Die deutsche Wirtschaft im Schatten Amerikas
Gibt es nur einen Weg in die Neue Wirtschaft? Auf diese Frage spitzt sich der erbitterte Konflikt zwischen unterschiedlichen Mentalitäten und Strategien in der Weltwirtschaft zu, der Reformen zu einer Lebensfrage der deutschen Wirtschaft macht. Sie muss sich seit Jahren eine peinliche Überprüfung ihrer "Zukunftsfähigkeit" gefallen lassen. Zum Maßstab wird die US-Wirtschaft, die weltweit einheitliche Standards zu setzen scheint. Bedeutet dies das Ende deutscher und auch europäischer Wirtschaftsart oder ist sie in der Lage, im globalen Wettbewerb zu bestehen?
Abelshauser zeigt in seinem mitreißenden Buch das Verbindende, aber auch das Trennende zwischen Deutschland und Amerika - in diesem transatlantischen Kulturkampf der etwas anderen Art. Dabei zeigt sich zunehmend, daß es - anders als die neoklassische Wirtschaftstheorie unterstellt - nicht nur einen Weg gibt, der langfristig die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt sichert.
"Reform und Entschlackung statt Aufgabe des institutionellen Rahmens - mit dieser Forderung steht Abelshauser mitten in der gegenwärtigen Reformdebatte." (Neue Zürcher Zeitung)
"Ein Politiker, der auf diese Weise Pfade in die Zukunft sucht, ohne dabei "die Vergangenheit, die nicht vergangen ist", zu vergessen, könnte viel von Werner Abelshauser lernen." (Literaturen)
".spannend zu lesen, vor allem weil Abelshauser über die ganzen Brüche der deutschen Geschichte eine verblüffende Kontinuität beschreiben kann." (Stuttgarter Zeitung)
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Gibt es nur einen Weg in die Neue Wirtschaft? Auf diese Frage spitzt sich der erbitterte Konflikt zwischen unterschiedlichen Mentalitäten und Strategien in der Weltwirtschaft zu, der Reformen zu einer Lebensfrage der deutschen Wirtschaft macht. Sie muss sich seit Jahren eine peinliche Überprüfung ihrer "Zukunftsfähigkeit" gefallen lassen. Zum Maßstab wird die US-Wirtschaft, die weltweit einheitliche Standards zu setzen scheint. Bedeutet dies das Ende deutscher und auch europäischer Wirtschaftsart oder ist sie in der Lage, im globalen Wettbewerb zu bestehen?
Abelshauser zeigt in seinem mitreißenden Buch das Verbindende, aber auch das Trennende zwischen Deutschland und Amerika - in diesem transatlantischen Kulturkampf der etwas anderen Art. Dabei zeigt sich zunehmend, daß es - anders als die neoklassische Wirtschaftstheorie unterstellt - nicht nur einen Weg gibt, der langfristig die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt sichert.
"Reform und Entschlackung statt Aufgabe des institutionellen Rahmens - mit dieser Forderung steht Abelshauser mitten in der gegenwärtigen Reformdebatte." (Neue Zürcher Zeitung)
"Ein Politiker, der auf diese Weise Pfade in die Zukunft sucht, ohne dabei "die Vergangenheit, die nicht vergangen ist", zu vergessen, könnte viel von Werner Abelshauser lernen." (Literaturen)
".spannend zu lesen, vor allem weil Abelshauser über die ganzen Brüche der deutschen Geschichte eine verblüffende Kontinuität beschreiben kann." (Stuttgarter Zeitung)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.2003Der deutsche Pfad
Suche nach Auswegen aus der Krise / Von Günther Schulz
Nicht Bismarcks Kampf gegen die katholische Kirche ist hier das Thema, sondern der gegenwärtige Wettbewerb um die Spielregeln des Wirtschaftslebens und die Hegemonie auf den Märkten. Wirtschaftlicher Wettbewerb betrifft nicht nur Umsatz und Gewinn. Nicht nur technisch-wissenschaftliche Faktoren, sondern ebenso Institutionen und Regeln prägen die ökonomische Entwicklung und schaffen Pfadabhängigkeiten. Weder die Erfindungen und Innovationen seit der Industriellen Revolution noch die Daten der Bilanzen bestimmen die Zukunft allein. Vielmehr wirkt stets auch die Gestaltung von Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, des institutionellen Rahmens, der Unternehmen und der organisierten Interessen strukturbildend und prägend. Dem trägt die Neue Institutionengeschichte Rechnung. Zukunftsfähigkeit setzt voraus, über diese Prägungen Bescheid zu wissen.
