David R. Greeves differenziert in dieser Arbeit das traditionelle Urteil über Kant als philosophischen "Vernichter der Rhetorik". Zwar arbeiten einerseits die drei Kantschen Kritiken an der Austreibung rhetorischer Strukturen, andererseits aber ist die Form der Dialektik, die diese Austreibung unternimmt, selbst zutiefst rhetorisch. Die Arbeit soll dies anhand der antiken rhetorischen Status-Lehre geltend machen. Anhand des Begriffspaares "Rhetorisierend - Entrhetorisierend" wird versucht, die daraus resultierende oszillierende Bewegung in allen der drei kritischen Texte Kants nachzuzeichnen.Die Arbeit setzt sich ferner mit Paul de Mans Lektüre des Kantschen "Erhabenen" auseinander und führt gegen de Mans Lesart die intertextuelle Bewegung der drei Kritiken ins Feld. Jede der drei Kritiken wird durch einen emblematischen Passus charakterisiert, der zugleich rhetorischer Höhepunkt und Metapher ist und jeweils mit einer Hälfte des anderen "kommuniziert". Diese Intertextualität fungiert als die kritische Selbstreferenz der Kantschen Vernunft in ihren Bemühungen, rhetorische Strukturen zu entrhetorisieren, und ist wiederum selbst "rhetorisch".