Der vorliegende Band vermittelt ein umfassendes Bild des Kuppelbaus von seinen Anfängen in prähistorischer Zeit bis in unser Jahrhundert. Seine bedeutendsten Werke - das Pantheon in Rom, Die Hagia Sophia in Istanbul, der Dom in Florenz, die Peterskirche in Rom und die St. Pauluskathedrale in London - werden zwar besonders ausführlich beschrieben, die Aufmerksamkeit der Autoren gilt aber ebensosehr den islamischen Kuppelbauten, den russischen Zwiebelkuppeln, den Palast- und Parlamentskuppeln des 18. und 19. Jahrhunderts und den modernen Kuppelbauten.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.1996Über Porsche, Kuppeln, Neander und den guten alten Zeppelin
Technik-Bücher, die sich zum Verschenken eignen / Noch ist Zeit zum Schmökern in der Buchhandlung
Mythos Porsche. Von Tobias Aichele, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 204 Seiten, 245 Abbildungen, 168 Mark.
Man glaubt es ja kaum: Daß irgendeinem Menschen noch irgend etwas Neues zum Thema Porsche einfallen könnte, erschien uns ziemlich unwahrscheinlich. Doch Tobias Aichele, Buchautor und früherer Pressesprecher von Porsche, hat nicht nur neue Geschichten und Fakten rund um diese einmalige Marke geschürft, entdeckt und zusammengetragen. Er hat es auch noch verstanden, mit Hilfe der besten Fotografen dieses Genres (Bauer, Eisele, Reinhard, Staud, Seufert und Seufert, de Vries sowie Vann) daraus ein besonderes Buch zu machen - ein Buch nämlich, das Genuß für alle Sinne bedeutet. Man nimmt es sanft aus dem Schuber, fühlt Qualität und spürt Kompetenz, inhaliert hier ein Foto, delektiert sich dort an einem Stückchen Text, findet hier Menschen, die Porsche heißen oder Porsche lieben oder Porsche leben, man hört die Motoren und fühlt den Wind in den Haaren, man riecht das heiße Öl auf dem Motorblock und die Sonne auf dem Lack, man blättert sich von vorn bis hinten und von hinten nach vorn durch, und schnell hat man Zeit und Raum vergessen und beschließt, doch diesen alten 356 C aus dem Anzeigenblättchen mal zu besichtigen.
Jaguar. Werbung und Prospekte aus fünf Jahrzehnten. Von Halwart Schrader. Motorbuch Verlag, Stuttgart, 128 Seiten, 198 Abbildungen, 49,80 Mark.
Prospekte und Anzeigen haben schon immer gelogen, und daher sagen sie über das Produkt viel weniger aus als über den Zeitgeist. Keiner weiß das besser als der beschlagene Automobilhistoriker Schrader, und daher wird er seine Auswahl auch mit Augenzwinkern vorgenommen haben. Werbung ist gerade im Fall der britischen Marke eine Verlockung zu etwas, das im Rückblick ohnehin verlockender nicht sein könnte. Ein wunderschönes Blätter-Buch also, in dem Schrader uns auch ganz unaufdringlich mit seinem Wissen beschenkt. Den Glanz überlassen die Texte freilich den Bildern: Nüchternheit dort, so manche Übertreibung hier bieten einen lebhaften Kontrast.
Kultobjekt Käfer. Von Nigel Grimshaw. Heel Verlag, Königswinter, 148 Seiten, 200 Abbildungen, 49,80 Mark.
Kein anderes Auto hat mehr Anspruch darauf, den Titel dieses Buchs mit Leben zu erfüllen: Der VW Käfer, unsterblicher Geniestreich auf Rädern und Millionenseller, noch immer geliebt und verehrt, der Käfer darf und kann nicht sterben. Dafür ist er vor allem in den Vereinigten Staaten noch viel zu lebendig und wird dort den Folgerungen einer hypertrophierten Zuneigung unterzogen. Das wird sehr schön von dem leider etwas dünn geratenen Bändchen dokumentiert, und man sieht, daß übertrieben ausgelebte Liebe auch einem Auto vom Schlage des aufrechten Käfers nicht gut tut. Allerdings bleibt noch genügend Raum für Begegnungen mit Menschen, die den Käfer so lieben, wie er war: schlicht und faszinierend, gekleidet in dieses schöne Grau, jederzeit dienstbereit und von sehr menschlichem Auftreten.
