Der deutsche Humanist Johannes Cochläus schrieb 1512 mit seiner Brevis Germanie Descriptio - in bewusster Anlehnung an Tacitus' "Germania" - das erste Lehrbuch über Deutschland, über seine Geographie, Geschichte und Kultur. Es sollte die Größe und kulturelle Bedeutung Deutschlands dokumentieren sowie den Anspruch, auf gleichem Niveau zu stehen mit den lateinischen Völkern im Süden, denen die Deutschen als roh und kulturlos galten. So ist es das erste Dokument einer sich herausbildenden deutschen Identität. Die acht Kapitel des Werkes geben einen geschichtlichen Abriss von der Zeit der Germanen bis zu Kaiser Maximilian, behandeln allgemeine Aspekte wie Kultur und Küche, Stadtgründungen und Stammesnamen, Grenzen und Flüsse. Die geographische Beschreibung erstreckt sich von Friesland bis Kärnten und Schlesien. Ein eigenes Kapitel beschreibt Nürnberg, das im Spätmittelalter gewissermaßen als kulturelle wie wirtschaftliche Hauptstadt des Reiches betrachtet wurde. Cochläus' "Beschreibung Germaniens" ist die erste Bestandsaufnahme Deutschlands überhaupt, ein Text, der anschaulich die Denkweise, Mentalität und das Wissen ganz am Anfang der Frühen Neuzeit deutlich werden lässt.