Die Trilogie ist perfekt: Nach den Büchern von Martha Liess (Siebenbürgisches Kochbuch) und Brigitte-Ina Kuchar (Siebenbürgische Küche) ist nun im Hermannstädter Schiller Verlag das dritte große siebenbürgische Kochbuch erschienen: Das Werk von Christine Schuster, das älteste der drei, kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert geschrieben, ist zugleich ein faszinierendes Zeitzeugnis. Heute ist es kaum noch vorstellbar, wie viele Stunden die Hausarbeit anno dazumal verschlungen hat. Dabei ist Christine Schusters lakonische Anweisung: "... und dann 1 Stunde rühren" noch eher harmlos. Vor allem im Anhang, wo es alle möglichen Hilfestellungen für unsichere oder angehende Hausfrauen gibt, können wir uns ein anschauliches Bild dessen machen, was der häusliche Alltag vor über 100 Jahren war: Arbeit ohne Ende! Aber nun zum Hauptteil: Wir glauben, dass die Rezepte trotz ihres ehrwürdigen Alters in der heutigen Küche noch Verwendung finden können. Natürlich wird die Köchin (oder der heutige Koch) mit bisher nie dagewesener Dankbarkeit seine Küchenmaschine oder seinen Mixer betrachten, denn nun geht ja alles so viel schneller. Erstaunlich ist aber auch, wie wenig sich grundlegend geändert hat an der Zubereitungsweise. Außer der erwähnten Zeiteinsparung und vor allem auch der Verfügbarkeit von diversen Kühlmöglichkeiten kann man viele der Rezepte tatsächlich eins zu eins nachkochen. Wir haben uns bemüht, eine gewisse Authentizität zu wahren, jedoch der besseren Lesbarkeit halber den Text in die neue Rechtschreibung transferiert. Vorhergegangen ist das mühsame Transkribieren der vergilbten, mit gotischer Schrift bedeckten Originalseiten des Kochbuchs. Rund ein Jahr hat der Schiller Verlag an diesem Buch gearbeitet. Einige alte Originalbilder haben wir trotz ihrer nicht so guten Qualität mit aufgenommen. Wir hoffen, dass es begeisterte Leser finden wird - das zeigen uns schon viele Anfragen. Die älteren werden sich an viele Dinge erinnern, die jüngeren vielleicht neue Impulse bekommen. Natürlich stehen auch viele Hinweise darin, die heute nicht mehr unbedingt benötigt werden, nur küchengeschichtlich interessant sind: Dass man zum Beispiel den gemästeten Hasen an den Hinterbeinen hält und an den Ohren ausstreckt, wodurch er betäubt scheint, und ihn dann mit einem Schlag mit einem kantigen Holzscheit hinter den Ohren den Garaus macht. Oder dass man den Tauben besser den Kopf abhackt statt abreißt. Wem das alles zu blutig ist, kann sich mit den vegetarischen Rezepten beschäftigen, die ganz hinten im Register extra angeführt werden. Fleischverzicht ist also keine modische Zeiterscheinung. Anselm Roth