Abelshauser stellt hier "Überlegungen zur Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft aus historischer Perspektive" an. Das Schwergewicht liegt auf der deutschen Entwicklung, weniger auf der amerikanischen Herausforderung. Fast mehr noch als mit den Vereinigten Staaten werden Vergleiche mit Großbritannien angestellt, bis hin zur Geschichte der Zünfte im Mittelalter. Im Vordergrund steht die Frage nach der Pfadabhängigkeit der Volkswirtschaft, der Branchen und Unternehmen und damit nach den Möglichkeiten der deutschen Wirtschaft, auf die Herausforderungen durch die Globalisierung der Märkte und die Verwissenschaftlichung der Produktion zu reagieren.
Abelshauser unterscheidet zwei Typen sozialer Produktionssysteme. Die deutsche Wirtschaft sei seit dem Kaiserreich eine korporative Marktwirtschaft. Diese habe nach 1873 die liberale Marktwirtschaft abgelöst, die sich seit den Umwälzungen durch Adam Smith und Napoleon durchgesetzt hatte. Sie sei phasenweise freiheitlich, mitunter autoritär geprägt gewesen, stets aber habe man den Interessenausgleich nicht den Marktprozessen überlassen, sondern der Doppelherrschaft von Großindustrie und Gewerkschaften, mehr oder weniger stark im Bunde mit dem Staat. Die Vereinigten Staaten hingegen stehen für den Typus der liberalen Marktwirtschaft. Dies wird an Hand von Vergleichen auf einer Reihe von Feldern eindringlich demonstriert - darunter Mitbestimmung, Stellung der Neuen Industrien, Fordismus und Massenproduktion. Eine weitere Kernaussage lautet, daß vieles, was uns neu erscheint, schon in der Historie anzutreffen war. Das gilt auch für die amerikanische Herausforderung, die weltweite Vernetzung und fortschreitende Verwissenschaftlichung ebenso wie das Unbehagen daran. Furcht vor negativen Auswirkungen der Globalisierung wurde schon im späten 19. Jahrhundert geäußert. Vor allem aber sei das korporative "Modell Deutschland" durch ein hohes Maß an Kontinuität über mehr als hundert Jahre hinweg geprägt. Dabei beerdigt Abelshauser nebenbei die Vorstellung vom deutschen Sonderweg, jedenfalls für das Gebiet der Wirtschaft. Die inneren Probleme der deutschen Gesellschaft hätten eher aus dem außergewöhnlich raschen Strukturwandel und Wirtschaftswachstum resultiert als aus Asymmetrie von ökonomischer und gesellschaftlicher Verfassung.
Erst die Bundesrepublik habe als Ergebnis eines langfristigen Lernprozesses mit der Sozialen Marktwirtschaft so etwas wie einen ordnungspolitischen Sonderweg eingeschlagen. Allerdings hätte das soziale System der Produktion in den fünfziger Jahren im wesentlichen in der Kontinuität des Jahrhunderts verharrt - eine These, die Widerspruch provoziert. Die Kontinuitäten seien, so Abelshauser, eine Ursache für den Erfolg der deutschen Wirtschaft, da der Korporatismus die Transaktionskosten gering gehalten und Stabilität geschaffen habe. Die Pfadabhängigkeit sei aber eine wichtige Ursache der heutigen Schwierigkeiten. Das gegenwärtige Problem liege im Mangel an ökonomischen Anreizen zu Reformen, der aus Wohlstands- und Besitzstandsdenken resultiere. Gleichwohl solle sich die deutsche Wirtschaftspolitik nicht zu sehr an erfolgreichen Wettbewerbern orientieren, sondern die eigenen institutionellen Vorteile weiterentwickeln.
