Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.09.1996Allgemeines
"Kulturtourismus" herausgegeben von Prof. Dr. Axel Dreyer. R. Oldenbourg Verlag, München-Wien 1996. Leinen, 412 Seiten, 78 Mark. ISBN 3-486-23480-3.
Zur Bildungs- und Studienreise nun also die Kulturreise, die "weniger Goethes und Heines, sondern eher Fontanes Spuren" folgt. So Wolfgang Nahrstedt, Professor für Freizeitpädagogik und Kulturarbeit, in seinen das Buch einleitenden "Gedanken zur Charakterisierung einer Reiseform". Danach ist die Kulturreise das jüngste Produkt einer ständig auf Innovationen angewiesenen Branche, ebenso Folge des "sanften Tourismus" wie auch eine spezifisch neudeutsche Entwicklung, geboren aus der Wiedervereinigung. Angefangen hatte nämlich alles damit, daß die "Wessis" Deutschlands Mitte und Osten wiederentdeckten und, quasi auf den Spuren Fontanes, zu den dörflichen Felssteinkirchen der Altmark ausschwärmten, aber auch zur Backsteingotik von Brandenburg und Rostock und über die Lutherkirche in Wittenberg zum Dresdner Barock und zum Schloßpark von Sanssouci. Andere Beiträge des Sammelbandes beschäftigen sich mit Marktanalysen, Management- und Marketingfragen des Kulturtourismus und wenden sich damit vor allem an die Fachleute der Branche. Doch dem roten Faden, der sich durch das Buch mit seinen zahlreichen lesenswerten Beiträgen zieht, kann auch der Laie folgen: Im Kulturtourismus - Stichworte unter anderem: Musicals, große Kunstretrospektiven, Jubiläen, Festspiele - steckt ein erstaunlich großes Wachstumspotential. Die Fans der "3 Tenöre", von Vermeer van Delft und Renoir und von Christos Reichstagsverhüllung haben die Schlachtenbummler zu den Fußballstadien schon längst überrundet. Und sie prügeln und randalieren nicht. (H.E.R.)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Kulturtourismus" herausgegeben von Prof. Dr. Axel Dreyer. R. Oldenbourg Verlag, München-Wien 1996. Leinen, 412 Seiten, 78 Mark. ISBN 3-486-23480-3.
Zur Bildungs- und Studienreise nun also die Kulturreise, die "weniger Goethes und Heines, sondern eher Fontanes Spuren" folgt. So Wolfgang Nahrstedt, Professor für Freizeitpädagogik und Kulturarbeit, in seinen das Buch einleitenden "Gedanken zur Charakterisierung einer Reiseform". Danach ist die Kulturreise das jüngste Produkt einer ständig auf Innovationen angewiesenen Branche, ebenso Folge des "sanften Tourismus" wie auch eine spezifisch neudeutsche Entwicklung, geboren aus der Wiedervereinigung. Angefangen hatte nämlich alles damit, daß die "Wessis" Deutschlands Mitte und Osten wiederentdeckten und, quasi auf den Spuren Fontanes, zu den dörflichen Felssteinkirchen der Altmark ausschwärmten, aber auch zur Backsteingotik von Brandenburg und Rostock und über die Lutherkirche in Wittenberg zum Dresdner Barock und zum Schloßpark von Sanssouci. Andere Beiträge des Sammelbandes beschäftigen sich mit Marktanalysen, Management- und Marketingfragen des Kulturtourismus und wenden sich damit vor allem an die Fachleute der Branche. Doch dem roten Faden, der sich durch das Buch mit seinen zahlreichen lesenswerten Beiträgen zieht, kann auch der Laie folgen: Im Kulturtourismus - Stichworte unter anderem: Musicals, große Kunstretrospektiven, Jubiläen, Festspiele - steckt ein erstaunlich großes Wachstumspotential. Die Fans der "3 Tenöre", von Vermeer van Delft und Renoir und von Christos Reichstagsverhüllung haben die Schlachtenbummler zu den Fußballstadien schon längst überrundet. Und sie prügeln und randalieren nicht. (H.E.R.)
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