Kann man in aller Kürze viel, ja neues sagen? Die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts in knappen prägnanten Ausführungen so plastisch zusammenfassen, dass eine heutige Leserin, ein heutiger Leser das Gefühl hat, nach all den Ausstellungen und Filmen, Büchern, Katalogen, Übersichtswerken und Artikeln zum Thema noch etwas lernen zu können? Und dies auf vergnügliche Weise?Ja, es ist möglich. Jean Clair, der Gründer des Picasso-Museums in Paris, äußerst renommierter Kunsthistoriker, Museumsdirektor und -kurator, Buchautor, Essayist und Pamphletist, schafft es - auf brillante Weise. Er liebt die…mehr
Kann man in aller Kürze viel, ja neues sagen? Die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts in knappen prägnanten Ausführungen so plastisch zusammenfassen, dass eine heutige Leserin, ein heutiger Leser das Gefühl hat, nach all den Ausstellungen und Filmen, Büchern, Katalogen, Übersichtswerken und Artikeln zum Thema noch etwas lernen zu können? Und dies auf vergnügliche Weise?Ja, es ist möglich. Jean Clair, der Gründer des Picasso-Museums in Paris, äußerst renommierter Kunsthistoriker, Museumsdirektor und -kurator, Buchautor, Essayist und Pamphletist, schafft es - auf brillante Weise. Er liebt die pointierte Aussage, er ist ein Meister der Verknappung. Gleichzeitig vertritt er gerne unorthodoxe Meinungen, im Unterschied zu Kollegen, die akademisch korrekt eher auf farb- und risikolose Neutralität setzen. Clair tritt frech, polarisierend und erfrischend auf. Dazu kommt der Umstand, dass er hier, in diesem - auf Deutsch zum ersten Mal zu lesenden - Gespräch gezwungen war, sich kurz zu fassen: vor dem überwältigenden Bergmassiv der modernen Kunstgeschichte stehend, nur die wirklich herausragenden Spitzen der Entwicklung, deren zentrale Merkmale beschreiben durfte. Diese Konzentration bedeutet - Gewinn für Leserin und Leser - maximale Fokussierung bei großer Tiefenschärfe.Jean Clair (geb. 1940) ist im deutschsprachigen Raum noch viel zu unbekannt. Das ist erstaunlich. Eine gute Gelegenheit, ihn über dieses elegante, reich illustrierte Mini-Büchlein kennenzulernen. Ins Deutsche übertragen durch die ausgezeichnete, unvergleichliche Übersetzerin aus München, Elisabeth Edl.Die Nummer 2 der erfolgreichen MiniBibliothek.
Jean Clair (geb. 1940), mit bürgerlichem Namen Gérard Regnier, wurde in einer Bauernfamilie in Paris geboren. Er studierte bei André Chastel in Paris Kunstgeschichte und schrieb schon zu Studentenzeiten Kunst- und Literaturkritiken für die renommierte Nouvelle Revue Française (NRF). Als er 1962 im Alter von 22 Jahren seinen ersten Roman veröffentlichte, tat er dies unter dem Künstlernamen Jean Clair. Zehn Jahre arbeitete er als Konservator am Musée d'Art Moderne in Paris, danach fast ebenso lange am Centre Pompidou, wo er 1977 auch die berühmte Eröffnungsausstellung zu Marcel Duchamp auf die Beine stellte. Über diesen Künstler hat er diverse wichtige Bücher publiziert, wie auch über Gustav Klimt, Paul Delvaux, Pierre Bonnard, Pablo Picasso, Balthus (Werkverzeichnis), Zoran MuSic, Henri Cartier-Bresson, Louise Bourgeois und viele andere. Er war der Gründungsdirektor des Musée Picasso in Paris (1989-2005), leitete 1995 die Biennale in Venedig, unterrichtete ein paar Jahre lang an der École du Louvre und fand auch noch die Zeit, unerhört anregende, so komplexe wie reiche Ausstellungen über wichtige Themen zu organisieren: L'âme au corps: art et sciences, 1793-1993 (1993); Mélancolie. Génie et folie en Occident (2005) u. a. In Frankreich ist Clair sehr bekannt. Er hat viele wichtige Preise und Ehrungen erhalten. 2008 wurde er auf den 39. Fauteuil der Académie française gewählt. In Deutschland gilt er als Geheimtipp. Einige seiner Bücher sind auf Deutsch z. B. bei Wagenbach in Berlin oder im Passagen Verlag in Wien erschienen, doch das Gros seiner Schriften ist bis heute nur auf Französisch greifbar. Er lebt mit seiner Frau in Paris.
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