Norbert Borrmanns Analyse befaßt sich mit der Definition, Geschichte und den verschiedenen Systemen der Physiognomik. Nachgezeichnet werden ihre Anfänge in der Antike mit dem hier wurzelnden Mensch-Tier-Vergleich, der sich in wandelnden Formen durch fast alle Epochen zieht und in der Kunst widerspiegelt. Das Mittelalter wird ebenso beleuchtet wie die Renaissancezeit, in der die Hinwendung zum individuellen Menschenbild zu einer Wiederaufwertung der Physiognomik führte. Auch auf die barocke Selbstdarstellung richtet sich der Blick des Autors. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet das 18. Jahrhundert, in dem Europa dem Fieber einer 'physiognomischen Raserei' erlag, ausgelöst durch das Erscheinen von Lavaters Physiognomischen Fragmenten. Der Autor schließt seine Betrachtungen, indem er der Frage nachgeht, welchen Stellenwert das Bild vom Menschen im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit mittels Foto, Film und Computer einnimmt.