Der kleine Himalayastaat Nepal birgt neben den höchsten Gipfeln der Welt noch einige andere Sehenswürdigkeiten, die in ihrer Form einmalig sind und das westliche Betrachterauge ins Stauen versetzen vermögen. Das vorliegende Buch möchte den Brauch der lebenden Mädchengöttin Kumari aus religionshistorischer und soziologischer Sicht betrachten. Was bedeutet es, wenn ein Mädchen im Kleinkindalter aus seiner Familie entfernt wird und nach einer rituellen Inthronisation zur leibhaften nepalesischen Schutzgöttin - zur Kumari - ernannt wird? In ihrer Funktion als Schutzgöttin obliegt der Kumari die Aufgabe, den König jedes Jahr in seiner Macht zu bestätigen oder gegebenenfalls zu entthronen. Das Buch beschäftigt sich mit den Berührungspunkten zwischen Staat und Religion und geht der Frage nach, welche Auswirkungen sich für ein Land ergeben, wenn der König in seiner politischen Macht durch eine lebende Mädchengöttin legitimiert wird. Was passiert mit der Mädchengöttin, wenn ein Staat von Krisen heimgesucht wird oder sich das Volk gegen den König aufzulehnen beginnt? Die Betrachtungen in diesem Buch beziehen sich auf die Ereignisse vor der Einführung der demokratischen Republik im Jahr 2008.