Kaiserschmarrn und Girardirostbraten, Tafelspitz und Sacherwürstel, Linzertorte und Salzburger Nockerl âEUR" oder einfach ein Glas Wachauer Smaragd Veltliner. Österreichs Küche hat Leibspeisen perfektioniert, die ähnlich wie Walzerklänge und Mozartopern jede Generation aufs neue faszinieren. Keltenritschert und die Jagdleidenschaft Kaiser Maximilians, fischreiche Mondseer Mittelalterkost und Küchenkünste der steirischen Postmeisterstochter Anna Plochl, die ihren "grünen Erzherzog" Johann verwöhnte, das alles gehört zum gastronomischen Erbe der Alpenrepublik. Dennoch: Österreichische Küche, das bedeutet für viele trotz aller regionalen Vitalität der Bundesländer Wiener Küche! Die Kaiserstadt entwickelt früh ein stilprägendes kulinarisches Spektrum. In den Kochtöpfen der Habsburgerresidenz verschmelzen die Einflüsse des k. u. k. Vielvölkerstaats, vom slowakischen Liptauer bis zum ungarischen Letscho, vom venezianischen Risipisi bis zu den legendären Marillenknödeln der böhmischen Herrschaftsköchin. >BR
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Samuel Moser läuft das Wasser im Munde zusammen angesichts von Kalbs-Euter, Schweinsohren und Ochsenobergaumen, zum Gericht komponiert nachzulesen und auch anzuschauen in dieser Kulturgeschichte der österreichischen Küche vom Gastrosophen Peter Peter. Ansetzend vor 27.000 Jahren, also "quasi in der Bauchfalte der Venus von Willendorf", bringt Peter dem Rezensenten zunächst chronologisch bei, was Kelten und Römer und Renaissancefürsten so im Topf hatten, bevor er sodann thematisch weitermacht: Kaffeehaus, Braukunst, Beisl, Wiener Schnitzel, böhmische Köchin. Und schließlich beim Spezifischen der heutigen Wiener Küche landet. Alles flott geschrieben, meint Moser, der aber auch den sorgsamen Umgang mit Fakten in diesem Band schätzt. Nur einen ordentlichen Fußnotenapparat hätte er zum perfekten Glück noch gern gehabt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH