Urlaub mit Wolf ... und bescheuertem Herzkram
»Frage an dich: Hast du schon mal versucht, einen Wolf zu kidnappen? Falls ja, frage ich jetzt mal nicht weiter, warum. Weil Wölfe kidnappen, ist schon irgendwie krass. Da muss man schon verdammt gute Gründe haben ... sonst macht man sowas nicht.«
Zufällig zusammengewürfelt sind da fünf Leute mit dem Campingbulli Richtung Süden unterwegs. Auf der Suche nach einem vernünftigen Ort für einen geklauten Wolf. Was sie finden, ist für alle überraschend, weil stand so auch gar nicht auf dem Zettel!
»Frage an dich: Hast du schon mal versucht, einen Wolf zu kidnappen? Falls ja, frage ich jetzt mal nicht weiter, warum. Weil Wölfe kidnappen, ist schon irgendwie krass. Da muss man schon verdammt gute Gründe haben ... sonst macht man sowas nicht.«
Zufällig zusammengewürfelt sind da fünf Leute mit dem Campingbulli Richtung Süden unterwegs. Auf der Suche nach einem vernünftigen Ort für einen geklauten Wolf. Was sie finden, ist für alle überraschend, weil stand so auch gar nicht auf dem Zettel!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.07.2020Bully Slapstick
Ein Sommertrip mit Wolf
Es beginnt mit einer enttäuschten Liebe, an diesem ersten Ferientag, als der vierzehnjährige Vincent mit seinem Freund Leander in ein Feriencamp an der Tauber fahren will. Mit von der Partie ist seine große Liebe Lea. Doch die hat noch schnell vor der Reise die Jungs ausgetauscht, und so ist die Stimmung im Zug auf dem Weg ins Camp ziemlich grimmig und Lea in der ganzen folgenden Geschichte nur noch per Handy und Whatsapp gegenwärtig. Die Bewältigung dieses Liebeskummers entwickelt sich zwar zu einem Dauermotiv beim Erzähler Vincent, verschwindet aber in den Turbulenzen einer ganz und gar ungeplanten Reise, in die er und Leander verwickelt werden. Denn der Autor Hans-Jürgen Feldhaus entführt sie in seiner wilden Sommergeschichte „Kurve kriegen! Roadtrip mit Wolf“, direkt ins wahre Leben einer abenteuerlichen Campingfahrt in einem Bully, quer durch Südeuropa. Und setzt ans Steuer dieses Oldtimers die ungewöhnlich wilde Betty, die ihren Liebsten nach einem Beziehungsstreit auf dem Bahnhof stehen lässt und die Jungen einlädt, sie auf der Reise ohne Wissen der Eltern zu begleiten.
Damit verlässt der Autor auf dieser Tour de Force mit Urlauberbashing die bekannten, sicheren und oft ausgetretenen Pfade der Jugendliteratur, und erzählt in einer Sprache, deren dialogreicher Jugendslang direkt die Leser anspricht. Wie der Bully in den Haarnadelkurven der Berge schrammt er oft haarscharf, aber lustvoll am literarischen Absturz vorbei, und es warten auf den Leser schräge Situationen, Slapstick pur, ohne pädagogischen Hintersinn. Nicht nur Bettys miserable Fahr- und Navigationskünste geben der Geschichte immer neue unerwartete Wendungen, auch ihre Bereitschaft, neue Passanten aufzusammeln, alle irgendwie auf der Flucht vor dem normalen bürgerlichen Leben. So retten sie Freddy, die als freche Bedienung die Kasse ihres Chefs mitgehen lässt, und werden nun von einer Motorradgang verfolgt, die das Geld zurückwill. Oder plötzlich liegt der dunkelhäutige Ruben vor ihnen auf der Straße, der auf Bettys Frage „Und, wen hast du so an den Hacken?“ antwortet: „Einen orangenfarbenen Klecks, der mich töten will“, seine Schwester, die ihn auf einer Vespa verfolgt und zurück nach Hause, nach Gütersloh, holen will.
