Ludger Heidbrink befaßt sich mit der Spannung zwischen der Komplexitätssteigerung hochmoderner Gesellschaften und dem immer lauter werdenden Ruf nach Verantwortung. In seinem Buch plädiert er dafür, die fortschreitende Ausweitung des Verantwortungsprinzips einzuschränken und einen Sinn für die Grenzen unseres moralischen Handelns zu entwickeln.
Der Verantwortungsbegriff hat in den letzten Jahrzehnten eine geradezu explosive Konjunktur erfahren. Wohin man blickt, werden Verantwortlichkeiten eingefordert - in der Umwelt- und Biopolitik, bei der Reform des Sozialstaats oder der Wiedergutmachung nationalsozialistischer Untaten.
Der fortgesetzten Expansion des Verantwortungsprinzips entspricht seine anwachsende Unschärfe und Überforderung. Je weiter die Übertragung des Verantwortungsprinzips auf komplexe soziale und historische Prozesse voranschreitet, um so deutlicher tritt seine Begrenztheit zutage. Lassen sich angesichts der komplizierten Verflechtungen gesellschaftlicher Entwicklungen überhaupt noch konkrete Verantwortlichkeiten zuschreiben? Ist das Verantwortungsprinzip aufgrund der Eigendynamik und Selbstorganisation sozialer Systeme nicht längst obsolet geworden?
In Auseinandersetzung mit einschlägigen Verantwortungsmodellen macht Ludger Heidbrink deutlich, daß ihre Grenzen in dem Versuch liegen, komplexe Systemprozesse mit allzu einfachen - kausalistischen und intentionalistischen - Handlungskategorien zu erfassen. Freilich hilft der umgekehrte Weg, den Verantwortungsbegriff immer stärker zu differenzieren und ihn auf höherstufige Operationen zu übertragen, auch nicht weiter. Die zunehmende Differenzierung erhöht vielmehr das Risiko, Verantwortlichkeiten auch dort noch zuzuschreiben, wo keine mehr vorliegen.
Ludger Heidbrink zeigt in seiner Untersuchung, daß der Verantwortungsbegriff einer dringenden Revision bedarf, um mit den Entwicklungen hochmoderner Gesellschaften Schritt halten zu können. Vonnöten ist eine Kritik der Verantwortung, durch die verantwortliches Handeln auf die Kontexte eingeschränkt wird, in denen es seine praktische Wirksamkeit entfalten kann. Verantwortung ist ein knappes Gut, das nicht leichtfertig verteilt werden sollte. Heidbrink fordert eine Diätetik der Verantwortung, um ihren Wert für die Herausforderungen der Zukunft besser einschätzen zu können.
Der Verantwortungsbegriff hat in den letzten Jahrzehnten eine geradezu explosive Konjunktur erfahren. Wohin man blickt, werden Verantwortlichkeiten eingefordert - in der Umwelt- und Biopolitik, bei der Reform des Sozialstaats oder der Wiedergutmachung nationalsozialistischer Untaten.
Der fortgesetzten Expansion des Verantwortungsprinzips entspricht seine anwachsende Unschärfe und Überforderung. Je weiter die Übertragung des Verantwortungsprinzips auf komplexe soziale und historische Prozesse voranschreitet, um so deutlicher tritt seine Begrenztheit zutage. Lassen sich angesichts der komplizierten Verflechtungen gesellschaftlicher Entwicklungen überhaupt noch konkrete Verantwortlichkeiten zuschreiben? Ist das Verantwortungsprinzip aufgrund der Eigendynamik und Selbstorganisation sozialer Systeme nicht längst obsolet geworden?
