Nach der Landung der Alliierten auf Sizilien im Juli 1943 und der Amtsenthebung Mussolinis besetzten deutsche Truppen Italien. Gemäß der Haager Landkriegsordnung wurde im Herbst 1943 im Rahmen der deutschen Militärverwaltung eine Abteilung für 'Kunst-, Archiv- und Bibliotheksschutz' eingerichtet. Namhafte deutsche Kunsthistoriker arbeiteten in den Dienststellen des 'Kunstschutzes' in Rom und Florenz, Mailand und zuletzt Fasano del Garda. Zu ihren Aufgaben zählte die Erfassung schützenswerter Bauwerke, die Errichtung von Schutzbauten sowie die Auslagerung beweglicher Kunstgegenstände in Depots. Ab Sommer 1944 rückte indes die fotografische Dokumentation der durch alliierte Luftangriffe verursachten Schäden an Kulturdenkmälern in den Vordergrund. Diese Wendung zur Kulturpropaganda veranschaulichen die rund 2000 Aufnahmen des kürzlich aufgefundenen 'Fotoarchivs zerstörter Kunstwerke'. Mit den Voraussetzungen, Bedingungen und der Durchführung des 'Kunstschutzes' in Italien sowie denGrenzen kunsthistorischer und denkmalpflegerischer Tätigkeit im Krieg beschäftigen sich die Beiträge in diesem Band. Er stellt zudem eine exemplarische Auswahl des Fotokonvoluts vor.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wen interessiert im Krieg noch Kunst? Alle, erfährt Rezensentin Julia Voss im Sammelband "Kunsthistoriker im Krieg", der jetzt von Mitarbeitern des Zentralinstituts für Kunstgeschichte herausgegeben wurde. Schon in der Haager Landkriegsordnung von 1899 habe gestanden, dass historische Denkmäler und Kunstgegenstände verschont und geschützt werden müssen. Besonderen Eifer legten die Nationalsozialisten an den Tag: Während moderne Kunst als "entartet" galt und vernichtet oder zumindest entfernt wurde, sollte abendländisches Kulturgut bewahrt werden, lernt Voss. Den Vorwürfen der Alliierten, die Deutschen würden diese rauben oder zerstören, sollte mit "Gegenpropaganda" begegnet werden; die Geschichte dieser Antwort werde in den Texten des Sammelbandes erzählt. Die Beispiele sind ein Stück zynische Realität: Eine Statue von Michelangelo wird zum Schutz ummauert, während die Juden der Stadt nach Auschwitz deportiert werden; hier erschießt man Oppositionelle und Antifaschisten, dort erklärt man der Bevölkerung den "erbarmungslosen Luftvandalismus" der Alliierten. Julia Voss bedauert nur, dass die Aufmerksamkeit der Kunsthistoriker auch nach dem Krieg stärker der Kunst als den Menschen gilt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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