Angesichts der gegenwärtigen Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung und die Orientierungskrise der Wirtschaftspolitik ist zu hoffen, daß die grundlegenden Prägungen der deutschen Wirtschaft auch im Tagesgeschäft wieder stärker in den Blick genommen werden. Die historische Betrachtung gibt Aufschluß über die Prägungen und Potentiale und damit über die aktuellen Handlungsspielräume. Der Autor lenkt die Aufmerksamkeit darauf, wie groß das Gewicht institutioneller Arrangements für die wirtschaftliche Entwicklung ist. Er zeigt, wie stark die Kontinuitäten seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert sind. Freilich - neben Kontinuität und Rekonstruktion wirkten stets auch Innovation und Modernisierung. Es kommt auf die Mischung an.
Werner Abelshauser: Kulturkampf. Der deutsche Weg in die Neue Wirtschaft und die amerikanische Herausforderung. Kulturverlag Kadmos, Berlin 2003. 232 S., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Suche nach Auswegen aus der Krise / Von Günther Schulz
Nicht Bismarcks Kampf gegen die katholische Kirche ist hier das Thema, sondern der gegenwärtige Wettbewerb um die Spielregeln des Wirtschaftslebens und die Hegemonie auf den Märkten. Wirtschaftlicher Wettbewerb betrifft nicht nur Umsatz und Gewinn. Nicht nur technisch-wissenschaftliche Faktoren, sondern ebenso Institutionen und Regeln prägen die ökonomische Entwicklung und schaffen Pfadabhängigkeiten. Weder die Erfindungen und Innovationen seit der Industriellen Revolution noch die Daten der Bilanzen bestimmen die Zukunft allein. Vielmehr wirkt stets auch die Gestaltung von Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, des institutionellen Rahmens, der Unternehmen und der organisierten Interessen strukturbildend und prägend. Dem trägt die Neue Institutionengeschichte Rechnung. Zukunftsfähigkeit setzt voraus, über diese Prägungen Bescheid zu wissen.
Abelshauser stellt hier "Überlegungen zur Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft aus historischer Perspektive" an. Das Schwergewicht liegt auf der deutschen Entwicklung, weniger auf der amerikanischen Herausforderung. Fast mehr noch als mit den Vereinigten Staaten werden Vergleiche mit Großbritannien angestellt, bis hin zur Geschichte der Zünfte im Mittelalter. Im Vordergrund steht die Frage nach der Pfadabhängigkeit der Volkswirtschaft, der Branchen und Unternehmen und damit nach den Möglichkeiten der deutschen Wirtschaft, auf die Herausforderungen durch die Globalisierung der Märkte und die Verwissenschaftlichung der Produktion zu reagieren.
Abelshauser unterscheidet zwei Typen sozialer Produktionssysteme. Die deutsche Wirtschaft sei seit dem Kaiserreich eine korporative Marktwirtschaft. Diese habe nach 1873 die liberale Marktwirtschaft abgelöst, die sich seit den Umwälzungen durch Adam Smith und Napoleon durchgesetzt hatte. Sie sei phasenweise freiheitlich, mitunter autoritär geprägt gewesen, stets aber habe man den Interessenausgleich nicht den Marktprozessen überlassen, sondern der Doppelherrschaft von Großindustrie und Gewerkschaften, mehr oder weniger stark im Bunde mit dem Staat. Die Vereinigten Staaten hingegen stehen für den Typus der liberalen Marktwirtschaft. Dies wird an Hand von Vergleichen auf einer Reihe von Feldern eindringlich demonstriert - darunter Mitbestimmung, Stellung der Neuen Industrien, Fordismus und Massenproduktion. Eine weitere Kernaussage lautet, daß vieles, was uns neu erscheint, schon in der Historie anzutreffen war. Das gilt auch für die amerikanische Herausforderung, die weltweite Vernetzung und fortschreitende Verwissenschaftlichung ebenso wie das Unbehagen daran. Furcht vor negativen Auswirkungen der Globalisierung wurde schon im späten 19. Jahrhundert geäußert. Vor allem aber sei das korporative "Modell Deutschland" durch ein hohes Maß an Kontinuität über mehr als hundert Jahre hinweg geprägt. Dabei beerdigt Abelshauser nebenbei die Vorstellung vom deutschen Sonderweg, jedenfalls für das Gebiet der Wirtschaft. Die inneren Probleme der deutschen Gesellschaft hätten eher aus dem außergewöhnlich raschen Strukturwandel und Wirtschaftswachstum resultiert als aus Asymmetrie von ökonomischer und gesellschaftlicher Verfassung.
