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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.02.2004

BÜCHER FÜR DIE REISE
König und Königin
Einmal rund um das jüngste Meer der Erde: die Ostsee
Sieht man von jenen rund fünfhundert Küstenkilometern ab, die zu Russland gehören, so wird die Ostsee Anfang Mai mit dem EU-Beitritt der baltischen Staaten endgültig zum Binnenmeer der Europäischen Gemeinschaft. Geologisch gehört die Ostsee seit jeher zum Kontinent, hat also keinen eigenen Meeresboden. Sucht man eine vergleichbare Region auf dem Globus, wird man ebenfalls auf dem Festland fündig: Geologisch am nächsten verwandt ist die Ostsee mit den fünf großen Seen in Nordamerika. Selbst für die Niagara-Fälle findet sich eine Entsprechung mit dem Wasserfall der Narwa. Im Grunde ist die Ostsee das größte Fjord der Welt. Und ein sehr junges Meer obendrein, nur wenige tausend Jahre alt.
Aus diesem Grund sind die Ufer noch kaum abgeschliffen, die etwa 7000 Kilometer lange Küste ist reich gegliedert und verändert sich beständig. Das führt auch dazu, dass in dem Band „Küsten der Ostsee” von Rolf Reinicke Fotografien abgedruckt sind, die man getrost als historisch bezeichnen darf, obgleich sie erst zehn oder zwanzig Jahre alt sind.
So ist dieses Buch einerseits eine Momentaufnahme. Andererseits blickt der Autor voraus auf das, was sich absehbar verändern wird und wo die Gründe dafür zu suchen sind. „Küsten der Ostsee” ist ein geologisch fundiertes Werk, dessen Texte allerdings mitunter an der Grenze zum Spröden formuliert sind. Dieser Umstand wird aufgewogen durch die vielen gut ausgewählten Fotografien, welche wie die Texte von Rolf Reinicke stammen. Sie zeigen die unterschiedlichen Landschaften entlang der Küste und auch, wie sich Städte und Dörfer darin einfügen. Selten präsentiert sich diese Küste so spektakulär wie im Falle des Königinnenstuhls auf der dänischen Insel Møn. Mit mehr als 120 Metern ist dies das höchste Ufer der Ostsee. Sein Pendant, der Königsstuhl auf der deutschen Insel Rügen, ist rund zehn Meter niedriger.
Sanfter wird die Landschaft, je weiter Reinicke entgegen dem Uhrzeigersinn nach Osten und Norden reist. Gleichwohl wandelt sie sich unaufhörlich. Am nördlichen Ende des Bottenwiek, an der Grenze zwischen Schweden und Finnland, gibt es sogar einen Sandstrand, der sommers Badegäste anzieht. Achtzig Kilometer südlich des Polarkreises.
STEFAN FISCHER
ROLF REINICKE: Küsten der Ostsee. DSV Verlag, Hamburg 2003, 230 Seiten, 24,50 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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