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Dieses Buch zeichnet ein weites historisches Panorama Europas und der "abendländischen Welt" anhand der Musik, mit deren Hilfe die Menschen ihre Kulturen seit jeher gestaltet haben. Gernot Gruber erzählt die Geschichte der Musik von ihren Anfängen in vorgeschichtlicher Zeit bis in die jüngste Gegenwart mit ihrer globalisierten E- und U-Musikszene. Und er schildert, mal im Detail und mal in großen Zügen, wie eng Musik mit Religion und Kultus, mit Macht und Politik, mit Alltag und Lebensbewältigung verbunden war. - Damit bietet diese Kulturgeschichte etwas anderes als die bekannten…mehr

Produktbeschreibung
Dieses Buch zeichnet ein weites historisches Panorama Europas und der "abendländischen Welt" anhand der Musik, mit deren Hilfe die Menschen ihre Kulturen seit jeher gestaltet haben. Gernot Gruber erzählt die Geschichte der Musik von ihren Anfängen in vorgeschichtlicher Zeit bis in die jüngste Gegenwart mit ihrer globalisierten E- und U-Musikszene. Und er schildert, mal im Detail und mal in großen Zügen, wie eng Musik mit Religion und Kultus, mit Macht und Politik, mit Alltag und Lebensbewältigung verbunden war. - Damit bietet diese Kulturgeschichte etwas anderes als die bekannten Musikgeschichten: Sie geht von den Kontexten aus, die als Ideengeschichte, Sozial- und politische Geschichte die Musik tragen. Und sie schildert anschaulich die Spannung zwischen dem allgemeinen Leben und dem Eigenleben der Musik als Kunst. Den roten Faden bildet dabei die Frage nach dem Europäischen in der Musik, nach dem Verhältnis zwischen Pluralität und Identität und wohin diese Geschichte inunserer Gegenwart führt: Löst sich die aktuelle "europäische Identität" auf - oder gibt nicht gerade der innovative Umgang mit dem global verbreiteten Kanon europäischer Musik die Chance auf einen Halt?

Autorenporträt
Gernot Gruber, Professor an der Hochschule für Musik und Theater München (1976-1995) und an der Universität Wien (1995-2008), ist u.a. wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und ihrer Kommission für Musikforschung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2021

Große Erzählung
Gernot Gruber legt eine Kulturgeschichte europäischer Musik vor

Die Geschichte der Musik galt lange Zeit als zentraler Gegenstand der Musikforschung. Das hat sich in den letzten zwanzig Jahren gravierend verändert. Denjenigen, die das als Verlust beklagen, wird nicht selten entgegengehalten, sie seien, bestenfalls, sentimental oder, weniger freundlich, rückständig. Eine Musikgeschichte erzählen zu wollen ist jedoch weder naiv noch einfach, und nur weil es nicht leicht ist, ist es damit nicht sinnlos. Die Probleme sind vielfältig. Sie beginnen schon bei der Frage, ab wann und auf welche Weise Musik eigentlich Gedächtnis und folglich Geschichte überhaupt beansprucht hat (und beanspruchen wollte).

Es ist nicht nur aus der Mode gekommen, übergreifende Musikgeschichte zu erzählen, ein solches Vorhaben steht geradezu unter Generalverdacht. Nur wenige Autoren zeigen sich davon unbeeindruckt. Doch selbst Richard Taruskins monumentale "Geschichte der westlichen Musik" ist inzwischen fünfzehn Jahre alt.

Im deutschen Sprachraum liegt, sieht man von zwei eher kompendienartigen Überblicksdarstellungen und Martin Gecks Provokation einer "kürzesten Geschichte der Musik" ab, der letzte derartige Versuch schon lange zurück: Hans Heinrich Eggebrechts "Musik im Abendland" von 1991. Schon beim Erscheinen war dies ein schwieriges, weil aus der nahtlosen Überblendung von Geschichte und Erleben hervorgegangenes Buch, das schließlich überschattet wurde von den Auseinandersetzungen um die politische Vergangenheit des Verfassers.

