Kunstsammler sind seit kurzem Gegenstand der Feuilletons geworden, denn die öffentlichen Museen sind zunehmend auf ihre Leihgaben angewiesen. Wie 22 Sammler sich in ihren Privathäusern mit Kunst umgeben, zeigt dieser opulente Bildband. Persönliche Texte berichten über ihre Obsessionen und Kriterien beim Kunstsammeln.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.07.2005Im Himmel der Kunst: So leben die Sammler
Maniacs, Verrückte, sind sie alle. Getrieben von unerklärlicher Leidenschaft, lassen sie es zu, dass die Kunst jeden Quadratzentimeter ihrer Privatgemächer okkupiert, holen sich rosa Schweinsköpfe von Paul McCarthy oder lebensgroße, täuschend echte Wachsfiguren naher Verwandter von Duane Hanson ins Haus, kleben, wenn der Platz nicht reicht, schon mal ein Rosenquist-Gemälde unter die Decke - und sind glücklich mit ihren aliens, den fremden Alltagsgefährten, von denen sie umzingelt sind.
Das Kunstsammeln ist ein Fall für die Pathologie - ein Glück, dass sich die 22 Exemplare, die in diesem neuen Bildband (Irene Gludowacz, Susanne van Hagen, Philippe Chancel: Kunstsammler und ihre Häuser. Knesebeck Verlag, München, 2005. 240 Seiten, 58 Euro) ausnahmsweise die Pforten ihrer Wunderkammern geöffnet haben, noch nicht auf die Couch gelegt haben. Die Welt müsste auf einige wunderliche Sammelsurien verzichten.
So hat der zypriotische Großunternehmer Dakis Joannou in Athen eine feine Kollektion moderner Kunst von Duchamp über Koons, Ofili, Gober, Beecroft bis hin zu den „Two Boeing 767s” von Tom Sachs versammelt (unser Bild). Und in der Wohnhöhle des New Yorkers Hubert Neumann sucht man vergebens nach blanken Wänden: Hier hängt Close über Picasso neben Basquiat hinter Picasso, Ernst, Koons, Thiebaud . . .
Auch die deutschen Sammler sind mit Erich Marx, Harald Falckenberg, Ingvild Goetz, den Pietzschens, Inge Rodenstock, Christoph Müller und Thomas Olbricht gebührend vertreten. Lebensläufe begleiten die Fotostrecken. Und so dürfen wir die Voyeure sein in dieser exzentrischen Welt, auch wenn wir gerne mehr darüber erfahren hätten, was passiert, wenn dem Sammler sein Haus dann doch zu eng wird und er ins Museum geht. Doch dort, im Walhall, geht der Puls der Kunst andererseits selten so schnell wie in diesen intimen Zentren der Obsessionen.
holi
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Maniacs, Verrückte, sind sie alle. Getrieben von unerklärlicher Leidenschaft, lassen sie es zu, dass die Kunst jeden Quadratzentimeter ihrer Privatgemächer okkupiert, holen sich rosa Schweinsköpfe von Paul McCarthy oder lebensgroße, täuschend echte Wachsfiguren naher Verwandter von Duane Hanson ins Haus, kleben, wenn der Platz nicht reicht, schon mal ein Rosenquist-Gemälde unter die Decke - und sind glücklich mit ihren aliens, den fremden Alltagsgefährten, von denen sie umzingelt sind.
Das Kunstsammeln ist ein Fall für die Pathologie - ein Glück, dass sich die 22 Exemplare, die in diesem neuen Bildband (Irene Gludowacz, Susanne van Hagen, Philippe Chancel: Kunstsammler und ihre Häuser. Knesebeck Verlag, München, 2005. 240 Seiten, 58 Euro) ausnahmsweise die Pforten ihrer Wunderkammern geöffnet haben, noch nicht auf die Couch gelegt haben. Die Welt müsste auf einige wunderliche Sammelsurien verzichten.
So hat der zypriotische Großunternehmer Dakis Joannou in Athen eine feine Kollektion moderner Kunst von Duchamp über Koons, Ofili, Gober, Beecroft bis hin zu den „Two Boeing 767s” von Tom Sachs versammelt (unser Bild). Und in der Wohnhöhle des New Yorkers Hubert Neumann sucht man vergebens nach blanken Wänden: Hier hängt Close über Picasso neben Basquiat hinter Picasso, Ernst, Koons, Thiebaud . . .
Auch die deutschen Sammler sind mit Erich Marx, Harald Falckenberg, Ingvild Goetz, den Pietzschens, Inge Rodenstock, Christoph Müller und Thomas Olbricht gebührend vertreten. Lebensläufe begleiten die Fotostrecken. Und so dürfen wir die Voyeure sein in dieser exzentrischen Welt, auch wenn wir gerne mehr darüber erfahren hätten, was passiert, wenn dem Sammler sein Haus dann doch zu eng wird und er ins Museum geht. Doch dort, im Walhall, geht der Puls der Kunst andererseits selten so schnell wie in diesen intimen Zentren der Obsessionen.
holi
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH