Die Elbe-Jahrtausendflut und der Untergang von New Orleans waren nur erste Vorboten: Die Welt läuft sehenden Auges in die Klimakatastrophe, verbunden mit existentiellen Gefahren für uns und unsere Kinder. Der Schlüssel zur Klimarettung ist Klimagerechtigkeit. "Kyoto PLUS" bedeutet eine neue Weltklimapolitik auf der Basis eines marktwirtschaftlichen Systems. So bewahren wir unsere Erde vor den Klimagefahren.
Die Welt sitz in einer doppelten Falle - in einer Treibhausfalle und in einer Politikfalle. Das Kyoto-Protokoll reicht gerade einmal für 5 Prozent von dem, was für eine wirksame Klimawende erforderlich ist. Deshalb brauchen wir dringend eine grundlegende Revision der Weltklimapolitik. Die Autoren legen mit dem Projekt "Kyoto PLUS" dafür ein innovatives und realistisches Konzept vor.
Der Schlüssel von "Kyoto PLUS" ist die Verknüpfung von Klimagerechtigkeit mit einem marktwirtschaftlichen Anreizsystem. Entsprechend dem demokratischen Prinzip One man - one vote erhält jeder Mensch gleiche Nutzungsrechte an der Atmosphäre. Das schafft Gerechtigkeit und gleichzeitig Wettbewerbsneutralität. Mit Kyoto PLUS kann die Welt vor den schlimmsten Klimagefahren bewahrt werden. Außerdem führt es zu einem dauerhaft sicheren und klimafreundlichen Energieversorgungs- und -erzeugungssystem: Die erneuerbaren Energien Wind, Wasser, Sonne und Biomasse erleben ebenso wie saubere, d.h. CO2-freie Kohlekraftwerke ihren weltweiten Durchbruch.
Die Welt sitz in einer doppelten Falle - in einer Treibhausfalle und in einer Politikfalle. Das Kyoto-Protokoll reicht gerade einmal für 5 Prozent von dem, was für eine wirksame Klimawende erforderlich ist. Deshalb brauchen wir dringend eine grundlegende Revision der Weltklimapolitik. Die Autoren legen mit dem Projekt "Kyoto PLUS" dafür ein innovatives und realistisches Konzept vor.
Der Schlüssel von "Kyoto PLUS" ist die Verknüpfung von Klimagerechtigkeit mit einem marktwirtschaftlichen Anreizsystem. Entsprechend dem demokratischen Prinzip One man - one vote erhält jeder Mensch gleiche Nutzungsrechte an der Atmosphäre. Das schafft Gerechtigkeit und gleichzeitig Wettbewerbsneutralität. Mit Kyoto PLUS kann die Welt vor den schlimmsten Klimagefahren bewahrt werden. Außerdem führt es zu einem dauerhaft sicheren und klimafreundlichen Energieversorgungs- und -erzeugungssystem: Die erneuerbaren Energien Wind, Wasser, Sonne und Biomasse erleben ebenso wie saubere, d.h. CO2-freie Kohlekraftwerke ihren weltweiten Durchbruch.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.11.2006Gleiches Recht zur Aufheizung der Atmosphäre
Mit welchen Konzepten versucht wird, die Treibhausgase zu reduzieren und damit die zunehmende Erderwärmung zu stoppen
Nach der Klimakonferenz ist vor der Klimakonferenz. Angesichts der gewaltigen Aufgabe, die von menschlicher Wirtschaftsweise angefachte Erderwärmung abzubremsen und abzufedern, ist zweierlei gefragt: ständige Überzeugungsarbeit auf der Basis wissenschaftlicher Fakten, zukunftsweisende Strategien für eine wirksame Politik. Die Fülle der Publikationen zu diesem Thema zwingt zur Auswahl. Einiges hat das Zeug zum Standardwerk, anderes weist in eine Welt, in der die Energieversorgung einer wachsenden Weltbevölkerung zwangsläufig auf ganz anderen Säulen ruht.
Keine leichte Lesekost, aber ein großer, utopisch anmutender Wurf ist Lutz Wickes Plan eines weltweit wirksamen Klimaregimes nach dem im Jahr 2012 auslaufenden und nur einen Teil der Staaten einbindenden Kyoto-Protokolls. Der ehemalige Umweltsenator von Berlin und seine Mitautoren tun sich in „Kyoto plus” nicht schwer mit dem Beleg, dass eine schlichte Fortführung dieses Protokolls derzeit zwar alternativlos erscheint, aber bei weitem nicht geeignet ist, den Klimawandel in halbwegs erträglichem Rahmen zu halten. Die Reduktionsziele sind zu gering; die USA und Australien verweigern sich bis heute; stark wachsende Schwellenländer wie China und Indien können aus Gerechtigkeitsgründen noch nicht in die Pflicht genommen werden; viele der sich zum Protokoll bekennenden Nationen speziell in Europa werden selbst ihre maßvollen Ziele massiv verfehlen.
Marshallplan für das Klima
Dagegen setzt „Kyoto plus” ein globales Handelssystem mit Zertifikaten zum Ausstoß der Treibhausgase, von dem letztlich alle profitieren könnten. Der Ansatz ist in doppelter Hinsicht revolutionär: Erstens soll sich die Menge der Emissionsrechte pro Nation nach ihrer Bevölkerungszahl in einem bestimmten Basisjahr richten. Das demokratische Prinzip des one man – one vote, nach der jede Wählerstimme dasselbe Gewicht hat, wird also nach dem Motto one human – one emission right auf die Nutzung der Atmosphäre übertragen.
Zweitens soll dieser Handel schon an den Quellen der fossilen Brenn- und Rohstoffe ansetzen, bei den Importeuren oder heimischen Produzenten von Kohle, Gas oder Erdöl. Anders als beim Europäischen Emissionshandel, der nur die Großindustrie einbezieht, werden so auch alle Endverbraucher im Verkehrswesen und den Privathaushalten erreicht und in ihrem Konsumverhalten beeinflusst. Wer Öl, Gas oder Kohle in den Verkehr bringt oder weiterverarbeitet, etwa zur Stromerzeugung, wird die Kosten der sich im Lauf der Zeit verknappenden Zertifikate bis ans Ende der Kette weitergeben. So erübrigen sich auf lange Sicht Instrumente wie Energiesteuern, soweit sie als Lenkungsmittel und nicht zur Finanzierung des Staatshaushalts gedacht sind.
Dass dieses Konzept für Industrie- wie für Entwicklungs- und Schwellenländer akzeptabel ist, wollen die Autoren mit vielen kleinen Stellschrauben erreichen. Die logischerweise in die ärmeren Länder fließenden Transfersummen sollen begrenzt werden, um die Belastung der reichen Volkswirtschaften abzumildern. Ausgleichsfonds sollen Härten verringern, die Mittel werden im Rahmen eines globalen Marshallplans nur für klimafreundliche Entwicklung und zur Armutsbekämpfung eingesetzt, Korruption und Betrug mit Sanktionen belegt.
Störend wirkt, dass sich einige Passagen in manchen Kapiteln schlicht wiederholen. Ansonsten handelt es sich um eine anregende, mit vielen Modellrechnungen angereicherte Blaupause für einen wirksameren Klimaschutz in einer humaneren Welt. Der Anspruch auf gerechte Nutzung der Atmosphäre ist eine essentielle Forderung der Umweltschutzverbände, aber er hatte bisher nicht einmal ansatzweise eine Chance im offiziellen Klimaprozess. Der Ansatz des CDU-Mitglieds Wicke floss zwar schon in diverse Papiere und Anträge seiner Partei ein. Zum Schwur käme es aber erst bei der konkreten Umsetzung: Nach diesem Modell würden Deutschland Zertifikate zum Ausstoß von ungefähr 400 Millionen Tonnen Kohlendioxid zustehen, Indien aber für 4,9 Milliarden. Da werden es viele mit der Gerechtigkeit nicht mehr so genau nehmen wollen.
Lehrreich ist für die Zweifler am vom Menschen beeinflussten Klimawandel ein opulent bebildertes Werk, das nicht zufällig unter Federführung der Münchener Rückversicherung entstand. Das Unternehmen gehört mit seiner Geo-Risiko-Abteilung seit langem zu denen, die energisch vor den Folgen warnen. Der Band über „Wetterkatastrophen und Klimawandel” versammelt viele, die in Deutschland über das Klima forschen, und zeigt nicht nur die Gefahren, sondern auch die Chancen, die im Umsteuern liegen. Und er enthält bündige, plausible Antworten auf die Theorien jener Gemeinde, die den menschlichen Einfluss auf die Erderwärmung verneinen.
Einen Wegweiser in die Zukunft und einen umfassenden Almanach der Energieversorgung hat Jürgen Petermann vorgelegt, der ehemalige Leiter des Ressorts Wissenschaft und Technik des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Im Vorwort steht, dass das Werk mit Unterstützung des Energiekonzerns RWE entstanden ist. Wer sich davon abschrecken lässt und Einflussnahme im Sinne des Unternehmens wittert, liegt aber falsch. „Sichere Energie im 21. Jahrhundert” ist ein Forum des politischen Diskurses, vor allem aber eine vorzüglich aufbereitete Darstellung dessen, was im Kern menschliche Entwicklung erst ermöglicht, durch den Klimawandel aber bedroht. Die Graphiken sind so eingängig wie aufwendig, die Informationen so plastisch präsentiert, dass ein Standardwerk aller möglichen Energiequellen und deren Nutzung herausgekommen ist. Ergänzt wird dies durch Fotos, die lange nachwirken. Schwer vorstellbar, dass ein solches Kompendium ohne Sponsoren zustande kommen könnte.
Nicht mehr brandneu, aber von brennender Aktualität: „Weltmacht Energie” von Peter Hennicke, dem Präsidenten des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt und Energie, und Michael Müller, derzeit Staatssekretär im Bundes-Umweltministerium. Wer daran zweifelt, dass internationale Sicherheitspolitik ohne Lösung der Energie- und Klimaprobleme möglich ist, wird nach diesem Buch ins Grübeln kommen. Es zeigt auch auf, welchen Einfluss die Strukturen der Erzeugung und Versorgung von Energie auf die demokratische Verfassung der Staaten ausüben. Ein leidenschaftliches Plädoyer für einen „sanften Weg”, für eine nachhaltige Weltenergiepolitik und für dezentrale Versorgungsmuster statt wirtschaftlicher Machtkonzentration.
WOLFGANG ROTH
LUTZ WICKE / PETER SPIEGEL / INGA WICKE-THÜS: Kyoto plus – so gelingt der Klimawandel. C. H. Beck, München 2006. 251 Seiten, 19,90 Euro.
MÜNCHENER RÜCK, EDITION WISSEN: Wetterkatastrophen und Klimawandel. Sind wir noch zu retten? pg verlag, München 2005. 264 Seiten, 29,90 Euro.
JÜRGEN PETERMANN (Hg.): Sichere Energie im 21. Jahrhundert. Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 405 Seiten, 25 Euro.
PETER HENNICKE / MICHAEL MÜLLER: Weltmacht Energie. Herausforderung für Demokratie und Wohlstand. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005. 279 Seiten, 29 Euro.
Nach dem überzeugenden, wenn auch sicherlich umstrittenen, Modell der Kyoto-plus-Autoren würde Deutschland Emissionszertifikate für einen Ausstoß von Treibhausgasen in Höhe von 400 Millionen Kohlendioxid bekommen, Indien – entsprechend seiner hohen Einwohnerzahl von mehr als einer Milliarde Menschen – aber sogar Anrechte für 4,9 Milliarden CO2. Im Bild das RWE-Kraftwerk Frimmersdorf in Grevenbroich, das zwar mit einer Rauchgasentschwefelungsanlage und anderer Technik modernisiert wurde, aber trotzdem weiterhin die Umwelt schwer belastet. Foto: Rainer Weisflog
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Mit welchen Konzepten versucht wird, die Treibhausgase zu reduzieren und damit die zunehmende Erderwärmung zu stoppen
Nach der Klimakonferenz ist vor der Klimakonferenz. Angesichts der gewaltigen Aufgabe, die von menschlicher Wirtschaftsweise angefachte Erderwärmung abzubremsen und abzufedern, ist zweierlei gefragt: ständige Überzeugungsarbeit auf der Basis wissenschaftlicher Fakten, zukunftsweisende Strategien für eine wirksame Politik. Die Fülle der Publikationen zu diesem Thema zwingt zur Auswahl. Einiges hat das Zeug zum Standardwerk, anderes weist in eine Welt, in der die Energieversorgung einer wachsenden Weltbevölkerung zwangsläufig auf ganz anderen Säulen ruht.
