Frank-Lothar Kroll stellt in seinem Lehrbuch vor allem die Motive und Intentionen der Kultur-, Bildungs- und Wissenschaftsentwicklung vom späten Kaiserreich bis zum vereinigten Deutschland in den Mittelpunkt. Er geht dabei von einem weit gesteckten Kulturbegriff aus, der sich den klassischen Manifestationen der Hochkultur in Literatur, Bildender Kunst und Musik ebenso zuwendet wie den vom Aufkommen neuartiger Mechanismen der Massenkommunikation getragenen Erscheinungsformen der Alltags-, Populär- und Medienkultur. Sein Erkenntnisinteresse gilt vor allem den lebensweltlichen Verflechtungen von Kultur, Bildung und Wissenschaft. Enzyklopädischer Überblick und Forschungsdiskussion werden durch eine aus der umfangreichen Literatur sorgfältig zusammengestellte Bibliografie vervollständigt.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Licht und Schatten hat Gangolf Hübinger in Krolls Abhandlung gefunden. Der Autor habe sich der den Bänden der Enzyklopädie Deutscher Geschichte auferlegten Dreiteilung - große Entwicklungslinien, Konflikte im Einzelnen, Bibliografie - und den daraus erwachsenden Anforderungen an "darstellerische Konzentration" gewachsen gezeigt. Überdies sei ihm die Darstellung der bildungspolitisch relevanten Kämpfe von Weimar bis Berlin gut gelungen. Darüber hinaus jedoch hat Hübinger vor allem Mängel und Unzulänglichkeiten ausgemacht: Die intellektuellen wie wissenschaftlichen Grundlagen der Auseinandersetzungen im ersten Drittel des Jahrhunderts bleiben unscharf, die politische Kräfteverteilung der Weimarer Republik wird in der überholten "Rechts-Links-Polarisierung" beschrieben, "die These vom begrenzten Pluralismus unter der totalitären Kulturpolitik der Nazis" kratzt an der Oberfläche; und die Darstellung der "Prägekraft von Wissenschaft und Bildung" für die "Staatskulturen" der beiden deutschen Staaten nach 1945 gelingt nur für die DDR überzeugend. Und ob man das Ende des 20. Jahrhunderts, eine Zeit "wachsender Kontroversen um Anfang und Ende des menschlichen Lebens, um neue Wissensbilder und die Macht der elektronischen Medien" wirklich als intellektuell träge kennzeichnen sollte?
© Perlentaucher Medien GmbH
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