Vor etwa zwei Millionen Jahren begannen die Gletscher der Eiszeit dem Gebirge seine heutige Form zu geben. Die Alpen wachsen noch immer pro Jahr um etwa einen Millimeter in die Höhe. Doch sie sind auch dem Zerfall preisgegeben. Kälte und Hitze machen den Fels mürbe, Regenwasser spült ihn aus. Felstrümmer poltern aus Steilwänden zu Tal. Gletscherzungen und Wildbäche transportieren den Schutt ab und fressen sich immer tiefer ins Gestein. Dabei werden Spuren freigelegt, an denen sich die Geschichte der Alpen ablesen lässt.Der renommierte Fotograf Bernhard Edmaier hat Flugbilder von ausgewählten Orten aufgenommen, die den komplexen und kunstvollen Aufbau des Gebirges widerspiegeln und den heutigen Zustand dieses seit Jahrmillionen andauernden Entstehungsprozesses veranschaulichen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.06.2012Von Kollision und Erosion
Dass Bernhard Edmaier die Schönheit der Welt selbst an den unwirtlichsten Orten aufzudecken vermag, hat er mit seinen Luftbildern in einem halben Dutzend Fotobänden hinlänglich bewiesen. Dass er dennoch stets mit dem Blick des Wissenschaftlers auf die Erde hinabschaut, wurde nie deutlicher als in seinem jüngsten Buch: "Kunstwerk Alpen". Statt sich allein den ästhetischen Reizen von Eis und Fels zu widmen, hat er gemeinsam mit Angelika Jung-Hüttl ein Spiel in fünf Akten entworfen: vom Werden und Vergehen der Alpen - mit Szenentiteln wie Fels und Eis, Kollision und Erosion. Es ist ein Drama der Bewegung, in der Kräfte quetschen, Schichten kippen und Steine sich in Falten legen. Das hat man alles schon einmal irgendwo gehört oder gelesen - auch wenn sich die Theorie der Plattentektonik überhaupt erst Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts durchgesetzt hat. Aber wie Edmaier dies nun illustriert, wie er für jeden Ruck durch die Erdgeschichte vom Hubschrauber aus die passende Bergwand gefunden hat, wie er nicht einfach den einstigen Meeresboden am Gipfelhang zeigt, sondern als besonders eindrucksvolles Beispiel den Faltenwurf eines Schichtstapels, grenzt an Zauberei. So schön war kein Geologieunterricht jemals zuvor. (F.L.)
"Kunstwerk Alpen" von Bernhard Edmaier und Angelika Jung-Hüttl. Bergverlag Rother, Oberhaching 2012. 224 Seiten, 220 Fotografien. Gebunden, 49,90 Euro. Eine Auswahl der Bilder ist bis zum 16. September im Museum Mensch und Natur im Schloss Nymphenburg, München, zu sehen.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dass Bernhard Edmaier die Schönheit der Welt selbst an den unwirtlichsten Orten aufzudecken vermag, hat er mit seinen Luftbildern in einem halben Dutzend Fotobänden hinlänglich bewiesen. Dass er dennoch stets mit dem Blick des Wissenschaftlers auf die Erde hinabschaut, wurde nie deutlicher als in seinem jüngsten Buch: "Kunstwerk Alpen". Statt sich allein den ästhetischen Reizen von Eis und Fels zu widmen, hat er gemeinsam mit Angelika Jung-Hüttl ein Spiel in fünf Akten entworfen: vom Werden und Vergehen der Alpen - mit Szenentiteln wie Fels und Eis, Kollision und Erosion. Es ist ein Drama der Bewegung, in der Kräfte quetschen, Schichten kippen und Steine sich in Falten legen. Das hat man alles schon einmal irgendwo gehört oder gelesen - auch wenn sich die Theorie der Plattentektonik überhaupt erst Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts durchgesetzt hat. Aber wie Edmaier dies nun illustriert, wie er für jeden Ruck durch die Erdgeschichte vom Hubschrauber aus die passende Bergwand gefunden hat, wie er nicht einfach den einstigen Meeresboden am Gipfelhang zeigt, sondern als besonders eindrucksvolles Beispiel den Faltenwurf eines Schichtstapels, grenzt an Zauberei. So schön war kein Geologieunterricht jemals zuvor. (F.L.)
"Kunstwerk Alpen" von Bernhard Edmaier und Angelika Jung-Hüttl. Bergverlag Rother, Oberhaching 2012. 224 Seiten, 220 Fotografien. Gebunden, 49,90 Euro. Eine Auswahl der Bilder ist bis zum 16. September im Museum Mensch und Natur im Schloss Nymphenburg, München, zu sehen.
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