Keine leichte Lesekost, aber ein großer, utopisch anmutender Wurf ist Lutz Wickes Plan eines weltweit wirksamen Klimaregimes nach dem im Jahr 2012 auslaufenden und nur einen Teil der Staaten einbindenden Kyoto-Protokolls. Der ehemalige Umweltsenator von Berlin und seine Mitautoren tun sich in „Kyoto plus” nicht schwer mit dem Beleg, dass eine schlichte Fortführung dieses Protokolls derzeit zwar alternativlos erscheint, aber bei weitem nicht geeignet ist, den Klimawandel in halbwegs erträglichem Rahmen zu halten. Die Reduktionsziele sind zu gering; die USA und Australien verweigern sich bis heute; stark wachsende Schwellenländer wie China und Indien können aus Gerechtigkeitsgründen noch nicht in die Pflicht genommen werden; viele der sich zum Protokoll bekennenden Nationen speziell in Europa werden selbst ihre maßvollen Ziele massiv verfehlen.
Marshallplan für das Klima
Dagegen setzt „Kyoto plus” ein globales Handelssystem mit Zertifikaten zum Ausstoß der Treibhausgase, von dem letztlich alle profitieren könnten. Der Ansatz ist in doppelter Hinsicht revolutionär: Erstens soll sich die Menge der Emissionsrechte pro Nation nach ihrer Bevölkerungszahl in einem bestimmten Basisjahr richten. Das demokratische Prinzip des one man – one vote, nach der jede Wählerstimme dasselbe Gewicht hat, wird also nach dem Motto one human – one emission right auf die Nutzung der Atmosphäre übertragen.
Zweitens soll dieser Handel schon an den Quellen der fossilen Brenn- und Rohstoffe ansetzen, bei den Importeuren oder heimischen Produzenten von Kohle, Gas oder Erdöl. Anders als beim Europäischen Emissionshandel, der nur die Großindustrie einbezieht, werden so auch alle Endverbraucher im Verkehrswesen und den Privathaushalten erreicht und in ihrem Konsumverhalten beeinflusst. Wer Öl, Gas oder Kohle in den Verkehr bringt oder weiterverarbeitet, etwa zur Stromerzeugung, wird die Kosten der sich im Lauf der Zeit verknappenden Zertifikate bis ans Ende der Kette weitergeben. So erübrigen sich auf lange Sicht Instrumente wie Energiesteuern, soweit sie als Lenkungsmittel und nicht zur Finanzierung des Staatshaushalts gedacht sind.
Dass dieses Konzept für Industrie- wie für Entwicklungs- und Schwellenländer akzeptabel ist, wollen die Autoren mit vielen kleinen Stellschrauben erreichen. Die logischerweise in die ärmeren Länder fließenden Transfersummen sollen begrenzt werden, um die Belastung der reichen Volkswirtschaften abzumildern. Ausgleichsfonds sollen Härten verringern, die Mittel werden im Rahmen eines globalen Marshallplans nur für klimafreundliche Entwicklung und zur Armutsbekämpfung eingesetzt, Korruption und Betrug mit Sanktionen belegt.
Störend wirkt, dass sich einige Passagen in manchen Kapiteln schlicht wiederholen. Ansonsten handelt es sich um eine anregende, mit vielen Modellrechnungen angereicherte Blaupause für einen wirksameren Klimaschutz in einer humaneren Welt. Der Anspruch auf gerechte Nutzung der Atmosphäre ist eine essentielle Forderung der Umweltschutzverbände, aber er hatte bisher nicht einmal ansatzweise eine Chance im offiziellen Klimaprozess. Der Ansatz des CDU-Mitglieds Wicke floss zwar schon in diverse Papiere und Anträge seiner Partei ein. Zum Schwur käme es aber erst bei der konkreten Umsetzung: Nach diesem Modell würden Deutschland Zertifikate zum Ausstoß von ungefähr 400 Millionen Tonnen Kohlendioxid zustehen, Indien aber für 4,9 Milliarden. Da werden es viele mit der Gerechtigkeit nicht mehr so genau nehmen wollen.
Lehrreich ist für die Zweifler am vom Menschen beeinflussten Klimawandel ein opulent bebildertes Werk, das nicht zufällig unter Federführung der Münchener Rückversicherung entstand. Das Unternehmen gehört mit seiner Geo-Risiko-Abteilung seit langem zu denen, die energisch vor den Folgen warnen. Der Band über „Wetterkatastrophen und Klimawandel” versammelt viele, die in Deutschland über das Klima forschen, und zeigt nicht nur die Gefahren, sondern auch die Chancen, die im Umsteuern liegen. Und er enthält bündige, plausible Antworten auf die Theorien jener Gemeinde, die den menschlichen Einfluss auf die Erderwärmung verneinen.