In Auseinandersetzung mit einschlägigen Verantwortungsmodellen macht Ludger Heidbrink deutlich, daß ihre Grenzen in dem Versuch liegen, komplexe Systemprozesse mit allzu einfachen - kausalistischen und intentionalistischen - Handlungskategorien zu erfassen. Freilich hilft der umgekehrte Weg, den Verantwortungsbegriff immer stärker zu differenzieren und ihn auf höherstufige Operationen zu übertragen, auch nicht weiter. Die zunehmende Differenzierung erhöht vielmehr das Risiko, Verantwortlichkeiten auch dort noch zuzuschreiben, wo keine mehr vorliegen.
Ludger Heidbrink zeigt in seiner Untersuchung, daß der Verantwortungsbegriff einer dringenden Revision bedarf, um mit den Entwicklungen hochmoderner Gesellschaften Schritt halten zu können. Vonnöten ist eine Kritik der Verantwortung, durch die verantwortliches Handeln auf die Kontexte eingeschränkt wird, in denen es seine praktische Wirksamkeit entfalten kann. Verantwortung ist ein knappes Gut, das nicht leichtfertig verteilt werden sollte. Heidbrink fordert eine Diätetik der Verantwortung, um ihren Wert für die Herausforderungen der Zukunft besser einschätzen zu können.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.12.2003Was heißt hier: Es läuft?
Wenn Handeln komplex wird, ist Fingerspitzengefühl gefragt, kein Wurstfinger: Ludger Heidbrink über die Grenzen der Verantwortung
Daß besonders dann gerne "Verantwortung" beschworen wird, wenn man nicht mehr durchblickt, wie Ursache und Wirkung von Handlungen zusammenhängen, das ist der eine, sicherlich zutreffende Befund in der Studie von Ludger Heidbrink. "Zu den Grenzen verantwortlichen Handelns in komplexen Kontexten" - dieser Untertitel seines Buches "Kritik der Verantwortung" warnt vor einer Inflation des Verantwortungsbegriffs in Kontexten, in denen er ersichtlich nichts zu suchen hat. Umgangssprachlich sagt man ja auch sehr richtig "Da steckt man nicht drin", wenn man meint, was Heidbrink so ausdrückt: daß wir "mit anwachsender Vernetzungsdichte und Komplexitätssteigerung sozialer Prozesse immer weniger wissen können, welche zukünftigen Auswirkungen Eingriffe in das operative Gesellschaftsgefüge haben werden". Wir sagen "Da steckt man nicht drin" in einem richtigen Sinne also genau dann, wenn die Interdependenzen so verworren, die Nebenwirkungen so unabsehbar sind, daß die Grundfrage zur Bestimmung von Verantwortung gar nicht mehr klar beantwortbar ist, die Frage nämlich: Wer hat wofür Verantwortung?
"Die fiktionale Verwendung des Verantwortungsprinzips dient der Erzeugung von Kausalitätsbeziehungen und Zurechnungsrelationen, die das Defizit an verursacherbezogenen Handlungsgründen ausgleichen sollen, tatsächlich aber zu künstlichen Wirkungszusammenhängen führen, denen keine empirischen Realitäten entsprechen." Das sagt Heidbrink, wenn er meint: nur nicht am falschen Platz zur falschen Zeit den Ruf nach Verantwortung ertönen lassen! Andererseits will Heidbrink das Kind auch nicht mit dem Bade ausschütten und etwa behaupten, daß nur in Betrieben, in denen die Hierachien steil und die Verwertungsketten linear sind, sich die Frage der Zurechenbarkeiten sinnvoll noch lösen lasse. Nein, so fern liegt ihm die Verantwortung nicht. Wir verfügen ihm zufolge durchaus über Methoden, "um Forschungsinstitute für ihre Experimente, Firmen für die Verschmutzung der Umwelt, Welthandelsorganisationen für ökonomische Ungleichheiten, Staaten für den Nachweltschutz und Regierungen für Völkermode zur Verantwortung zu ziehen".
