitalistische Naturbeziehung und die spezifische Form patriarchaler Herrschaft in den Fokus rücken.
Autorenporträt
Lewed, Karl-HeinzFreier Autor und Redakteur der Zeitschrift Krisis.