Die Selbstverständlichkeit, mit der heute Begriffe wie Erinnerung, Identität, kollektives Gedächtnis und Geschichte im selben Atemzug genannt werden, beruht nicht zuletzt auf einer gewaltigen Zäsur in der Mitte des 20. Jahrhunderts: dem Holocaust. Eng damit verbunden ist das von zahlreichen Überlebenden postulierte Darstellungsverbot des Holocaust mit der Begründung, etwas so Schreckliches und ultimativ Grausames könne niemals in angemessene Worte gefasst, geschweige denn von Nicht-Betroffenen wirklich verstanden werden. Dem steht jedoch die kulturbedingte Notwendigkeit des Erinnerns gegenüber, damit nicht nur die direkt nachgeborenen Generationen, sondern auch die in fernerer Zukunft lebenden Nachkommen von Opfern, Tätern und Zeitgenossen aus diesem historischen Ereignis ihre Lehren ziehen und seine Relevanz im Gedächtnis behalten können. Die Arten der Darstellung und die hierfür gewählten Medien sind zahlreich und verfolgen unterschiedlichste Zwecke. Populäre Literatur nimmt hierbei einen spezifischen Platz ein. Ausgehend von zwei Romanen jüdisch-amerikanischer Autoren sollen hier Rückschlüsse gezogen werden auf die Konstruktion von Identität und kultureller Erinnerung.