Wie kaum eine andere philosophische Richtung hat sich die Phänomenologie in Slowenien auf die Verbindung von Ästhetik und Wahrheitslehre konzentriert. Die Beiträge dieses Bandes geben erstmals einen Überblick über die slowenische Phänomenologie, wie sie sich im Lauf dreier Generationen trotz politischer Umbrüche mit selten anzutreffender Konsequenz entwickelt hat. Die erste Periode ist durch das Schaffen von France Veber (1890-1975) gekennzeichnet. Veber, der sich mit Husserl und Heidegger auseinandersetzte, legte 1925 mit seiner Ästhetik sein erstes Hauptwerk vor; später deutete er die Gegenstandstheorie seines Lehrers Alexius Meinong in die Frage der Wirklichkeit um - so der Titel seines zweiten großen Werks von 1939. Mitte der sechziger Jahre begann die zweite Periode, die unter dem Vorzeichen einer Rezeption des Seinsdenkens Heideggers stand. Den wesentlichen Anstoß dazu gab Dusan Pirjevec (1921-1977), der eine eigene Theorie des europäischen Romans konzipierte und dabei die Ästhetik Vebers reaktualisierte. In der Nachfolge von Pirjevec nehmen heute Ivan Urbancic, Tine Hribar, Valentin Kalan, Dean Komel sowie Andrina Tonkli Komel die von Veber begründete Frage nach dem Seins- und Wahrheitsanspruch der Kunst wieder auf und eröffnen ihr neue sachliche Perspektiven. - Der Band stellt die genannten Autoren mit zentralen, zum größten Teil erstmals in deutscher Übersetzung erscheinenden Beiträgen vor. Ein abschließender Dokumentationsteil informiert in werkgeschichtlichen und biobibliographischen Kurzartikeln über die wichtigsten slowenischen Phänomenologinnen und Phänomenologen.