Kurt Klagsbrunn (1918-2006) ist ein noch Unbekannter in Österreich, in Deutschland, in Europa. Aber der gebürtige Österreicher war ein wichtiger Fotograf Brasiliens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er gilt als einer der bedeutenden Chronisten der Entwicklung Rio de Janeiros; auch die Entstehung Brasilias, insbesondere der Bauten Oskar Niemeyers, hat er fotografisch begleitet. Er reüssierte als Werbe-, Industrie- und Modefotograf. Seine Schwarzweiß-Aufnahmen zeichnen die Atmosphäre des Landes mit dem Blick eines am Neuen Sehen geschulten Einwanderers aus Europa. 1938 über Lissabon aus Wien emigriert, lebte er seit 1939 in Rio de Janeiro. 1941 fing er an, als selbständiger Fotograf für 'Time' und 'Life' zu arbeiten, für Associated Press und in der Mode und Werbung. Vor allem aber fotografierte er für die brasilianische Illustrierte 'O Cruzeiro', die eine große Rolle bei der Entstehung des brasilianischen Fotojournalismus und damit der Weiterentwicklung der brasilianischen Fotografie spielte. Er porträtierte die Menschen in Rio und auf seinen Reisen, prominente Brasilianer, den amerikanischen Regisseur Orson Welles. Er beobachtete große Sportereignisse. Dabei hatte er stets einen eigenen, ganz frischen und sehr formbewußten Blick.Kurt Klagsbrunn hat seinem Neffen, dem Wirtschaftswissenschaftler Victor Klagsbrunn, Rio de Janeiro, ein Archiv mit 150.000 Negativen hinterlassen. Ein Teil dieses Schatzes wird mit dieser Publikation gehoben, die sich auf Fotografien der 1940er und 1950er Jahre konzentriert.