Jens Johler - Kritik der mörderischen Vernunft
Der Wirtschaftsjournalist Dr. Richard Troller, der stets nur “Troller” genannt wird, bekommt eine ominöse E-Mail. Der Absender nennt sich “Kant” und spricht in der Mail von dem Beginn einer “praktischen Kritik”. Was dies zu bedeuten hat, erschließt
sich Troller wenig später, als der berühmte Hirnforscher Dr. Heribert Ritter brutal und…mehrJens Johler - Kritik der mörderischen Vernunft
Der Wirtschaftsjournalist Dr. Richard Troller, der stets nur “Troller” genannt wird, bekommt eine ominöse E-Mail. Der Absender nennt sich “Kant” und spricht in der Mail von dem Beginn einer “praktischen Kritik”. Was dies zu bedeuten hat, erschließt sich Troller wenig später, als der berühmte Hirnforscher Dr. Heribert Ritter brutal und symbolträchtig ermordet wird - und Troller eine weitere E-Mail, in der sich “Kant” zu der Tat bekennt, erhält.
Troller und seine jüngere Freundin Jane Anderson, die ebenfalls als Journalistin beim selben Verleger arbeitet, starten eine Recherche, um mehr über den Absender der Mails und die Hintergründe der Tat in Erfahrung zu bringen. Doch “Kant” mordet wieder: Diesmal trifft es die kleine Tochter des Hirnforschers Laurenz Block, die ein Paket mit einer für ihn bestimmten Briefbombe geöffnet hat. An beiden Tatorten hat der Mörder jeweils ein Plakat mit einem Satz, der sich gegen die Hirnforschung und die Beherrschung des menschlichen Gehirns richtet, hinterlassen - beide stammen aus einem Buch, das Troller verfasst hat, und sich “der Terror der Wissenschaft” nennt. Während die Polizei noch im Dunkeln tappt, haben Troller und Jane aufgrund der Mails einen Informationsvorsprung. Schon bald fördert ihre Suche die Namen einiger berühmter Wissenschaftler ans Tageslicht, die in Verbindung zu zwielichtigen Organisationen und auf der Gehaltsliste eines großen Elektronikherstellers stehen… Auf zwei von ihnen wurden bereits Mordanschläge verübt.
Bei dem Versuch, die Fragen, wer sich hinter dem Namen “Kant” verbirgt und aus welchen Gründen er mordet, zu beantworten, geraten Troller und Jane selbst in Gefahr.
“Kritik der mörderischen Vernunft” ist auf jeden Fall ein ausgezeichnet recherchiertes und hochphilosophisches Buch, dem es nicht an Spannung mangelt und das in die Tiefe geht. Für mich persönlich, da ich mich noch nie so intensiv mit Philosophie und Hirnforschung beschäftigt habe, war es manchmal etwas schwer, den wissenschaftlichen oder ethischen Argumentationen zu folgen - jedoch wird auch vieles erklärt oder mit einfacheren Worten dargestellt, so dass sich mir keine ernsthaften Verständnisprobleme in den Weg legten.
Gleichzeitig besitzt das Buch alles, was einen guten Krimi-Thriller ausmacht: Ein mysteriöser Mord, für den eine Vielzahl von Tätern in Frage kommen; einen sehr menschlichen Hauptcharakter, der nicht unfehlbar ist und auch abseits des Falles von zahlreichen Problemen geplagt wird und eine sehr rasch ansteigende und gleichmäßig hohe Spannungskurve mit einer fesselnden Pointe, in der sich einiges aufklärt.
Alles in allem war das Buch ein großes, zum Nachdenken anregendes Lesevergnügen, das mich viel über Hirnforschung und den wahrscheinlich nicht allzu fiktiven “Terror der Wissenschaft” gelehrt hat.
Wegen der sehr guten Schreibweise, der interessanten Geschichte, dem umfassenden wissenschaftlichen Hintergrundwissen und der ausgezeichneten Recherche bekommt das Buch von mir fünf von fünf Sternen.