Paul Schultze-Naumburg (1869-1949), Mitbegründer des Werkbundes und des Deutschen Bundes Heimatschutz, gehört zu den schillerndsten Vertretern der deutschen Kulturgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Maler, Publizist, Unternehmer, Architekt und Kulturpolitiker erreichte er eine große Popularität, nach dem Ersten Weltkrieg radikalisierte er sich jedoch zum völkischen Rassisten und wurde früh Mitglied der NSDAP. Adolf Hitler und andere Parteigrößen besuchten ihn auf seinem Anwesen am Fuße der Burg Saaleck. Eingesetzt vom ersten nationalsozialistischen Minister in Thüringen leitete Paul Schultze-Naumburg von 1930 bis 1940 als Direktor die "Staatlichen Hochschulen für Baukunst, bildende Künste und Handwerk" in Weimar. Der Zielvorgabe folgend, die ehemalige Bauhaus-Stätte auf den Kurs der neuen Machthaber zu bringen, entwickelte Schultze-Naumburg ein explizit antimodernes, an heimatschutzorientierter Handwerklichkeit ausgerichtetes Konzept. In 16 Beiträgen werden im vorliegenden Band Persönlichkeit, Werk und Wirken Paul Schultze-Naumburgs sowie das didaktische und ideologische Profil der Weimarer Hochschule unter seinem Direktorat beleuchtet. Nicht zuletzt werden Wirkung und Nachleben dieser widersprüchlichen, bis heute schwierigen und daher wenig beforschten Persönlichkeit diskutiert. Vorgelegt werden die Ergebnisse eines vom Bauhaus-Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und der Planung organisierten wissenschaftlichen Symposiums, das vom 3. bis 4. Dezember 2015 an der Bauhaus-Universität Weimar stattfand.