Noch keine siebzehn Jahre alt, fasst der junge Ringelnatz den Entschluss, Seemann werden zu wollen. Er heuert als Schiffsjunge auf einem Segelschiff an, doch auf See macht er jahrelang durchwachsene Erfahrungen: Der kleingewachsene, sächselnde Schulabgänger wird gehänselt, beleidigt und schikaniert. Zurück auf festem Boden bringt er neben seinem Spitznamen »Nasenkönig« auch die Grundlagen für seine karikaturistische Figur des Kuttel Daddeldu mit. Zwar probiert sich der Dichter zunächst noch in verschiedenen Nebenberufen: Er arbeitet als Gehilfe in einer Schlangen-Jahrmarktsbude, als Kommis,…mehr
Noch keine siebzehn Jahre alt, fasst der junge Ringelnatz den Entschluss, Seemann werden zu wollen. Er heuert als Schiffsjunge auf einem Segelschiff an, doch auf See macht er jahrelang durchwachsene Erfahrungen: Der kleingewachsene, sächselnde Schulabgänger wird gehänselt, beleidigt und schikaniert. Zurück auf festem Boden bringt er neben seinem Spitznamen »Nasenkönig« auch die Grundlagen für seine karikaturistische Figur des Kuttel Daddeldu mit. Zwar probiert sich der Dichter zunächst noch in verschiedenen Nebenberufen: Er arbeitet als Gehilfe in einer Schlangen-Jahrmarktsbude, als Kommis, Buchhalter in einem Reisebüro, als fahrender Sänger und Wahrsagerin (!), doch schließlich bringt er seinen Daddeldu auf die Kabarettbühne und gelangt damit zu einigem Ruhm. Daddeldu (vom Englischen »That'll do«, ein Seemannswort für Feierabend und Ruhe) ist der knorrige Protagonist einer Sammlung von haarsträubenden Abenteuergedichten - schwarzhumorige Moritaten, die in lakonischer, ungekünstelter Alltagssprache von dessen mangelnden Manieren, obszönen Gelüsten und willkürlichen Gewaltanwendung sprechen. 1933 belegen die Nazis Ringelnatz mit einem Auftrittsverbot und verbrennen seine Bücher. Nur ein Jahr später stirbt er verarmt in Berlin. Doch während die NS-Zensur längst ein Stück Geschichte ist, zaubert uns Ringelnatz' Seemann Kuttel Daddeldu wie eh und je ein Lachen ins Gesicht. Eingeleitet von Alexander Kluy.
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Autorenporträt
HANS BÖTTICHER (1883-1934) alias Joachim Ringelnatz entstammte einer Künstlerfamilie, doch war ihm selbst erst spät literarischer Erfolg beschieden. Er litt zu Lebzeiten an Geldmangel und konnte beruflich kaum Fuß fassen. Gerade als er begann, künstlerische Anerkennung als Autor, Kabarettist und Maler zu erfahren, kam seine Karriere durch das 1933 erteilte Auftrittsverbot der Nationalsozialisten zum Ende. Er verstarb mit nur 51 Jahren in Berlin. Seine Gedichte zählen heute zu den populärsten der deutschen Lyrik. ALEXANDER KLUY, geboren 1966, lebt als freier Journalist und Buchautor in München. Er ist Autor und Herausgeber mehrerer literarischer Anthologien, Biografien und Reiseführer. Zuletzt erschien von ihm im Corso-Verlag Vom Klang der Donau (2022). Hans Böttcher (1883-1934) alias JOACHIM RINGELNATZ entstammte einer Künstlerfamilie, doch war ihm selbst erst spät literarischer Erfolg beschieden. Er litt zu Lebzeiten an Geldmangel und konnte beruflich kaum Fuß fassen. Gerade als er begann, künstlerische Anerkennung als Autor, Kabarettist und Maler zu erfahren, kam seine Karriere durch das 1933 erteilte Auftrittsverbot der Nationalsozialisten zum Ende. Er verstarb mit nur 51 Jahren in Berlin. Seine Gedichte zählen heute zu den populärsten der deutschen Lyrik.
Inhaltsangabe
Avant-propos Vom Seemann Kuttel Daddeldu Daddeldus Lied an die feste Braut Seemannstreue Abendgebet einer erkälteten Negerin Die Weihnachtsfeier des Seemanns Kuttel Daddeldu Kuttel Daddeldu und Fürst Wittgenstein Kuttel Daddeldu besucht einen Enkel Seemannsgedanken übers Ersaufen Kuttel Daddeldu im Binnenland Kuttel Daddeldu und die Kinder Matrosensang Logik Rezept Das Terrbarium Die Ameisen Novaja Brotnein Gladderadatsch Es setzten sich sechs Schwalben Überfahrt Das Gesellenstück Ansprache eines Fremden an eine Geschminkte vor dem Wilberforcemonument Die Blindschleiche Mutter Frühbeißens Tratsch Feierabendklänge eines einhändigen Metalldrehers an seine Frau mit preisgekrönten Beinen Es waren zwei Moleküle Billardopfer Mein harmlos Lied Balladette Noctambulatio Was der Liftboy äußert Die Nagelfeile Die Badewanne Lampe und Spiegel Gehe zur gesprochenen Version Der Globus Flie und Ele Der Briefmark Zwei Schweinekarbonaden Der Bandwurm Fliege und Wanze Die Schnupftabaksdose Schaudervoll, es zog die reine Schicksal der Schlaube Die Geburtenzahl Stoffwechsel Miß Longwieles Stoßgähnen Vier Treppen hoch bei Dämmerung Mein Riechtwieich Frühlingsanfang auf der Bank vorm Anhalter Bahnhof Lied aus einem Berliner Droschkenfenster Jene brasilianischen Schmetterlinge Vorm Brunnen in Wimpfen
Avant-propos Vom Seemann Kuttel Daddeldu Daddeldus Lied an die feste Braut Seemannstreue Abendgebet einer erkälteten Negerin Die Weihnachtsfeier des Seemanns Kuttel Daddeldu Kuttel Daddeldu und Fürst Wittgenstein Kuttel Daddeldu besucht einen Enkel Seemannsgedanken übers Ersaufen Kuttel Daddeldu im Binnenland Kuttel Daddeldu und die Kinder Matrosensang Logik Rezept Das Terrbarium Die Ameisen Novaja Brotnein Gladderadatsch Es setzten sich sechs Schwalben Überfahrt Das Gesellenstück Ansprache eines Fremden an eine Geschminkte vor dem Wilberforcemonument Die Blindschleiche Mutter Frühbeißens Tratsch Feierabendklänge eines einhändigen Metalldrehers an seine Frau mit preisgekrönten Beinen Es waren zwei Moleküle Billardopfer Mein harmlos Lied Balladette Noctambulatio Was der Liftboy äußert Die Nagelfeile Die Badewanne Lampe und Spiegel Gehe zur gesprochenen Version Der Globus Flie und Ele Der Briefmark Zwei Schweinekarbonaden Der Bandwurm Fliege und Wanze Die Schnupftabaksdose Schaudervoll, es zog die reine Schicksal der Schlaube Die Geburtenzahl Stoffwechsel Miß Longwieles Stoßgähnen Vier Treppen hoch bei Dämmerung Mein Riechtwieich Frühlingsanfang auf der Bank vorm Anhalter Bahnhof Lied aus einem Berliner Droschkenfenster Jene brasilianischen Schmetterlinge Vorm Brunnen in Wimpfen
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