Insoweit widerspricht Heidbrink ganz entschieden einem systemtheoretischen Defätismus, welcher das Konzept der Verantwortung als Verzweiflungskonzept beschreiben möchte angesichts der ohnehin unbeirrt sich reproduzierenden gesellschaftlichen Teilsysteme. Die These von der Unverantwortbarkeit systemfunktionaler Prozesse müsse, so Heidbrink, "ins Reich der sozialwissenschaftlichen Märchenbildung" verwiesen werden. Denn diese These verwechsele die "sachgesetzliche Differenzierung moderner Gesellschaften" mit einer "Dynamisierung, die angeblich zu einem anonymen Geschehen ohne Partizipation identifizierbarer Handlungssubjekte führt". Letztendlich sieht Heidbrink die genannte These "in einem Mythos der sozialen Komplexität" gegründet, "welche aus den Schwierigkeiten der Anwendung des Verursacherprinzips die Unmöglichkeit der Attribution von Verantwortlichkeiten überhaupt fordert". Man sieht also deutlich die Grenzen von Heidbrinks "Kritik der Verantwortung", die alles andere als eine Fundamentalkritik ist, welche die Verantwortung schlechterdings aus dem Verkehr ziehen will. Nein, die Dinge laufen für Heidbrink durchaus nicht, weil sie laufen, und wenn man ihn fragen würde, wie es ihm geht, dann würde er mit Sicherheit nicht zur Antwort geben: Es läuft. Denn das ist eine Formulierung, in der viel zuviel Anonymität und viel zuwenig Handlungssubjekt drinsteckt.
Auch soll man, so Heidbrink, seine Kritik an der Verantwortung nicht so verstehen, daß man sich auf die Formel zurückziehen könnte: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß! Vielmehr soll die Einsicht in unser Nichtwissen uns eine andere, diametral entgegengesetzte Formel nahelegen: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Für ein Handeln unter Ungewißheit braucht man nun einmal keine Wurstfinger, sondern Fingerspitzengefühl! In diesem Sinne versteht man die sehr harsche Kritik, die Heidbrink mehrfach an Weyma Lübbe übt. Insbesondere sei deren zurechnungstheoretische Schlußfolgerung zu korrigieren, daß die "Grenze der Möglichkeit, aus Erfahrung zu lernen" (weil eben alles immer undurchschaubarer wird) "auch eine Grenze der Vorwerfbarkeit des Mißlingens erfahrungsgestützter Handlungspläne" sei. Von wegen, sagt Heidbrink, das Gegenteil gilt: Was man nicht wisse, müsse einen sehr wohl heiß machen! Mit Heidbrinks Worten: "Die Grenze des Erfahrungswissens impliziert die Verantwortung für das Mißlingen, das aus ihrem Überschreiten resultiert" - so die Quintessenz seiner Weyma-Lübbe-Kritik. Will Heidbrink damit jede Risikobereitschaft im Keime ersticken? Will er uns festlegen auf den Kreis des immer schon Gewußten? Den Sprung in neue Gefilde verhindern? So weit würde er nicht gehen. Im Grunde will er von Weyma Lübbe lediglich das eine: daß sie jenseits der Grenze ihrer Erfahrungen nicht mit Siebenmeilenstiefeln loszieht, sondern im Schongang Schrittchen für Schrittchen, daß die Risiken, die sie eingeht, kalkulierbar bleiben "und damit verantwortbar".
Wer das nicht für zuviel verlangt hält, wird von Heidbrink am Schluß überraschend auf der ganzen Linie entlastet. Es gehe bei der Wahrnehmung von Verantwortung nicht um die Anwendung "leitender Normen", sondern darum, "improvisierend nach situativ angemessenen Handlungsregeln zu suchen". Heidbrink hat ein Buch geschrieben, das mit schwerem Begründungsaufwand Verantwortung leichtmacht.