Neander. Ernst Neumann Neander und seine Motorräder. Von Thomas Trapp. Heel Verlag, Königswinter, 143 Seiten, 200 Abbildungen, 78 Mark.
Ernst Neumann, der 1954 starb, war Sohn eines bekannten Malers und selber Künstler. Aber in Erinnerung bleibt er als Auto-Designer und Motorrad-Konstrukteur, dessen sprudelnde Phantasie Zukunftweisendes ebenso hervorbrachte wie Skurriles, Praxisgerechtes wie Totgeborenes. Seine Motorräder in den zwanziger Jahren nannte er Neander (griechisch für "neuer Mann"), und ihre Technik war ihrer Zeit meist weit voraus: ob es die Federung war, der leichte Duraluminium-Rahmen, der freilich auch viel Kummer machte, die fortschrittlichen Bremsen oder die Seitenwagen. Opel nahm 1928 eine Lizenz, gab aber zwei Jahre später schon wieder auf. In den Dreißigern entwarf N², wie seine Freunde ihn nannten, Fahrmaschinen mit drei und vier Rädern, aufs Äußerste reduzierte Ein- und Zweisitzer, die mit starken Motoren und wenig Gewicht auch auf den Rennstrecken Eindruck machten. Neue Ideen zur Federung und Dreiradwagen, die sich in die Kurve neigten, beschäftigten den Unermüdlichen nach dem Krieg. Von seinen Motorrädern hat reichlich ein Dutzend überlebt, nicht zuletzt in den Händen des Autors Trapp, der sich seit fast 20 Jahren mit Neumann befaßt und für sein Buch neben vielen Detailinformationen auch eine Menge bisher unveröffentlichter Fotos zusammengetragen hat: Spuren eines unruhigen Geistes, die auch heute noch staunen machen.
Kuppeln aller Zeiten - aller Kulturen. Von Erwin Heinle und Jörg Schlaich. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 244 Seiten, 936 Abbildungen, 198 Mark.
Die Diskussion um die technischen Kunstgriffe, die bei der Rekonstruktion der Kuppel auf der Dresdner Frauenkirche anzuwenden sind, hat dem Thema dieses Buchs zusätzliche Attraktivität verliehen. Kuppeln waren schon immer ein politisches Herrschaftssymbol. Es ist daher überaus spannend, anhand der Darstellung nicht nur zu lernen, wie Kuppeln die Silhouetten ganzer Städte verändert haben, sondern auch zu verstehen, warum, wann und von wem einem Gebäude eine gewaltige Kuppel aufgesetzt wurde. Das Pantheon und die Peterskirche in Rom, die Hagia Sophia in Istanbul, der Dom in Florenz und die St.-Pauls-Kathedrale in London sind Meilensteine des Kuppelbaus. Neben der historischen und architektonischen Beschreibung beschäftigen sich die Autoren auch mit dem Tragverhalten, der Konstruktion, den Formen und dem Nutzen der Bauwerke, um deren Gestalt verständlich zu machen. Außer historischen Bauten werden auch moderne Kuppeln, Schalen, Bögen und Gitterkonstruktionen aus den unterschiedlichsten Werkstoffen vorgestellt. Ein Buch zum Stöbern, nicht nur für Kunsthistoriker und Architekten.
Klassische Armbanduhren von A bis Z. Von Gisbert L. Brunner und Christian Pfeiffer-Belli. Ebner-Verlag, Ulm, 428 Seiten, 700 Abbildungen, 128 Mark.
