Skurriler Unsinn mit authentischen Zügen
Glaubt man anfänglich noch, sich selbst bei der eigenen Unkenntnis über das nordische Land ertappt zu haben, wird im Verlauf der skurrilen Geschichte des – eben fiktiven – letzten finnischen Königs König Kalle Penttinen XIV. – doch schnell klar, dass hier
eine Quatschgeschichte ein Lektorat und schließlich die Belletristik-Regale der Buchhandlungen…mehrSkurriler Unsinn mit authentischen Zügen
Glaubt man anfänglich noch, sich selbst bei der eigenen Unkenntnis über das nordische Land ertappt zu haben, wird im Verlauf der skurrilen Geschichte des – eben fiktiven – letzten finnischen Königs König Kalle Penttinen XIV. – doch schnell klar, dass hier eine Quatschgeschichte ein Lektorat und schließlich die Belletristik-Regale der Buchhandlungen erreichte.
Der Hauptwitz der „Lebensgeschichte“ eines gefallenden, geschiedenen, von seinen Kindern getrennten und aus dem Schloss vertriebenen Kunkku, wie er auch genannt wird, besteht darin, dass er sich im geregelten Alltag des Lagerarbeiters Pena Penttinen, wie er sich nun nennt, im Elektronikhandel wieder findet aber an sich glücklich über das Ende seines Herrscherdaseins ist. Ein wenig mag da Gesellschaftskritik mitschwingen, aber das wirkt doch sehr „hergeholt“.
Immer wieder lässt der Autor seinen Protagonisten sich an vergangene Zeiten als König erinnern, mischt Begegnungen mit Figuren der Zeitgeschichte des letzten Jahrhunderts in erdachte historische Zusammenhänge und findet zum Beispiel Spaß daran, die Königinmutter Überlegungen zur Olof Palmes anstellen zu lassen. Sehr witzig … ?!?
Einige satirische Versuche, skandinavische Lebensart zu karikieren, bleiben schwach und auch die doch sehr (post)pubertären Liebhabereien des Schreib- und Leseunfähigen Kokainschnupfenden Zwangssingles wie große Brüste, schnelle Autos, Konsolen-Tennis oder alte Schwarzweißfilme mit „Dick & Doof“ verhelfen dem Buch nicht zu mehr Tiefe.
Ein wenig ergreift einen der vermeintlich entlarvende Blick hinter die Kulissen von Macht und Reichtum. Auch fühlt man mit Kunkku-Pena mit, wenn aufgezeigt wird, wie wichtig für Kunkku die Familie und der Wert der Freundschaft sind, selbst wenn die Familie ihn längst nicht mehr ernst nimmt und nichts mit ihm zu tun haben will. Seine Tochter ist depressiv, der Sohn sitzt im Gefängnis und seine Frau Sofi verließ ihn. Selbst die alten Freunde stellen inzwischen fragwürdige Existenzen dar. Als völlig unselbstständiger und stets vom Hofmarschall bevormundeter König gesellt sich die Lebenspraktische Helen an seine Seite und unterstützt Pena, sich kulturell zu entwickeln sowie den komplexen Alltag zu bewältigen. So wird die tragische und bedauernswerte Figur an manchen Stellen sympathisch und vor allem menschlich. Für diese einzige Botschaft des Buches ist ehrlich gesagt zu viel Nonsens herum geschrieben.
Eventuell kann man darüber schmunzeln, dass die Finnen ein bedeutendes Raumfahrtprogramm hätten oder Schweden Finnland beitritt. Und etwas empathisch kann man auch die neue Verliebtheit des so einsamen Ex-Königs nachvollziehen. Aber wirklich zündend oder gar ein Lachen provozierend ist leider nichts in dem Buch. Dabei war es doch als lustigstes Buch Finnlands beworben worden. So bleibt am Ende als Wert des Buches ausschließlich die Erkenntnis: Finnen lachen über andere Dinge.
(c) 1/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.