Kuh und Hase sind dicke Freunde. Zusammen liegen sie oft auf dem Deich und schauen den Schiffen auf dem Fluss nach. Oder sie spielen auf der Weide: Verstecken, Hakenschlagen, Trampolinspringen und manchmal auch Angsthase. Kuh frisst den lieben langen Tag Gras, kaut und träumt vor sich hin, während der pfiffige Hase lieber herumspringt.
Eines Tages schläft Kuh auf der Insel im Fluss ein. Als sie aufwacht, ist sie klatschnass und von der Insel ist fast nichts mehr zu sehen. Wenn nur Hase da wäre! Ihm fiele sicher etwas ein ...
Eines Tages schläft Kuh auf der Insel im Fluss ein. Als sie aufwacht, ist sie klatschnass und von der Insel ist fast nichts mehr zu sehen. Wenn nur Hase da wäre! Ihm fiele sicher etwas ein ...
Von Freundschaftsgeschichten kann man gar nicht genug kriegen, vor allem, wenn es sich um 15 so wunderbare Episoden handelt. Das Debüt der niederländischen Autorin ist bereits 2008 im Original erschienen. Endlich übersetzt können nun auch hierzulande Erwachsene daraus vorlesen und genauso viel Vergnügen daran haben wie Kinder. Schauplatz ist eine Deichlandschaft und eine große Weide mit viel grünem, saftigem Gras. Das braucht Kuh mindestens genauso dringend zum Leben wie ihren Freund Hase: "an meinem Bauch Hase und in meinem Bauch Gras".
Dabei sind die Tiere äußerlich und innerlich grundverschieden: "Wir spielen, wer am längsten schlafen kann." Der quirlige Hase, der in Windeseile Haken schlägt, und die gemächliche Kuh. Eine treue Seele, die gerne auf der Weide grast und in aller Ruhe den Morgenwölkchen nachschaut, die beim Gähnen aus ihrem Maul dampfen. Aber gerade diese Unterschiede machen den Reiz und den Humor der liebenswerten Geschichten aus. Auf jeder Doppelseite kann man Kuh und Hase bei ihren Erlebnissen auch betrachten. Die vielfach ausgezeichnete Marije Tolman trägt mit ihren Aquarellen einen Großteil dazu bei, dass diese klugen und feinfühligen Geschichten das Zeug haben, zum Lieblingsbuch auserkoren zu werden.
Dabei sind die Tiere äußerlich und innerlich grundverschieden: "Wir spielen, wer am längsten schlafen kann." Der quirlige Hase, der in Windeseile Haken schlägt, und die gemächliche Kuh. Eine treue Seele, die gerne auf der Weide grast und in aller Ruhe den Morgenwölkchen nachschaut, die beim Gähnen aus ihrem Maul dampfen. Aber gerade diese Unterschiede machen den Reiz und den Humor der liebenswerten Geschichten aus. Auf jeder Doppelseite kann man Kuh und Hase bei ihren Erlebnissen auch betrachten. Die vielfach ausgezeichnete Marije Tolman trägt mit ihren Aquarellen einen Großteil dazu bei, dass diese klugen und feinfühligen Geschichten das Zeug haben, zum Lieblingsbuch auserkoren zu werden.
Tierisch
beste Freunde
Was Kuh und Hase so
täglich erleben
Ohne Kuh wäre Hase bestimmt gebissen worden von den Hunden auf dem Bauernhof. Und ohne Hase wäre Kuh vielleicht ertrunken, denn sie hätte womöglich nie herausgefunden, dass sie schwimmen kann. Kuh und Hase retten sich gegenseitig das Leben, doch das ist es nicht, was sie unzertrennlich macht. Vielmehr sind es die klugen Erklärungen von Hase, die Kuh beeindrucken, und die gutmütige Gelassenheit von Kuh, die Hase erdet.
In 15 Kapiteln erzählt die Niederländerin Isabel Versteeg die Geschichte eines ungleichen Paares, die zarten Illustrationen dazu liefert Marije Tolman. Sie reihen sich damit ein in die Tradition der Freunde-Bücher von Helme Heine oder der Mama-Muh-Erzählungen von Jujja Wieslander und Sven Nordqvist. Versteegs Kuh ist zwar nur halb so tatendurstig wie die ihrer schwedischen Kollegen, trotzdem werden sich manche Kinder und die meisten Erwachsenen in ihren Verhaltensweisen wiedererkennen. So kann Kuh es überhaupt nicht vertragen, dass neben ihr und Hase plötzlich auch noch Hasi auf der Weide auftaucht, die mit Hase spielt und Haken schlägt. Als Hasi einer Katze auflauert, verpasst Kuh es beinahe, Hasi zu retten, erst in letzter Sekunde läuft sie muhend dazwischen und verscheucht den Feind. Eifersucht, Scham, Stolz: So unspektakulär die Kuh-und-Hase-Geschichten zunächst daherkommen – hintergründig erzählen sie von sehr menschlichen Empfindungen.
Natürlich können Kuh und Hase auch sprechen, und ihre philosophisch anmutenden Dialoge sind eine besondere Zutat dieses Buches: „Ist ein Spiegelbild noch da, wenn man tot ist? “, fragt Kuh, nachdem sie ihres in einer Pfütze entdeckt hat. „Bestimmt, aber dann sieht man es nicht mehr“, antwortet Hase. „Wenn man es nicht sieht, dann ist es doch nicht da“, entgegnet Kuh. An einer anderen Stelle will sie wissen: „Was ist das noch mal, Hase: Familie?“ Und Hase erklärt.