Es hat schon einen tieferen Sinn, warum die Flohmärkte für alte Chronometer "Uhrenbörsen" heißen. Dort schlendern die Liebhaber dieser Technik von Stand zu Stand und feilschen um den richtigen Preis. Aber was ist eine Heuer Autavia Chronograph in Stahl aus dem Jahr 1969 heute noch wert? Oder gar eine besonders rare Moser mit Kalender von 1916? Worauf ist zu achten? Wie muß das Werk aussehen? Wie erkennt man Fälschungen? Darauf geben die beiden Autoren, ausgewiesene Fachleute auf dem Gebiet der Armbanduhr, recht informative und - auch von Laien - gut lesbare Antworten. Sie mußten natürlich eine Auswahl treffen und konnten sich nicht allen wichtigen Modellen aus der fast unübersehbar großen Uhrenproduktion widmen. Die alphabetisch geordnete Schar der 200 Armbanduhren von Amida bis Zodiac ist aber durchaus repräsentativ und wird nahezu jeder Neigung und so ziemlich jedem Geldbeutel gerecht. Die Uhren sind jeweils mit drei Fotos (Zifferblatt, Seiten- und Werkansicht) abgebildet, sie werden kundig und knapp beschrieben, und die wichtigsten Daten sind in einem Sammlerpaß - einschließlich der aktuellen Preisspanne - zusammengefaßt. Ein ausführliches und meist farbig bebildertes Glossar im Anhang macht mit den wichtigsten Begriffen aus der Uhrmacherei vertraut. Regelmäßige Leser der Uhrenfachzeitschrift "Chronos" werden schnell feststellen, daß ihnen das eine oder andere Kapitel bekannt ist. Ihnen erspart das Buch jedenfalls die Suche nach dem Heft, in dem der begehrte Uhrentyp einmal besprochen wurde.
Forschen, Spielen, Experimentieren. (Insgesamt neun Buch-Aktiv-Boxen). Ars Edition, München, 32 Seiten und Schachtel mit Experimentiermaterial im Buchdeckel, je 16,80 Mark.
Wir brauchen mehr Ingenieure, sagt unser Zukunftsminister. Aber wie wird man Ingenieur? Am besten, man weckt schon beim Nachwuchs die Neugier auf Natur und Technik. Der Ars-Edition-Verlag - das ist der mit den dreidimensionalen Illusions-Bilderbüchern ("Das Magische Auge") - hilft dabei, und zwar mit einer Kombination aus Buch und Anschauungsmaterial. Das nennt sich Buch-Aktiv-Box. Am Anfang einer jeden stehen jeweils 32 Seiten Erklärung eines Themas, das mit vielen Bildern, Illustrationen und Graphiken erläutert wird. Es fängt sofort spannend an, und abgeschlossen wird der Buchteil mit einem Glossar. In einer Schachtel im Buchdeckel ist das Spiel- und Experimentiermaterial verpackt: Jetzt kann man das mit dem Kopf Gelernte mit den Händen ausprobieren. Freilich muß diese Schachtel mit einem Taschenmesser geöffnet werden, so daß die Chancen gar nicht so schlecht stehen, daß Herr oder Jungfer Naseweis auch vorher den Buchteil lesen und nicht gleich fröhlich drauflos basteln. Es gibt neun verschiedene Buch-Aktiv-Boxen zu kaufen. So kann man die Planeten unseres Sonnensystems (Box Planeten) oder eine Kompaßnadel drehen lassen (Kompaß); von der Laterna magica bis zum Zeichentrickfilm kann man den Spuren der bewegten Bilder nachforschen (Kino) oder Tiere verfolgen und deren Fußabdrücke mitnehmen, um sie zu deuten (Tierspuren). Wenn man Kreisscheiben rotieren läßt, verändert sich deren Abbild (Optische Täuschungen). Bilder kann man auch mit einer Spiegelfolie verändern, indem man Zerrbilder schafft (Anamorphosen). Für den Sternhimmel kann man sich ein kleines beleuchtetes Planetarium bauen (Sterne) oder die Teile eines der berühmtesten Spiele der Welt immer wieder neu zusammenfügen (Tangram). Aber die Krönung aller Buch-Aktiv-Boxen ist die namens Elektromotor. Wer sich schon immer fragte, was es mit Elektrizität und Magnetismus auf sich hat, dem wird beinahe alles im Buchteil erklärt (und er kann das dann - urmelcool - vor seinen Knirpsen referieren). Es fängt mit dem Blitzstrahl an, führt über den ersten elektrischen Kondensator aus dem Jahre 1745 (Leidener Flasche) zu Benjamin Franklins Drachenexperiment und Orsteds Entdeckung des Elektromagnetismus (1819). Wir lernen, daß man aus aufeinandergepreßten Scheiben aus Kupfer, mit Essig getränktem Karton und Zink einen Stromspeicher bauen kann: Alessandro Voltas Erfindung der Batterie. Der Generator wird erklärt, die Induktion, wie man einen Löffel durch Elektrolyse (Galvanisierung) bestenfalls versilbern kann, daß am 19. Oktober 1879 der ersten Glühlampe ein Lichtlein aufging und wie Gas in einer stromdurchflossenen Röhre leuchtet, obwohl das Licht verschwindet (Kathodenstrahlen). Und wenn man das alles weiß, geht's los: Nun kann man einen funktionsfähigen Elektromotor bauen.
