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"Er sogt jetzt oiwei a bissl wärmer", der Wetterbericht nämlich, mit den Worten einer ostbayerischen Gemüsefrau. Die Zeit der kalten, dunklen Tage des Stubenhockens ist also vorüber, und die Autorin kann sich wieder auf die Socken machen, zu neuen "Krummen Touren" in die Nähe. Diesmal verschlägt es sie in die Regionen südöstlich von München, in den Chiemgau und über die Grenze ins Salzkammergut. Auf Landsträßchen gondelt sie durch die wunderschönen Einzelhof-Gegenden um den Taubenberg und die Miesbacher Höh, folgt in der Glonner Gegend den Spuren der großartigen bayerischen…mehr

Produktbeschreibung
"Er sogt jetzt oiwei a bissl wärmer", der Wetterbericht nämlich, mit den Worten einer ostbayerischen Gemüsefrau. Die Zeit der kalten, dunklen Tage des Stubenhockens ist also vorüber, und die Autorin kann sich wieder auf die Socken machen, zu neuen "Krummen Touren" in die Nähe. Diesmal verschlägt es sie in die Regionen südöstlich von München, in den Chiemgau und über die Grenze ins Salzkammergut. Auf Landsträßchen gondelt sie durch die wunderschönen Einzelhof-Gegenden um den Taubenberg und die Miesbacher Höh, folgt in der Glonner Gegend den Spuren der großartigen bayerischen Arme-Leute-Schriftstellerin Lena Christ, entdeckt schöne Spazierwege am Inn-Ufer zwischen den dortigen Klöstern und Landgasthöfe, deren Köche mitten im Bauernland die bodenständige Küche raffiniert abwandeln. Sie sucht sich im Chiemgau Nebenwege und Nebenzeiten, in seinen nördlichen Hügelregionen, entlang den Schleifen der Alz, auf Wanderwegen durch die Moore und Filze, und entdeckt, wie man sogar auf der überlaufenen Herreninsel den Touristenscharen ausweicht.
Immer wieder unverzichtbar fürs Herumgondeln in den nahen Landschaften: die Bücher. Förmlich getränkt von Literatur ist das Salzkammergut, die klassische Sommerfrische der österreichischen Intelligenz und des Großbürgertums (von Stifter über "Jung-Wien" bis zu Hilde Spiel und dem allenthalben Spuren hinterlassen habenden Thomas Bernhard), wo die Landschaft der Gegenwart und die Landschaft aus Büchern für den Reisenden untrennbar ineinander verschwimmen - Landschaften, in die man sich mit immer weiterschweifender Neugier genauso festliest wie festschaut.
Autorenporträt
Renate Just, geboren 1948 in Erlangen, studierte Anglistik und unterrichtete ein Jahr lang als Hauptschullehrerin. Sie lebte eine Zeitlang in München, seit inzwischen 15 Jahren aber auf dem Land in Oberbayern. Sie arbeitete als freie Journalistin u.a. für "Merian" und das Magazin der "Süddeutschen Zeitung", gegenwärtig vor allem für "Die Zeit" und hat mehrere Bücher veröffentlicht, u.a. "Einpersonentisch mit Aussicht" (1995), in der Reihe Kleine Philosophie der Passionen (dtv) den Titel "Katzen" (1997) und die "Reise(ver)führer" (SZ) "Krumme Touren".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.2001

Deutschland

"Krumme Touren. Reisen in die Nähe" von Renate Just. Verlag Antje Kunstmann, München 2001. 320 Seiten, zahlreiche Fotos und Karten. Gebunden. 29,90 Mark. ISBN 3-88897-261-2.

Seit Fernreisen zum Massenvergnügen geworden sind, hat manch einer den Reiz des Naheliegenden neu entdeckt. Langsamkeit und Bodenhaftung, Entdeckungen vor der eigenen Haustür, verschlafene Orte mit Sommerfrischen-Flair, Logieradressen abseits des standardisierten Hotelkomforts sind kostbar und begehrenswert geworden, nicht zuletzt für jene, die berufsbedingt schon allzuviel von der Welt sehen durften oder mußten. Die Reisebücher freilich, die sich für kleinräumige Erkundungsfahrten innerhalb Deutschlands anbieten, sind selten so geschrieben, daß man von der Lektüre an den Biergartenstuhl gefesselt wird und sein Ausflugsprogramm darüber schier vergißt. Renate Justs weißblauer Begleiter für Mauritius-Verweigerer und Australien-Muffel ist so ein Buch. Es führt in Gegenden, in denen die Verfasserin sich einerseits heimisch fühlt, andererseits noch fremd genug ist, um sich bei ihren gemächlichen Expeditionen auf Nebenstraßen, Bauernwegen und Alleen immer wieder überraschen zu lassen: Franken, wo sie ihre Kindheit verbrachte, das bayerische Alpenvorland, wo sie eine Weile wohnte, und die spröde Landschaft im Norden Münchens, wo sie jetzt lebt. Die Journalistin, die jahrelang für diverse Magazine globusweit unterwegs war, bekennt sich selbstironisch zu einer "Im-Frühtau-zu-Berge-Regression" und bringt dann das Kunststück fertig, ihre unspektakulären Landpartien so zu schildern, daß die Wahl zwischen sofortigem Nachvollzug und genußvollem Weiterlesen schwerfällt. Kleine Fluchten, empfindsame Reisen sind das, unverhohlen nostalgische Zeitreisen auch, die dem Gefährdeten oder unrettbar Verlorenen besondere Aufmerksamkeit widmen. Da es um deutsche Heimatlande geht, sind Sarkasmus und Melancholie inbegriffen; nicht von ungefähr verweist die Autorin sympathisierend auf Kollegen wie Max Goldt und Eckhard Henscheid. Literarische und kulturhistorische Exkurse sind zwanglos bereichernd eingestreut, sorgfältig ausgewählte Schwarzweißfotos verstärken die Atmosphäre des Texts, und die praktischen Reisetips informieren so detailliert wie subjektiv über Fahrrouten, Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte und Gaststätten. Für nicht mehr ganz junge Augen dürfte allerdings das kleine Druckbild die Freude trüben. (kmz)

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