Im Institut für Praxis der Philosophie e.V., IPPh, haben wiruns zwei Jahre lang intensiv mit dem Thema Privatheitbeschäftigt. Während die öffentliche Diskussion sich durchwegmit dem Schutz der Privatheit in technischer, juristischerund politischer Hinsicht beschäftigt, fragten wir uns nachdem Inhalt der Privatheit. Könnte es sein, dass, was wir daschützen wollen, bereits weitgehend erodiert ist, dass derRaum der Privatheit womöglich leer ist?Da die Arbeit des IPPH explizit auf Praxis hin orientiertist, wurde die Thematisierung der Privatheit mehr undmehr zu der Frage, was der einzelne Mensch - mit anderenzusammen - tun kann, um Privatheit überhaupt erst zuentwickeln. Damit war das Thema für die Herbsttagung 2016und daran anschließend für die vorliegende Veröffentlichunggegeben: Es geht darum, eine Kultur der Privatheit bewusstzu pflegen - oder auch wiederzugewinnen: Durch welcheUmgangsformen wird die Familie zu einem Bereich geteilterPrivatheit? Wie geht man miteinander um, damitleiblicheIntimität etwas Privates ist? Wie richtet man die eigeneWohnung ein, damit sie nicht nur ein grundgesetzlichgeschützter Raum ist, sondern durch Einrichtung undindividuellen Ausdruck den Charakter des Privaten hat?Daran schließen sich Fragen nach dem persönlichenGespräch, dem persönlichen Brief, dem Tagebuch an.Privatheit ist keine Naturtatsache, sondern das Produkt einerbesonderen Kultur: Privatheit wird durch unser Verhaltenkonstituiert.