Die großen Zeppeline - Die Geschichte des Luftschiffbaus. Von Peter Kleinheins (Hrsg.). VDI-Verlag, Düsseldorf, 248 Seiten, 447 Abbildungen, 78 Mark.
Obwohl die Ära der großen Luftschiffe schon vor 60 Jahren zu Ende ging, nimmt die Zeppelin-Literatur immer noch zu - um die Unsterblichkeit des Grafen vom Bodensee muß uns nicht bang sein. Den großen Bücherberg, der sich da anhäuft, überragt die von Peter Kleinheins herausgegebene Technik-Geschichte des Luftschiffbaus. Sie ist eine Sammlung von Texten und Bildern, die zusammen einen fast lückenlosen Überblick über die Entwicklung nicht nur der deutschen Zeppeline, sondern auch der englischen und amerikanischen Großluftschiffe geben. Kernstück ist der Reprint des Buchs "Fünfundzwanzig Jahre Zeppelin-Luftschiffbau", das der Chefkonstrukteur Dürr 1924 schrieb, als das Reparationsluftschiff LZ 126 ("Los Angeles") für Amerika gebaut wurde. Die erste Auflage des Buchs von Kleinheins erschien 1985 unter dem Beifall der Fachleute. 1996, im Jahr der Eröffnung des neuen Zeppelin-Museums in Friedrichshafen, liegt nun endlich die zweite Auflage vor. Der Herausgeber, von Haus aus Kernphysiker, hat sie noch vorbereitet, aber ihr Erscheinen nicht mehr erlebt; Peter Kleinheins starb im Februar.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Technik-Bücher, die sich zum Verschenken eignen / Noch ist Zeit zum Schmökern in der Buchhandlung
Mythos Porsche. Von Tobias Aichele, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 204 Seiten, 245 Abbildungen, 168 Mark.
Man glaubt es ja kaum: Daß irgendeinem Menschen noch irgend etwas Neues zum Thema Porsche einfallen könnte, erschien uns ziemlich unwahrscheinlich. Doch Tobias Aichele, Buchautor und früherer Pressesprecher von Porsche, hat nicht nur neue Geschichten und Fakten rund um diese einmalige Marke geschürft, entdeckt und zusammengetragen. Er hat es auch noch verstanden, mit Hilfe der besten Fotografen dieses Genres (Bauer, Eisele, Reinhard, Staud, Seufert und Seufert, de Vries sowie Vann) daraus ein besonderes Buch zu machen - ein Buch nämlich, das Genuß für alle Sinne bedeutet. Man nimmt es sanft aus dem Schuber, fühlt Qualität und spürt Kompetenz, inhaliert hier ein Foto, delektiert sich dort an einem Stückchen Text, findet hier Menschen, die Porsche heißen oder Porsche lieben oder Porsche leben, man hört die Motoren und fühlt den Wind in den Haaren, man riecht das heiße Öl auf dem Motorblock und die Sonne auf dem Lack, man blättert sich von vorn bis hinten und von hinten nach vorn durch, und schnell hat man Zeit und Raum vergessen und beschließt, doch diesen alten 356 C aus dem Anzeigenblättchen mal zu besichtigen.
Jaguar. Werbung und Prospekte aus fünf Jahrzehnten. Von Halwart Schrader. Motorbuch Verlag, Stuttgart, 128 Seiten, 198 Abbildungen, 49,80 Mark.
