Welche Ethik braucht das 21. Jahrhundert? Und welche Antworten geben die Weltreligionen? Die globalen Herausforderungen der Gegenwart verlangen nach einer Ethik und Kultur der Nachhaltigkeit, die nicht nur die Lebensrechte künftiger Generationen, sondern auch diejenigen der Tiere und den Eigenwert der Natur achtet. Zugleich muß eine zukunftsfähige Ethik dem Pluralismus der Kulturen und Religionen Rechnung tragen. Der vorliegende Band enthält drei nachgelassene Schriften Albert Schweitzers über Kultur und Ethik in den Weltreligionen von überraschender Aktualität. "Kultur und Ethik", entstanden 1919-1921, skizziert den Beitrag der Weltreligionen zu einer universalen Ethik. Gleichzeitig bietet dieses überaus präzise, meisterhaft geschriebene und in sich geschlossene Werk nicht nur eine dichte Darstellung der Ethik Jesu, sondern auch der theologischen und ethischen Grundansichten Schweitzers. " Mensch und Kreatur in den Weltreligionen" , geschrieben 1933, bündelt Schweitzers Gedanken zur Tierethik und vermittelt zentrale Grundeinsichten der Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben. Die 1934 gehaltenen "Hibbert-Lectures" , bislang nur aus Presseauszügen bekannt, beleuchten in einer pointierten Gegenüberstellung das Verhältnis des Christentums zu den Weltreligionen. Die drei Schriften des vorliegenden Bandes gehören in den Umkreis von Schweitzers Kulturphilosophie und bieten eine wichtige Ergänzung zu seiner "Kulturphilosophie III" .
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die moderne Religionsgeschichtsschreibung entstand im 17./18. Jahrhundert, schreibt Friedrich Wilhelm Graf einführend - damals entdeckten europäische Gelehrte die Existenz und Vielfalt nichtchristlicher Religionen und Kulturen. Das Christentum galt ihnen natürlich immer als das höchst entwickelte Modell, und erst im 19. Jahrhundert, durch neu entstandene Wissenschaften wie Ethnologie und Sozialanthropologie, wurde der Glaube an die Überlegenheit des eigenen Glaubens erschüttert. Der Arzt und liberale Protestant Albert Schweitzer stieß auch in seinem afrikanischen Alltag immer wieder an die Grenzen des Verstehenkönnens fremden Glaubens, berichtet Graf. Diese Reibung macht seine aus dem Nachlass veröffentlichten Schriften über die Weltreligionen für den Rezensenten besonders fruchtbar. Sehr ausführlich referiert Graf Schweitzers Theorie einer gesellschaftlichen Funktion von Religion, beschreibt seine radikale Selbst- und Modernitätskritik, die stellenweise eine enorme Naivität durchschimmern ließe. Seine Analysen liefen auf die Feststellung heraus, so Graf, den Widerspruch, dass Leben nur auf Kosten anderen Lebens möglich sei, nicht lösen zu können.
© Perlentaucher Medien GmbH
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