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Ein Weggenosse des "Máximo Líder" berichtet vom Aufstieg und Ende des kubanischen Diktators.
Er ist die Ikone der Revolution. Doch welchen Weg wird Kuba nach Fidel Castro beschreiten? Vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen an der Seite von Che Guevara im Dienste der kubanischen Revolution und aus der Distanz der Jahre nach seinem Ausscheiden gibt der Autor einen kritischen Überblick über Castros Werdegang, analysiert seine ideologischen und politischen Wurzeln und schildert sein Erbe von Polizeistaat und Armut. Doch auch die Errungenschaften der Revolution kommen zur Sprache, die…mehr

Produktbeschreibung
Ein Weggenosse des "Máximo Líder" berichtet vom Aufstieg und Ende des kubanischen Diktators.

Er ist die Ikone der Revolution. Doch welchen Weg wird Kuba nach Fidel Castro beschreiten? Vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen an der Seite von Che Guevara im Dienste der kubanischen Revolution und aus der Distanz der Jahre nach seinem Ausscheiden gibt der Autor einen kritischen Überblick über Castros Werdegang, analysiert seine ideologischen und politischen Wurzeln und schildert sein Erbe von Polizeistaat und Armut. Doch auch die Errungenschaften der Revolution kommen zur Sprache, die erklären, warum das Regime selbst das Ende der Sowjetunion überlebt hat - bis heute.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.12.2008

Castros angeblicher Verrat
Die Abrechnung eines einstigen Mitstreiters
Die These vom „Verrat der kubanischen Revolution” ist so alt wie diese selbst. In Mexiko, wo Fidel Castro den Befreiungskampf gegen den Diktator Fulgencio Batista vorbereitet hat, lernte der Autor dieses Buches ihn Ende 1956 kennen und zunächst auch schätzen. Aber: Er habe seine Karten bei dieser Gelegenheit nicht auf den Tisch gelegt, moniert Peter Schenkel Eisenhertz.
Doch der Vorwurf, Fidel Castro habe sich die Macht quasi erschlichen, indem er die Kubanerinnen und Kubaner im Unklaren darüber gelassen habe, wohin die Reise ging, ist kaum haltbar. Weder Castro selbst noch die Revolutionstheoretiker wie Che Guevara haben mit ihren Zielen hinter dem Berg gehalten. Als Fidel Castro nach dem ersten, militärisch missglückten, Versuch, die Diktatur des Fulgencio Batista durch den Sturm auf die zweitgrößte Kaserne des Landes, die „Moncada” in Santiago de Cuba, zu stürzen, vor Gericht stand, forderte er eine Bodenreform zugunsten der Kleinbauern und Pächter. Kategorisch verlangte er auch eine Sozialreform. Vier Jahre später haben die Fidelistas in ihrem gemeinsam mit Vertretern anderer Anti-Batista-Gruppen verfassten „Manifest aus der Sierra Maestra” vom 12. Juli 1957 schon umfangreiche Bodenenteignungen sowie begrenzte Nationalisierungen in der Industrie angekündigt.
Ominöse Akten
Der Autor hatte sich noch im Exil in Mexiko Fidel Castro als Mitstreiter im bevorstehenden Befreiungskampf auf Kuba angedient. Als es damit ernst wurde, war er jedoch „vergessen” und sitzengelassen worden. Der Comandante en Jefe war auf eine rein kubanische Guerilla bedacht, um dem Gegner nicht frei Haus das Argument zu liefern, er führe eine internationale Söldnertruppe an.
Schenkel Eisenhertz kreidet Fidel Castro vor allem an, dass er seine „tiefe Abneigung gegenüber den USA”, ja, seinen „fast pathologischen Hass” auf sie, und seinen vorgefassten Plan einer „engen Allianz mit der Sowjetunion”, beharrlich verschwiegen habe. Doch der Autor irrt, wenn er Castro einen quasi angeborenen und bösartigen Antiamerikanismus unterstellt, während sich doch in Wirklichkeit der Anti-Yanquismo an ominösen Akten der US-Kuba-Politik entzündete und als Reaktion darauf radikalisierte.
Und was die „enge Allianz mit der Sowjetunion” angeht: Es war „keine Liebesheirat, sondern eine Vernunftehe” (Castro-Biograph Volker Skierka), die Castro mit der Sowjetunion einging. Die alten Herren im Kreml hatten es gar nicht so
eilig mit ihrer Unterstützung für das
ausgepowerte Kuba. Waren ihnen doch die kubanischen „Barbudos”, die Rebellen mit den Bärten, politisch nicht
ganz geheuer. Als Abenteurer, Trotz-
kisten oder Paradiesvögel waren sie bei den orthodoxen Kommunisten verschrien. „Moskau blieb über ein Jahr lang auf Distanz”, merkt der Potsdamer Politikwissenschaftler Raimund Krämer dazu an.
Schenkel Eisenhertz gibt einen knappen Überblick über die Geschichte Kubas, geht aber bei einigen Schlüsselereignissen wie der Invasion in der Schweinebucht im Frühjahr 1961, der Auseinandersetzung mit den Altkommunisten und der Raketenkrise, die im Herbst 1962 apokalyptische Ängste in aller Welt aufkommen ließ, kaum über Altbekanntes hinaus. Er prangert das wirtschaftliche Debakel an, das zuvorderst dem Industrieminister Che Guevara anzulasten ist. Im Zusammenhang damit erinnert er an die Fluchtwellen von Kuba Richtung USA, den Exodus einiger hunderttausend unzufriedener Kubaner, darunter besonders viele Fachleute, Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler et cetera, die Kuba eine Zeitlang schmerzlich vermisst hat.
Inzwischen sind auf der Insel ein vorbildliches Bildungssystem und ein beachtliches Gesundheitswesen entstanden, mit so vielen Absolventen, dass junge Ärzte, Techniker, Lehrer, Bauarbeiter und Krankenschwestern in großer Zahl in Länder der Dritten Welt ausschwärmen und dort Entwicklungshilfe leisten können.
„Verrat am Volk?” ist ein Kapitel des Buchs überschrieben. Noch mit einem Fragezeichen versehen. Das jedoch kann man getrost streichen. Denn die Quintessenz des Buches ist der Vorwurf, Castro habe die Kubaner „schändlich betrogen”, indem er das eigentliche Ziel seiner Mission systematisch verheimlicht habe. Hätte er offen ein kommunistisches Kuba propagiert, dürften sich aber kaum Mitstreiter gefunden haben. Die kubanische Revolution hätte nicht stattgefunden. Und dieses Buch wäre nicht geschrieben worden. FRANK NIESS
PETER SCHENKEL EISENHERTZ: Kuba unter Castro. Fidel, Che, die Revolution und ich. Verlag Herbig, München 2008. 253 Seiten, 19,95 Euro.
Der „Máximo Líder” Fidel Castro, inzwischen 82 Jahre alt und schwer krank, hat zwar in Kuba kein Amt mehr inne, ist aber auf Plakaten noch immer präsent. AP
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