Sie sind aufeinander angewiesen, Kuh und Hase, Hases Klugheit und Kuhs Stärke machen sie zu einem Team. Wie sehr sie aneinander hängen, verdeutlicht das von Hase erfundene Angsthase-Spiel. Jeder soll sagen, wann er die letzten Male Angst hatte – wer die meisten Beispiele findet, hat nicht etwa verloren, sondern gewonnen. Und es stellt sich heraus, dass in jeder Situation, in der Hase in Gefahr war und sich fürchtete, auch Kuh Angst hatte, Hase könnte etwas zustoßen. Und wenn Kuh in einer brenzligen Situation mulmig wurde, ging es Hase genauso, aus Sorge um Kuh. Am Schluss gewinnt Hase nur deshalb, weil Kuh in ihrer Güte erkennt: „Du hast Angst, ein Spiel zu verlieren. Darum steht es 6:5 für dich.“
Was Freundschaft bedeuten kann – das verdeutlicht dieses Buch in leiser, unaufdringlicher Weise und Verena Kiefer hat daran als Übersetzerin großen Anteil. (ab 7 Jahre)
HEIKE NIEDER
Isabel Versteeg: Kuh und Hase. Kleine Geschichten einer großen Freundschaft. Mit Illustrationen von Marije Tolman. Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer. Gerstenberg 2015. 112 Seiten, 12,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
beste Freunde
Was Kuh und Hase so
täglich erleben
Ohne Kuh wäre Hase bestimmt gebissen worden von den Hunden auf dem Bauernhof. Und ohne Hase wäre Kuh vielleicht ertrunken, denn sie hätte womöglich nie herausgefunden, dass sie schwimmen kann. Kuh und Hase retten sich gegenseitig das Leben, doch das ist es nicht, was sie unzertrennlich macht. Vielmehr sind es die klugen Erklärungen von Hase, die Kuh beeindrucken, und die gutmütige Gelassenheit von Kuh, die Hase erdet.
In 15 Kapiteln erzählt die Niederländerin Isabel Versteeg die Geschichte eines ungleichen Paares, die zarten Illustrationen dazu liefert Marije Tolman. Sie reihen sich damit ein in die Tradition der Freunde-Bücher von Helme Heine oder der Mama-Muh-Erzählungen von Jujja Wieslander und Sven Nordqvist. Versteegs Kuh ist zwar nur halb so tatendurstig wie die ihrer schwedischen Kollegen, trotzdem werden sich manche Kinder und die meisten Erwachsenen in ihren Verhaltensweisen wiedererkennen. So kann Kuh es überhaupt nicht vertragen, dass neben ihr und Hase plötzlich auch noch Hasi auf der Weide auftaucht, die mit Hase spielt und Haken schlägt. Als Hasi einer Katze auflauert, verpasst Kuh es beinahe, Hasi zu retten, erst in letzter Sekunde läuft sie muhend dazwischen und verscheucht den Feind. Eifersucht, Scham, Stolz: So unspektakulär die Kuh-und-Hase-Geschichten zunächst daherkommen – hintergründig erzählen sie von sehr menschlichen Empfindungen.
Natürlich können Kuh und Hase auch sprechen, und ihre philosophisch anmutenden Dialoge sind eine besondere Zutat dieses Buches: „Ist ein Spiegelbild noch da, wenn man tot ist? “, fragt Kuh, nachdem sie ihres in einer Pfütze entdeckt hat. „Bestimmt, aber dann sieht man es nicht mehr“, antwortet Hase. „Wenn man es nicht sieht, dann ist es doch nicht da“, entgegnet Kuh. An einer anderen Stelle will sie wissen: „Was ist das noch mal, Hase: Familie?“ Und Hase erklärt.
Sie sind aufeinander angewiesen, Kuh und Hase, Hases Klugheit und Kuhs Stärke machen sie zu einem Team. Wie sehr sie aneinander hängen, verdeutlicht das von Hase erfundene Angsthase-Spiel. Jeder soll sagen, wann er die letzten Male Angst hatte – wer die meisten Beispiele findet, hat nicht etwa verloren, sondern gewonnen. Und es stellt sich heraus, dass in jeder Situation, in der Hase in Gefahr war und sich fürchtete, auch Kuh Angst hatte, Hase könnte etwas zustoßen. Und wenn Kuh in einer brenzligen Situation mulmig wurde, ging es Hase genauso, aus Sorge um Kuh. Am Schluss gewinnt Hase nur deshalb, weil Kuh in ihrer Güte erkennt: „Du hast Angst, ein Spiel zu verlieren. Darum steht es 6:5 für dich.“
Was Freundschaft bedeuten kann – das verdeutlicht dieses Buch in leiser, unaufdringlicher Weise und Verena Kiefer hat daran als Übersetzerin großen Anteil. (ab 7 Jahre)
HEIKE NIEDER
Isabel Versteeg: Kuh und Hase. Kleine Geschichten einer großen Freundschaft. Mit Illustrationen von Marije Tolman. Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer. Gerstenberg 2015. 112 Seiten, 12,95 Euro.
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