CHRISTIAN GEYER
Ludger Heidbrink: "Kritik der Verantwortung". Zu den Grenzen verantwortlichen Handelns in komplexen Kontexten. Velbrück Verlag, Weilerswist 2003. 356 S., geb., 35,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn Handeln komplex wird, ist Fingerspitzengefühl gefragt, kein Wurstfinger: Ludger Heidbrink über die Grenzen der Verantwortung
Daß besonders dann gerne "Verantwortung" beschworen wird, wenn man nicht mehr durchblickt, wie Ursache und Wirkung von Handlungen zusammenhängen, das ist der eine, sicherlich zutreffende Befund in der Studie von Ludger Heidbrink. "Zu den Grenzen verantwortlichen Handelns in komplexen Kontexten" - dieser Untertitel seines Buches "Kritik der Verantwortung" warnt vor einer Inflation des Verantwortungsbegriffs in Kontexten, in denen er ersichtlich nichts zu suchen hat. Umgangssprachlich sagt man ja auch sehr richtig "Da steckt man nicht drin", wenn man meint, was Heidbrink so ausdrückt: daß wir "mit anwachsender Vernetzungsdichte und Komplexitätssteigerung sozialer Prozesse immer weniger wissen können, welche zukünftigen Auswirkungen Eingriffe in das operative Gesellschaftsgefüge haben werden". Wir sagen "Da steckt man nicht drin" in einem richtigen Sinne also genau dann, wenn die Interdependenzen so verworren, die Nebenwirkungen so unabsehbar sind, daß die Grundfrage zur Bestimmung von Verantwortung gar nicht mehr klar beantwortbar ist, die Frage nämlich: Wer hat wofür Verantwortung?
"Die fiktionale Verwendung des Verantwortungsprinzips dient der Erzeugung von Kausalitätsbeziehungen und Zurechnungsrelationen, die das Defizit an verursacherbezogenen Handlungsgründen ausgleichen sollen, tatsächlich aber zu künstlichen Wirkungszusammenhängen führen, denen keine empirischen Realitäten entsprechen." Das sagt Heidbrink, wenn er meint: nur nicht am falschen Platz zur falschen Zeit den Ruf nach Verantwortung ertönen lassen! Andererseits will Heidbrink das Kind auch nicht mit dem Bade ausschütten und etwa behaupten, daß nur in Betrieben, in denen die Hierachien steil und die Verwertungsketten linear sind, sich die Frage der Zurechenbarkeiten sinnvoll noch lösen lasse. Nein, so fern liegt ihm die Verantwortung nicht. Wir verfügen ihm zufolge durchaus über Methoden, "um Forschungsinstitute für ihre Experimente, Firmen für die Verschmutzung der Umwelt, Welthandelsorganisationen für ökonomische Ungleichheiten, Staaten für den Nachweltschutz und Regierungen für Völkermode zur Verantwortung zu ziehen".
Insoweit widerspricht Heidbrink ganz entschieden einem systemtheoretischen Defätismus, welcher das Konzept der Verantwortung als Verzweiflungskonzept beschreiben möchte angesichts der ohnehin unbeirrt sich reproduzierenden gesellschaftlichen Teilsysteme. Die These von der Unverantwortbarkeit systemfunktionaler Prozesse müsse, so Heidbrink, "ins Reich der sozialwissenschaftlichen Märchenbildung" verwiesen werden. Denn diese These verwechsele die "sachgesetzliche Differenzierung moderner Gesellschaften" mit einer "Dynamisierung, die angeblich zu einem anonymen Geschehen ohne Partizipation identifizierbarer Handlungssubjekte führt". Letztendlich sieht Heidbrink die genannte These "in einem Mythos der sozialen Komplexität" gegründet, "welche aus den Schwierigkeiten der Anwendung des Verursacherprinzips die Unmöglichkeit der Attribution von Verantwortlichkeiten überhaupt fordert". Man sieht also deutlich die Grenzen von Heidbrinks "Kritik der Verantwortung", die alles andere als eine Fundamentalkritik ist, welche die Verantwortung schlechterdings aus dem Verkehr ziehen will. Nein, die Dinge laufen für Heidbrink durchaus nicht, weil sie laufen, und wenn man ihn fragen würde, wie es ihm geht, dann würde er mit Sicherheit nicht zur Antwort geben: Es läuft. Denn das ist eine Formulierung, in der viel zuviel Anonymität und viel zuwenig Handlungssubjekt drinsteckt.