Prospekte und Anzeigen haben schon immer gelogen, und daher sagen sie über das Produkt viel weniger aus als über den Zeitgeist. Keiner weiß das besser als der beschlagene Automobilhistoriker Schrader, und daher wird er seine Auswahl auch mit Augenzwinkern vorgenommen haben. Werbung ist gerade im Fall der britischen Marke eine Verlockung zu etwas, das im Rückblick ohnehin verlockender nicht sein könnte. Ein wunderschönes Blätter-Buch also, in dem Schrader uns auch ganz unaufdringlich mit seinem Wissen beschenkt. Den Glanz überlassen die Texte freilich den Bildern: Nüchternheit dort, so manche Übertreibung hier bieten einen lebhaften Kontrast.
Kultobjekt Käfer. Von Nigel Grimshaw. Heel Verlag, Königswinter, 148 Seiten, 200 Abbildungen, 49,80 Mark.
Kein anderes Auto hat mehr Anspruch darauf, den Titel dieses Buchs mit Leben zu erfüllen: Der VW Käfer, unsterblicher Geniestreich auf Rädern und Millionenseller, noch immer geliebt und verehrt, der Käfer darf und kann nicht sterben. Dafür ist er vor allem in den Vereinigten Staaten noch viel zu lebendig und wird dort den Folgerungen einer hypertrophierten Zuneigung unterzogen. Das wird sehr schön von dem leider etwas dünn geratenen Bändchen dokumentiert, und man sieht, daß übertrieben ausgelebte Liebe auch einem Auto vom Schlage des aufrechten Käfers nicht gut tut. Allerdings bleibt noch genügend Raum für Begegnungen mit Menschen, die den Käfer so lieben, wie er war: schlicht und faszinierend, gekleidet in dieses schöne Grau, jederzeit dienstbereit und von sehr menschlichem Auftreten.
Neander. Ernst Neumann Neander und seine Motorräder. Von Thomas Trapp. Heel Verlag, Königswinter, 143 Seiten, 200 Abbildungen, 78 Mark.
Ernst Neumann, der 1954 starb, war Sohn eines bekannten Malers und selber Künstler. Aber in Erinnerung bleibt er als Auto-Designer und Motorrad-Konstrukteur, dessen sprudelnde Phantasie Zukunftweisendes ebenso hervorbrachte wie Skurriles, Praxisgerechtes wie Totgeborenes. Seine Motorräder in den zwanziger Jahren nannte er Neander (griechisch für "neuer Mann"), und ihre Technik war ihrer Zeit meist weit voraus: ob es die Federung war, der leichte Duraluminium-Rahmen, der freilich auch viel Kummer machte, die fortschrittlichen Bremsen oder die Seitenwagen. Opel nahm 1928 eine Lizenz, gab aber zwei Jahre später schon wieder auf. In den Dreißigern entwarf N², wie seine Freunde ihn nannten, Fahrmaschinen mit drei und vier Rädern, aufs Äußerste reduzierte Ein- und Zweisitzer, die mit starken Motoren und wenig Gewicht auch auf den Rennstrecken Eindruck machten. Neue Ideen zur Federung und Dreiradwagen, die sich in die Kurve neigten, beschäftigten den Unermüdlichen nach dem Krieg. Von seinen Motorrädern hat reichlich ein Dutzend überlebt, nicht zuletzt in den Händen des Autors Trapp, der sich seit fast 20 Jahren mit Neumann befaßt und für sein Buch neben vielen Detailinformationen auch eine Menge bisher unveröffentlichter Fotos zusammengetragen hat: Spuren eines unruhigen Geistes, die auch heute noch staunen machen.
Kuppeln aller Zeiten - aller Kulturen. Von Erwin Heinle und Jörg Schlaich. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 244 Seiten, 936 Abbildungen, 198 Mark.
