Das Buch enhält kontroverse Beiträge zum Verhältnis von Religion und Kapitalismus, die im Rahmen einer schon länger anhaltenden Debatte in der Gruppe Krisis entstanden sind. Bereits im Jahr 2008 erschien eine Ausgabe der Krisis (Nummer 32, damals noch im klassischen Buchformat) zum Schwerpunkt Kreuzzug und Jihad, die sich mit dem "Religionismus" (Ernst Lohoff) im Allgemeinen und dem Islamismus im Besonderen sowie mit dem Kulturkampf der "westlichen Werte" beschäftigte. Es folgte eine ganze Reihe von weiteren Texten zu diesen Themen, die allesamt auf unserer Webseite zu finden sind. Diese Publikationen gingen und gehen teilweise einher mit theoretischen Kontroversen über den Charakter der Neoreligiosität. Während die einen darin ein (post)modernes Phänomen erkennen und den Bruch gegenüber traditionellen religiösen Vorstellungen betonen, sehen andere eher Kontinuitäten gegenüber der Vormoderne. Damit verbunden sind zwangsläufig grundsätzliche Fragen nach dem Verhältnis von Religionund Kapitalismus. Ist die Religion eine eigenständige Form der Herrschaft, die von der kapitalistischen Gesellschaft zwar geprägt und modifiziert wird, im Kern aber unverändert bleibt? Oder lässt sich die moderne Religiosität stattdessen nur aus dem historisch-spezifischen Charakter der kapitalistischen Vergesellschaftung erklären? Wie viel Religion steckt im Kapitalismus selbst? Welche Rolle spielten die monotheistischen Religionen im Allgemeinen und die des Christentums im Besonderen bei der Herausbildung der modernen Warengesellschaft? Und schließlich ist von alledem die Frage nicht zu trennen, wie eine zeitgemäße und adäquate Form der Religionskritik aussehen sollte. Kann man dabei überhaupt noch an Marx anknüpfen oder ist er in dieser Hinsicht selbst noch ganz den aufklärerischen und fortschrittsgläubigen Vorstellungen des 19. Jahrhunderts verhaftet?