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Radikale Veränderungen seines Weltbildes (Kopernikus, Darwin, Freud und die Informationstechnologie) zwingen den modernen Menschen zur Neuorientierung. Ursprünglich Sicherheit suggerierende Strukturen sind durch den wissenschaftlichen Geist der Neuzeit in Frage gestellt. Damit sieht sich der Mensch gezwungen, sich über seinen Platz in der Welt selbst Gewissheit zu verschaffen. Mangels äußerer, vorgegebener Strukturen ist er nunmehr auf sich selbst zurückgeworfen. Nur in sich selbst kann er seine neue Verortung finden. Mit der Krise der geistigen Gewalten des Abendlandes (kirchliches…mehr

Produktbeschreibung
Radikale Veränderungen seines Weltbildes (Kopernikus, Darwin, Freud und die Informationstechnologie) zwingen den modernen Menschen zur Neuorientierung. Ursprünglich Sicherheit suggerierende Strukturen sind durch den wissenschaftlichen Geist der Neuzeit in Frage gestellt. Damit sieht sich der Mensch gezwungen, sich über seinen Platz in der Welt selbst Gewissheit zu verschaffen. Mangels äußerer, vorgegebener Strukturen ist er nunmehr auf sich selbst zurückgeworfen. Nur in sich selbst kann er seine neue Verortung finden. Mit der Krise der geistigen Gewalten des Abendlandes (kirchliches Christentum, griechisch-römische Mythologie, der klassische Vernunftbegriff), einem Prozess, der eher euphemistisch als Traditionskrise angesprochen wird, sind die überlieferten Maßstäbe des Urteils über den eigenen Stand in der Welt ebenfalls in eine Krise geraten. Es ergibt sich weiterhin im Verlauf der Moderne, dass auch die empirischen Wissenschaften selbst in die Legitimationskrise einbezogen werden. Karl Popper spricht exemplarisch vom 'Sumpfland', in dem die empirische Wissenschaft stochere. Die Konsum- und Leistungskultur fördert darüber hinaus ein Selbstbild, das an Allmachtsfantasien und Ohnmachtserfahrungen nicht arm ist und vernünftige Selbstorientierung an das Medium der Empfindung bindet. Aus allen diesen Bestimmungsfaktoren ergibt sich ein metaphysisch ungesicherter Zustand, der als andere Seite des empfindungsorien-tierten und empirisch abgesicherten Seins den Bezug auf die wissenschaftsfundierte Technik hinsichtlich ihrer fantastischen Potenziale in der Sciencefiction, deren Rezeption von der spielerisch-fiktiven bis zur genossenschaftlich-verbindlichen Form (Jungddeutscher Orden, Scientology, Church of All Worlds und Cthulhukulte) herstellt. Nun könnte man dieses Ausleben der anderen Seite der rationalen Moderne teils als unverbindliche Spielerei, teils als pathologischen Extremfall beurteilen. Ein Perhorreszieren aller Formen sogenannter Trivialkultur, mag sie noch so weit verbreitet und noch so wirksam sein, verhindert den kritischen und das heißt auch präventiven Blick auf Phänomene, deren politische Brisanz (Adolf Hitler) vor allem der erste Band dieser Kritik der neomythischen Vernunft deutlich macht. Wenn wir in einer Welt leben, in der populäre Film-und Erzählstoffe nicht nur den so genannten Mann auf der Straße ansprechen, sondern auch zu längeren Gedankenspielen von hochkarätigen Wissenschaftlern werden und darüber hinaus möglicherweise auch noch zu deren Forschungsprogrammen, dann ist es an der Zeit, derartige Entwicklungen ernst zu nehmen, und das heißt zunächst einmal, sie zur Kenntnis zu nehmen. Der dritte Band wird sich dann mit den neomythischen Fiktionen der Science, d.h. der Rezeption phantastiegeschaffener Weltbilder in der High Tech-Forschung und in den heutigen Leitwissenschaf-ten beschäftigen.
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Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als Rüstzeug für Linus Hausers zweiten Band der "Kritik der neomythischen Vernunft" empfiehlt Stefan Breuer "Geduld" und vor allem "grimmigen Humor", denn anders ist die Lektüre in seinen Augen nicht durchzustehen. Die Ausdauer benötigt man für die nicht unerheblichen "Durststrecken", die man in den Anfangskapiteln bewältigen müsse. Dann aber nimmt Hauser die Herkulesarbeit auf sich, "Neomythen" der Sciencefiction und ihre Verarbeitung durch Sekten und Kulte zu untersuchen und kann dabei mit erstaunlichen Erkenntnissen aufwarten, wie der Rezensent lobt. Allein das Kapitel über Scientology verdient es, den Sektenbeauftragten als Aufklärungsmaterial zu dienen, findet der Rezensent. Aber auch die Ausführungen zum Sciencefiction-Roman des Biologieprofessors William Pierce, der zur Bibel der National Alliance wird, oder zu den Büchern von Isaac Asimov, der den japanischen Sektengründer Asahara zu seinem Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn motivierte, hat er mit höchstem Interesse gelesen. Trotz der genannten Mängel überzeugt der Band durch seine scharfsinnigen, transparenten Argumente und seine anschaulichen Beschreibungen und fügt sich insgesamt für den begeisterten Breuer am Ende sogar zum "großen Wurf".

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