Auch soll man, so Heidbrink, seine Kritik an der Verantwortung nicht so verstehen, daß man sich auf die Formel zurückziehen könnte: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß! Vielmehr soll die Einsicht in unser Nichtwissen uns eine andere, diametral entgegengesetzte Formel nahelegen: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Für ein Handeln unter Ungewißheit braucht man nun einmal keine Wurstfinger, sondern Fingerspitzengefühl! In diesem Sinne versteht man die sehr harsche Kritik, die Heidbrink mehrfach an Weyma Lübbe übt. Insbesondere sei deren zurechnungstheoretische Schlußfolgerung zu korrigieren, daß die "Grenze der Möglichkeit, aus Erfahrung zu lernen" (weil eben alles immer undurchschaubarer wird) "auch eine Grenze der Vorwerfbarkeit des Mißlingens erfahrungsgestützter Handlungspläne" sei. Von wegen, sagt Heidbrink, das Gegenteil gilt: Was man nicht wisse, müsse einen sehr wohl heiß machen! Mit Heidbrinks Worten: "Die Grenze des Erfahrungswissens impliziert die Verantwortung für das Mißlingen, das aus ihrem Überschreiten resultiert" - so die Quintessenz seiner Weyma-Lübbe-Kritik. Will Heidbrink damit jede Risikobereitschaft im Keime ersticken? Will er uns festlegen auf den Kreis des immer schon Gewußten? Den Sprung in neue Gefilde verhindern? So weit würde er nicht gehen. Im Grunde will er von Weyma Lübbe lediglich das eine: daß sie jenseits der Grenze ihrer Erfahrungen nicht mit Siebenmeilenstiefeln loszieht, sondern im Schongang Schrittchen für Schrittchen, daß die Risiken, die sie eingeht, kalkulierbar bleiben "und damit verantwortbar".
Wer das nicht für zuviel verlangt hält, wird von Heidbrink am Schluß überraschend auf der ganzen Linie entlastet. Es gehe bei der Wahrnehmung von Verantwortung nicht um die Anwendung "leitender Normen", sondern darum, "improvisierend nach situativ angemessenen Handlungsregeln zu suchen". Heidbrink hat ein Buch geschrieben, das mit schwerem Begründungsaufwand Verantwortung leichtmacht.
CHRISTIAN GEYER
Ludger Heidbrink: "Kritik der Verantwortung". Zu den Grenzen verantwortlichen Handelns in komplexen Kontexten. Velbrück Verlag, Weilerswist 2003. 356 S., geb., 35,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Christian Geyer referiert, was Ludger Heidbrink über die Verantwortung denkt: Einerseits habe sie Grenzen, nämlich dort, wo gesellschaftliche Wirkungszusammenhänge so verworren werden, dass sie nicht mehr eindeutig Akteuren zugeordnet werden können; andererseits jedoch könne, ja dürfe man die Idee der Verantwortlichkeit keinesfalls zugunsten eines "systemtheoretischen Defätismus" aufgeben - "Handlungssubjekte" gibt es auch in den verworrensten Vorgängen. Ergo Heidbrinks goldene Regel, wie Geyer sie gelesen hat: Je komplizierter und unüberschaubarer die Lage, desto mehr "Fingerspitzengefühl" ist vonnöten; überschreiten wir die Grenzen unseres "Erfahrungswissens", dann sollen wir weder innehalten noch wild lostoben, sondern "improvisierend nach situativ angemessenen Handlungsregeln" suchen. Und das war?s auch schon, meint Geyer: "Heidbrink hat ein Buch geschrieben, das mit schwerem Begründungsaufwand Verantwortung leicht macht."
© Perlentaucher Medien GmbH
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