Die Diskussion um die technischen Kunstgriffe, die bei der Rekonstruktion der Kuppel auf der Dresdner Frauenkirche anzuwenden sind, hat dem Thema dieses Buchs zusätzliche Attraktivität verliehen. Kuppeln waren schon immer ein politisches Herrschaftssymbol. Es ist daher überaus spannend, anhand der Darstellung nicht nur zu lernen, wie Kuppeln die Silhouetten ganzer Städte verändert haben, sondern auch zu verstehen, warum, wann und von wem einem Gebäude eine gewaltige Kuppel aufgesetzt wurde. Das Pantheon und die Peterskirche in Rom, die Hagia Sophia in Istanbul, der Dom in Florenz und die St.-Pauls-Kathedrale in London sind Meilensteine des Kuppelbaus. Neben der historischen und architektonischen Beschreibung beschäftigen sich die Autoren auch mit dem Tragverhalten, der Konstruktion, den Formen und dem Nutzen der Bauwerke, um deren Gestalt verständlich zu machen. Außer historischen Bauten werden auch moderne Kuppeln, Schalen, Bögen und Gitterkonstruktionen aus den unterschiedlichsten Werkstoffen vorgestellt. Ein Buch zum Stöbern, nicht nur für Kunsthistoriker und Architekten.
Klassische Armbanduhren von A bis Z. Von Gisbert L. Brunner und Christian Pfeiffer-Belli. Ebner-Verlag, Ulm, 428 Seiten, 700 Abbildungen, 128 Mark.
Es hat schon einen tieferen Sinn, warum die Flohmärkte für alte Chronometer "Uhrenbörsen" heißen. Dort schlendern die Liebhaber dieser Technik von Stand zu Stand und feilschen um den richtigen Preis. Aber was ist eine Heuer Autavia Chronograph in Stahl aus dem Jahr 1969 heute noch wert? Oder gar eine besonders rare Moser mit Kalender von 1916? Worauf ist zu achten? Wie muß das Werk aussehen? Wie erkennt man Fälschungen? Darauf geben die beiden Autoren, ausgewiesene Fachleute auf dem Gebiet der Armbanduhr, recht informative und - auch von Laien - gut lesbare Antworten. Sie mußten natürlich eine Auswahl treffen und konnten sich nicht allen wichtigen Modellen aus der fast unübersehbar großen Uhrenproduktion widmen. Die alphabetisch geordnete Schar der 200 Armbanduhren von Amida bis Zodiac ist aber durchaus repräsentativ und wird nahezu jeder Neigung und so ziemlich jedem Geldbeutel gerecht. Die Uhren sind jeweils mit drei Fotos (Zifferblatt, Seiten- und Werkansicht) abgebildet, sie werden kundig und knapp beschrieben, und die wichtigsten Daten sind in einem Sammlerpaß - einschließlich der aktuellen Preisspanne - zusammengefaßt. Ein ausführliches und meist farbig bebildertes Glossar im Anhang macht mit den wichtigsten Begriffen aus der Uhrmacherei vertraut. Regelmäßige Leser der Uhrenfachzeitschrift "Chronos" werden schnell feststellen, daß ihnen das eine oder andere Kapitel bekannt ist. Ihnen erspart das Buch jedenfalls die Suche nach dem Heft, in dem der begehrte Uhrentyp einmal besprochen wurde.
Forschen, Spielen, Experimentieren. (Insgesamt neun Buch-Aktiv-Boxen). Ars Edition, München, 32 Seiten und Schachtel mit Experimentiermaterial im Buchdeckel, je 16,80 Mark.