Erst die Bundesrepublik habe als Ergebnis eines langfristigen Lernprozesses mit der Sozialen Marktwirtschaft so etwas wie einen ordnungspolitischen Sonderweg eingeschlagen. Allerdings hätte das soziale System der Produktion in den fünfziger Jahren im wesentlichen in der Kontinuität des Jahrhunderts verharrt - eine These, die Widerspruch provoziert. Die Kontinuitäten seien, so Abelshauser, eine Ursache für den Erfolg der deutschen Wirtschaft, da der Korporatismus die Transaktionskosten gering gehalten und Stabilität geschaffen habe. Die Pfadabhängigkeit sei aber eine wichtige Ursache der heutigen Schwierigkeiten. Das gegenwärtige Problem liege im Mangel an ökonomischen Anreizen zu Reformen, der aus Wohlstands- und Besitzstandsdenken resultiere. Gleichwohl solle sich die deutsche Wirtschaftspolitik nicht zu sehr an erfolgreichen Wettbewerbern orientieren, sondern die eigenen institutionellen Vorteile weiterentwickeln.
Angesichts der gegenwärtigen Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung und die Orientierungskrise der Wirtschaftspolitik ist zu hoffen, daß die grundlegenden Prägungen der deutschen Wirtschaft auch im Tagesgeschäft wieder stärker in den Blick genommen werden. Die historische Betrachtung gibt Aufschluß über die Prägungen und Potentiale und damit über die aktuellen Handlungsspielräume. Der Autor lenkt die Aufmerksamkeit darauf, wie groß das Gewicht institutioneller Arrangements für die wirtschaftliche Entwicklung ist. Er zeigt, wie stark die Kontinuitäten seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert sind. Freilich - neben Kontinuität und Rekonstruktion wirkten stets auch Innovation und Modernisierung. Es kommt auf die Mischung an.
Werner Abelshauser: Kulturkampf. Der deutsche Weg in die Neue Wirtschaft und die amerikanische Herausforderung. Kulturverlag Kadmos, Berlin 2003. 232 S., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Werner Abelshauser vertritt in der Wirtschaftsgeschichte eine die institutionellen und organisatorischen Rahmen des Geschehens betonende Position. So beschreibt er die deutsche Wirtschaft seit dem Kaiserreich als "korporative Marktwirtschaft", der die "liberale Marktwirtschaft", wie sie in den Vereinigten Staaten in beispielhafter Weise herrscht, deutlich gegenübersteht. Die Furcht vor der Globalisierung habe es, so Abelshauser, bereits im 19. Jahrhundert gegeben - und die nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte "soziale Marktwirtschaft" müsse auch als deutscher "Sonderweg" noch in der Tradition des 19. Jahrhunderts gesehen werden. Abelshauser ist weniger an Wertung interessiert, sondern an der Bestimmung der nicht zuletzt von historischen Prägungen vorgegebenen "Handlungsspielräume". Günther Schulz beschränkt sich in seiner Rezension im wesentlichen auf die Darstellung des Argumentationsgangs des Buches.
© Perlentaucher Medien GmbH
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