Unser Klima ändert sich. Das ist mittlerweile unbestritten. Das Klima der Erde hat sich jedoch im Laufe der Erdgeschichte immer wieder dramatisch geändert; blieb aber seit der Entstehung des Lebens immer in einem Bereich, der Leben ermöglichte. Aber seit ungefähr hundert Jahren schwant dem Menschen,
dass er der Auslöser für eine Klimaveränderung sein könnte. Erst schien es ihm nicht bedrohlich,…mehrUnser Klima ändert sich. Das ist mittlerweile unbestritten. Das Klima der Erde hat sich jedoch im Laufe der Erdgeschichte immer wieder dramatisch geändert; blieb aber seit der Entstehung des Lebens immer in einem Bereich, der Leben ermöglichte. Aber seit ungefähr hundert Jahren schwant dem Menschen, dass er der Auslöser für eine Klimaveränderung sein könnte. Erst schien es ihm nicht bedrohlich, dann schien es sogar kälter zu werden und mittlerweile dreht sich alles um die Prognosen zur globalen Erwärmung.
Der Historiker Wolfgang Behringer hat nun die Kulturgeschichte des Klimas untersucht. Dazu unternimmt er eine kleine Zeitreise in die Erdgeschichte, um der natürlichen Wandelbarkeit des Klimas auf die Spur zu kommen. In einem zweiten Schritt beleuchtet er dann die Reaktionen von Kultur und Gesellschaft auf den Klimawandel.
Im Mittelpunkt seiner Betrachtungen steht die globale Abkühlung während der Kleinen Eiszeit, jener kurzen Periode vom 13. bis 19. Jahrhundert, die vor allem in Nordeuropa zu ökonomischen und demografischen Schwierigkeiten führte. Die Ursachen der Kleinen Eiszeit sind bis heute noch ungewiss. Das hat mit der kargen Quellenüberlieferung zu tun. Aber mit Sicherheit sind ein leichter Rückgang der Sonnenaktivität und ein verstärkter Vulkanismus mögliche Erklärungen. Theologische Publikationen hatten in der Folgezeit Hochkonjunktur und konfessionelle Spannungen nahmen zu. Wettererscheinungen dienten verstärkt als Anlass für theologische Überlegungen. Erst durch den Geist der Aufklärung glaubte man wieder an die Vernünftigkeit der Natur und den Fortschritt der Wissenschaften.
In der Modernen Warmzeit, der globalen Erwärmung unserer Tage, wird dagegen eine scheinbare Abkopplung von den Kräften der Natur gesehen. Die industrielle Revolution und die Ausbeutung fossiler Energien kennzeichnen den menschlichen Einfluss auf Umwelt und Klima. Mit elektronischen Datenverarbeitung und der Satellitenbeobachtung wurde die Klimaforschung auch zu einer politischen Zukunftsforschung.
In einem Epilog „Umweltsünde und Treibhausklima“ geht der Autor noch einmal auf den Zusammenhang von Umwelt- und Klimaschutz ein. Abschließend sieht er die Klimapolitik als die Herausforderung des 21. Jahrhunderts.
Das Buch ist eine faszinierende Lektüre, die den komplexen Hintergrund zwischen Klimawandel, Geschichte und Kultur anschaulich macht. Das Klima hat sich immer geändert, doch überlassen wir die Interpretation nicht irgendwelchen kulturgeschichtlichen Ignoranten.
Manfred Orlick