Gernot Grubers "Kulturgeschichte der europäischen Musik" wirkt wie ein Angehen gegen dieses Defizit, und die Ausweitung des Titels - Geschichte als Kulturgeschichte - ist zugleich eine Einschränkung, da es eben nicht um Kunstgeschichte geht. Aus einer lebenslangen Forschungs- und Lehrtätigkeit, so Gruber in der Einleitung, sei der Vorsatz erwachsen, nicht "eine", sondern "meine" Geschichte der Musik zu erzählen. Erst viel später kommen Lyotard und Habermas ins Spiel, um einen spannungsvollen Referenzrahmen abzustecken.

Diese subjektive Spiegelung verbindet das Buch durchaus mit demjenigen Eggebrechts, auch die Beschränkung auf Europa. Allerdings geht es Gruber nicht um Geschichte als Erlebtes, sondern als Herausforderung. Das zeigt sich insbesondere im Ansatz einer Kulturgeschichte, die sich ausdrücklich auch auf Musik erstreckt, die allenfalls ein unscharfes Gedächtnis beanspruchen kann: alle Musik vor der Erfindung einer eigenen Schrift und alle Musik jenseits dieser Schrift. So beginnt der Autor außerhalb Europas, in Mesopotamien und Ägypten, um sich von dort aus über Griechenland seinem Gegenstand immer weiter anzunähern.

Die Erzählung folgt weitgehend der Chronologie, jedoch unter Meidung traditioneller Nomenklaturen. Erscheinen diese doch, dann in der Regel nur in Untertiteln und mit distanzierenden Anführungszeichen. Aber die Hauptthese des Buches ist doch, dass sich eine zusammenhängende Geschichte überhaupt erzählen lässt. Das Buch will, trotz der immensen Fülle der zusammengetragenen Beobachtungen, nicht Kompendium oder Nachschlagewerk, sondern Darstellung und Deutung sein, eine Einladung zu Reflexion und Gegenmeinung.

Die europäische Perspektive erweist sich dabei als doppeltes Problem. Zum einen hat die europäische Musik nicht nur globale Ansprüche gestellt, sondern diese wurden auch angenommen. Giuseppe Verdi konnte schon zu Lebzeiten sicher sein, dass sein "Rigoletto" auf allen Kontinenten präsent war. Dagegen wurden mit den Möglichkeiten der technischen Reproduzierbarkeit von 1920 an Abgrenzungen immer schwieriger. Das zeigt sich nicht nur, aber vor allem am globalen Siegeszug der populären Musik, mit dem sich der Verfasser intensiv beschäftigt, obwohl dies mit einer europäischen Perspektive kaum vereinbar ist.

Der Autor bleibt, notgedrungen, skeptisch, er wagt auch keine Zukunftsprognosen. Und doch ist er von vorsichtigem Optimismus beseelt. So geht es am Ende wohl gar nicht so sehr um die Befunde. Gernot Grubers einschüchternd umfangreiches Buch ist vielmehr, nach langer Abstinenz, ein nachdrückliches Plädoyer für den Mut zur historischen Erzählung, auch und gerade im Hinblick auf die Musik. Es kommt zweifellos zur rechten Zeit.

LAURENZ LÜTTEKEN

Gernot Gruber:

"Kulturgeschichte der Europäischen Musik". Von den Anfängen bis zur Gegenwart.

Bärenreiter/Metzler Verlag, Berlin 2020. 832 S., geb., 49,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Schon lange wurde keine übergreifende Musikgeschichte mehr veröffentlicht, umso erstaunlicher, dass der Musikwissenschaftler Gernot Gruber nun diese umfangreiche Kulturgeschichte der Europäischen Musik vorlegt, meint Rezensent Laurenz Lütteken. Allerdings, so räumt Gruber laut Lütteken in der Einleitung gleich ein, handele es sich um seine persönliche Musikgeschichte. Das stört den Kritiker allerdings keineswegs, besteche Grubers chronologisch angelegte "Darstellung und Deutung" doch gerade dadurch, dass der Autor auf "traditionelle Nomenklaturen" verzichte und immer wieder zu Widerspruch einlade. Dass Gruber sich auf die europäische Perspektive begrenzt, hält der Rezensent zwar für problematisch, das Buch empfiehlt er dennoch mit Nachdruck.

© Perlentaucher Medien GmbH