Einen Wegweiser in die Zukunft und einen umfassenden Almanach der Energieversorgung hat Jürgen Petermann vorgelegt, der ehemalige Leiter des Ressorts Wissenschaft und Technik des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Im Vorwort steht, dass das Werk mit Unterstützung des Energiekonzerns RWE entstanden ist. Wer sich davon abschrecken lässt und Einflussnahme im Sinne des Unternehmens wittert, liegt aber falsch. „Sichere Energie im 21. Jahrhundert” ist ein Forum des politischen Diskurses, vor allem aber eine vorzüglich aufbereitete Darstellung dessen, was im Kern menschliche Entwicklung erst ermöglicht, durch den Klimawandel aber bedroht. Die Graphiken sind so eingängig wie aufwendig, die Informationen so plastisch präsentiert, dass ein Standardwerk aller möglichen Energiequellen und deren Nutzung herausgekommen ist. Ergänzt wird dies durch Fotos, die lange nachwirken. Schwer vorstellbar, dass ein solches Kompendium ohne Sponsoren zustande kommen könnte.
Nicht mehr brandneu, aber von brennender Aktualität: „Weltmacht Energie” von Peter Hennicke, dem Präsidenten des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt und Energie, und Michael Müller, derzeit Staatssekretär im Bundes-Umweltministerium. Wer daran zweifelt, dass internationale Sicherheitspolitik ohne Lösung der Energie- und Klimaprobleme möglich ist, wird nach diesem Buch ins Grübeln kommen. Es zeigt auch auf, welchen Einfluss die Strukturen der Erzeugung und Versorgung von Energie auf die demokratische Verfassung der Staaten ausüben. Ein leidenschaftliches Plädoyer für einen „sanften Weg”, für eine nachhaltige Weltenergiepolitik und für dezentrale Versorgungsmuster statt wirtschaftlicher Machtkonzentration.
WOLFGANG ROTH
LUTZ WICKE / PETER SPIEGEL / INGA WICKE-THÜS: Kyoto plus – so gelingt der Klimawandel. C. H. Beck, München 2006. 251 Seiten, 19,90 Euro.
MÜNCHENER RÜCK, EDITION WISSEN: Wetterkatastrophen und Klimawandel. Sind wir noch zu retten? pg verlag, München 2005. 264 Seiten, 29,90 Euro.
JÜRGEN PETERMANN (Hg.): Sichere Energie im 21. Jahrhundert. Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 405 Seiten, 25 Euro.
PETER HENNICKE / MICHAEL MÜLLER: Weltmacht Energie. Herausforderung für Demokratie und Wohlstand. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005. 279 Seiten, 29 Euro.
Nach dem überzeugenden, wenn auch sicherlich umstrittenen, Modell der Kyoto-plus-Autoren würde Deutschland Emissionszertifikate für einen Ausstoß von Treibhausgasen in Höhe von 400 Millionen Kohlendioxid bekommen, Indien – entsprechend seiner hohen Einwohnerzahl von mehr als einer Milliarde Menschen – aber sogar Anrechte für 4,9 Milliarden CO2. Im Bild das RWE-Kraftwerk Frimmersdorf in Grevenbroich, das zwar mit einer Rauchgasentschwefelungsanlage und anderer Technik modernisiert wurde, aber trotzdem weiterhin die Umwelt schwer belastet. Foto: Rainer Weisflog
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Als "großen, utopisch anmutenden Wurf" würdigt Wolfgang Roth den Entwurf für einen wirksameren globalen Klimaschutz, den Lutz Wicke, Peter Spiegel und Inga Wicke-Thüs in diesem Buch vorlegen. Dem utopischen Touch zum Trotz scheint er überzeugt vom Plan der Autoren, das im Jahr 2012 auslaufende und ohnehin nur einen Teil der Staaten einbindende Kyoto-Protokoll durch ein globales Handelssystem mit Zertifikaten zum Ausstoß der Treibhausgase zu ersetzen, um die zunehmende Erderwärmung zu stoppen. Roth findet diesen Ansatz nicht nur gerecht sondern auch gut durchgerechnet. Störend wirken für ihn nur die Wiederholungen einiger Passagen. Ansonsten bietet der Band seines Erachtens eine - wenn auch nicht immer leichte - anregende Lektüre.
© Perlentaucher Medien GmbH
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