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Man könne auch als Literaturwissenschaftler durchaus über Bücher reden, ohne jemals eines gelesen zu haben - mit solch provokanten Thesen bringt Franco Moretti seit Jahren die internationale Literaturtheorie durcheinander. In seinem neuen Buch demonstriert Moretti, der ob seiner innovativen Verve bereits mit Umberto Eco verglichen wird, wie eine "abstrakte Literaturwissenschaft" aussehen könnte: Anstatt sich mit einzelnen kanonischen Texten auseinanderzusetzen, kartographiert er die Landschaft englischer Dorfgeschichten oder erprobt die Anwendbarkeit evolutionstheoretischer Konzepte auf die Entwicklung des Detektivromans.…mehr

Produktbeschreibung
Man könne auch als Literaturwissenschaftler durchaus über Bücher reden, ohne jemals eines gelesen zu haben - mit solch provokanten Thesen bringt Franco Moretti seit Jahren die internationale Literaturtheorie durcheinander. In seinem neuen Buch demonstriert Moretti, der ob seiner innovativen Verve bereits mit Umberto Eco verglichen wird, wie eine "abstrakte Literaturwissenschaft" aussehen könnte: Anstatt sich mit einzelnen kanonischen Texten auseinanderzusetzen, kartographiert er die Landschaft englischer Dorfgeschichten oder erprobt die Anwendbarkeit evolutionstheoretischer Konzepte auf die Entwicklung des Detektivromans.
Autorenporträt
Moretti, FrancoFranco Moretti, geboren 1950, lehrt an der Stanford University, wo er das Center for the Study of the Novel leitet. Durch den Einsatz quantitativer Methoden zur Analyse riesiger Mengen von Büchern provoziert er immer wieder die klassische Literaturwissenschaft. Im Suhrkamp Verlag ist zuletzt erschienen Kurven, Karten, Stammbäume. Abstrakte Modelle für die Literaturgeschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.04.2009

Alleinstellung

Ende des neunzehnten Jahrhunderts warben in England viele Autoren von Detektivromanen um die Lesergunst. Fast alle wurden vergessen, nur einer "überlebte": Arthur Conan Doyle. Lag das an Doyles "literarischer Qualität" oder an einem bestimmten Merkmal, das ihm im Wettbewerb der Formen einen Überlebensvorteil verschaffte? Während Literaturwissenschaftler gewöhnlich bedenkenlos von wenigen kanonischen Einzelwerken auf "den" Roman schließen, geht der Italiener Franco Moretti umgekehrt vor und erforscht die in den Archiven verstaubende Masse der tatsächlich erschienenen Literatur. Morettis abstrakt-quantitative Philologie ist ein ebenso aufregender wie provokanter Brückenschlag zwischen Geistes- und Naturwissenschaften. Boshaft plädiert Moretti für ein distant reading und empfiehlt das Erstellen von Kurven, Karten und Stammbäumen statt immer neuer Interpretationen. Ein jetzt auf Deutsch erschienener Essayband beweist den Reichtum neuer Fragestellungen, die sich mit diesen Werkzeugen bearbeiten lassen: Kurven offenbaren wie Börsencharts das zyklische Auf und Ab ganzer Genres und Gattungen, Karten entlocken Texten, indem sie nur einige wenige Elemente aus dem Fluss der Narration isolieren, verborgene Eigenschaften, Stammbäume verwandeln den Philologen gar in einen Evolutionsbiologen, machen die Vielfalt literarischer Lösungsversuche im Lauf einer Epoche sichtbar. Doyle etwa überlebte, weil er, so Moretti, als Einziger seinen Lesern Anhaltspunkte zur Lösung des Falles gab. (Franco Moretti: "Kurven, Karten, Stammbäume". Abstrakte Modelle für die Literaturgeschichte. Aus dem Englischen von Florian Kessler. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 142 S., br., 10,- [Euro].) O.P.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Überaus anregend, was Franco Moretti zu sagen hat. Wenn Moretti loslegt, die materialistische Literaturtheorie mit Darwins Hilfe vor Marx zu retten, entgeht Lothar Müller zwar die Neigung des Autors nicht, den Analogiecharakter seiner Arbeit zu verwischen, und auch nicht, dass es sich bei Morettis evolutionstheoretisch gewendeter literarischer Stilmittelkunde um eine Hypothese handelt. Doch weil des Autors Absichten dem Rezensenten polemisch genug erscheinen, kann er die im Band zu bewundernden Karten und Stammbäume und die Datensammelwut, die hier zunächst einmal die intensive Lektüre zu verdrängen scheint, überstehen. Zur Belohnung bekommt Müller schließlich doch noch etwas von der guten alten Literaturanalyse. Der russische Formalismus macht's möglich. Durch das Zusammenspiel von rein quantitativer Erfassung und Interpretation, so legt der Rezensent nahe, kann Morettis Abstammungsliteraturlehre punkten.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Der italienische Literaturwissenschaftler und Essayist Franco Moretti ist für seine unkonventionelle Denkweise bekannt. In Kurven, Karten, Stammbäume vermisst er stilistisch gekonnt die Literaturgeschichte neu und zeigt, dass es möglich ist, Literatur mit Methoden aus anderen Disziplinen zu beschreiben und zu verblüffenden Resultaten zu gelangen. ... Moretti schreibt argumentativ gewandt, stilistisch schnell und elegant.« Andreas M.Widmann Titel-Magazin 20090629