Wir brauchen mehr Ingenieure, sagt unser Zukunftsminister. Aber wie wird man Ingenieur? Am besten, man weckt schon beim Nachwuchs die Neugier auf Natur und Technik. Der Ars-Edition-Verlag - das ist der mit den dreidimensionalen Illusions-Bilderbüchern ("Das Magische Auge") - hilft dabei, und zwar mit einer Kombination aus Buch und Anschauungsmaterial. Das nennt sich Buch-Aktiv-Box. Am Anfang einer jeden stehen jeweils 32 Seiten Erklärung eines Themas, das mit vielen Bildern, Illustrationen und Graphiken erläutert wird. Es fängt sofort spannend an, und abgeschlossen wird der Buchteil mit einem Glossar. In einer Schachtel im Buchdeckel ist das Spiel- und Experimentiermaterial verpackt: Jetzt kann man das mit dem Kopf Gelernte mit den Händen ausprobieren. Freilich muß diese Schachtel mit einem Taschenmesser geöffnet werden, so daß die Chancen gar nicht so schlecht stehen, daß Herr oder Jungfer Naseweis auch vorher den Buchteil lesen und nicht gleich fröhlich drauflos basteln. Es gibt neun verschiedene Buch-Aktiv-Boxen zu kaufen. So kann man die Planeten unseres Sonnensystems (Box Planeten) oder eine Kompaßnadel drehen lassen (Kompaß); von der Laterna magica bis zum Zeichentrickfilm kann man den Spuren der bewegten Bilder nachforschen (Kino) oder Tiere verfolgen und deren Fußabdrücke mitnehmen, um sie zu deuten (Tierspuren). Wenn man Kreisscheiben rotieren läßt, verändert sich deren Abbild (Optische Täuschungen). Bilder kann man auch mit einer Spiegelfolie verändern, indem man Zerrbilder schafft (Anamorphosen). Für den Sternhimmel kann man sich ein kleines beleuchtetes Planetarium bauen (Sterne) oder die Teile eines der berühmtesten Spiele der Welt immer wieder neu zusammenfügen (Tangram). Aber die Krönung aller Buch-Aktiv-Boxen ist die namens Elektromotor. Wer sich schon immer fragte, was es mit Elektrizität und Magnetismus auf sich hat, dem wird beinahe alles im Buchteil erklärt (und er kann das dann - urmelcool - vor seinen Knirpsen referieren). Es fängt mit dem Blitzstrahl an, führt über den ersten elektrischen Kondensator aus dem Jahre 1745 (Leidener Flasche) zu Benjamin Franklins Drachenexperiment und Orsteds Entdeckung des Elektromagnetismus (1819). Wir lernen, daß man aus aufeinandergepreßten Scheiben aus Kupfer, mit Essig getränktem Karton und Zink einen Stromspeicher bauen kann: Alessandro Voltas Erfindung der Batterie. Der Generator wird erklärt, die Induktion, wie man einen Löffel durch Elektrolyse (Galvanisierung) bestenfalls versilbern kann, daß am 19. Oktober 1879 der ersten Glühlampe ein Lichtlein aufging und wie Gas in einer stromdurchflossenen Röhre leuchtet, obwohl das Licht verschwindet (Kathodenstrahlen). Und wenn man das alles weiß, geht's los: Nun kann man einen funktionsfähigen Elektromotor bauen.
Die großen Zeppeline - Die Geschichte des Luftschiffbaus. Von Peter Kleinheins (Hrsg.). VDI-Verlag, Düsseldorf, 248 Seiten, 447 Abbildungen, 78 Mark.
Obwohl die Ära der großen Luftschiffe schon vor 60 Jahren zu Ende ging, nimmt die Zeppelin-Literatur immer noch zu - um die Unsterblichkeit des Grafen vom Bodensee muß uns nicht bang sein. Den großen Bücherberg, der sich da anhäuft, überragt die von Peter Kleinheins herausgegebene Technik-Geschichte des Luftschiffbaus. Sie ist eine Sammlung von Texten und Bildern, die zusammen einen fast lückenlosen Überblick über die Entwicklung nicht nur der deutschen Zeppeline, sondern auch der englischen und amerikanischen Großluftschiffe geben. Kernstück ist der Reprint des Buchs "Fünfundzwanzig Jahre Zeppelin-Luftschiffbau", das der Chefkonstrukteur Dürr 1924 schrieb, als das Reparationsluftschiff LZ 126 ("Los Angeles") für Amerika gebaut wurde. Die erste Auflage des Buchs von Kleinheins erschien 1985 unter dem Beifall der Fachleute. 1996, im Jahr der Eröffnung des neuen Zeppelin-Museums in Friedrichshafen, liegt nun endlich die zweite Auflage vor. Der Herausgeber, von Haus aus Kernphysiker, hat sie noch vorbereitet, aber ihr Erscheinen nicht mehr erlebt; Peter Kleinheins starb im Februar.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main