Und welches Ende nimmt die Reise für den zahmen Wolf, den sie einem schwulen Paar gestohlen haben, der sie nun als Maskottchen auf ihrer Reise begleitet, und dem sie die Freiheit geben wollen. Im großen Showdown an der Côte d’Azur findet er am Ende dieser Sommerreise auch für sich einen guten Platz. (ab 13 Jahre)
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Hans-Jürgen Feldhaus: Kurve kriegen! Roadtrip mit Wolf. Mit Illustrationen des Autors. dtv, München 2020, 282 Seiten, 15,40 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ein Sommertrip mit Wolf
Es beginnt mit einer enttäuschten Liebe, an diesem ersten Ferientag, als der vierzehnjährige Vincent mit seinem Freund Leander in ein Feriencamp an der Tauber fahren will. Mit von der Partie ist seine große Liebe Lea. Doch die hat noch schnell vor der Reise die Jungs ausgetauscht, und so ist die Stimmung im Zug auf dem Weg ins Camp ziemlich grimmig und Lea in der ganzen folgenden Geschichte nur noch per Handy und Whatsapp gegenwärtig. Die Bewältigung dieses Liebeskummers entwickelt sich zwar zu einem Dauermotiv beim Erzähler Vincent, verschwindet aber in den Turbulenzen einer ganz und gar ungeplanten Reise, in die er und Leander verwickelt werden. Denn der Autor Hans-Jürgen Feldhaus entführt sie in seiner wilden Sommergeschichte „Kurve kriegen! Roadtrip mit Wolf“, direkt ins wahre Leben einer abenteuerlichen Campingfahrt in einem Bully, quer durch Südeuropa. Und setzt ans Steuer dieses Oldtimers die ungewöhnlich wilde Betty, die ihren Liebsten nach einem Beziehungsstreit auf dem Bahnhof stehen lässt und die Jungen einlädt, sie auf der Reise ohne Wissen der Eltern zu begleiten.
Damit verlässt der Autor auf dieser Tour de Force mit Urlauberbashing die bekannten, sicheren und oft ausgetretenen Pfade der Jugendliteratur, und erzählt in einer Sprache, deren dialogreicher Jugendslang direkt die Leser anspricht. Wie der Bully in den Haarnadelkurven der Berge schrammt er oft haarscharf, aber lustvoll am literarischen Absturz vorbei, und es warten auf den Leser schräge Situationen, Slapstick pur, ohne pädagogischen Hintersinn. Nicht nur Bettys miserable Fahr- und Navigationskünste geben der Geschichte immer neue unerwartete Wendungen, auch ihre Bereitschaft, neue Passanten aufzusammeln, alle irgendwie auf der Flucht vor dem normalen bürgerlichen Leben. So retten sie Freddy, die als freche Bedienung die Kasse ihres Chefs mitgehen lässt, und werden nun von einer Motorradgang verfolgt, die das Geld zurückwill. Oder plötzlich liegt der dunkelhäutige Ruben vor ihnen auf der Straße, der auf Bettys Frage „Und, wen hast du so an den Hacken?“ antwortet: „Einen orangenfarbenen Klecks, der mich töten will“, seine Schwester, die ihn auf einer Vespa verfolgt und zurück nach Hause, nach Gütersloh, holen will.
Und welches Ende nimmt die Reise für den zahmen Wolf, den sie einem schwulen Paar gestohlen haben, der sie nun als Maskottchen auf ihrer Reise begleitet, und dem sie die Freiheit geben wollen. Im großen Showdown an der Côte d’Azur findet er am Ende dieser Sommerreise auch für sich einen guten Platz. (ab 13 Jahre)
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Hans-Jürgen Feldhaus: Kurve kriegen! Roadtrip mit Wolf. Mit Illustrationen des Autors. dtv, München 2020, 282 Seiten, 15,40 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Roswitha Budeus-Budde findet Hans-Jürgen Feldhaus' Roadtrip für Jugendliche ab 13 ganz und gar nicht erwartbar. Wenn der Autor seine bunte Bande mit dem Bully quer durch ein sonniges Europa und bis nach Südfrankreich schickt, staunt sie über überraschende Wendungen, dialogreichen Slang und lauter schräge Typen und Situationen am Straßenrand. Die Lust der Jugendlichen im Text auf eine Flucht vor dem bürgerlichen Dasein ist ansteckend, warnt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Je irrer die Situation, umso besser für den Leser. (...) Hans-Jürgen Feldhaus erweist sich als wohlwollender Jugendversteher, der tief in die Seele hin und her holpernder Jugendlicher zu blicken versteht. Albert Hoffmann Passauer Neue Presse 20201112