Produktdetails
- Verlag: Propyläen
- Seitenzahl: 229
- Deutsch
- Abmessung: 23mm x 127mm x 211mm
- Gewicht: 350g
- ISBN-13: 9783549072011
- ISBN-10: 3549072015
- Artikelnr.: 12014320
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.08.2003Sein Blut rinnt still in den Sand
Hans Werner Henze erzählt die Entstehungsgeschichte seiner Oper „L’Upupa”, die heute in Salzburg uraufgeführt wird
Eine friedfertige Melancholie liegt über diesen Band, der ein Verdämmern andeutet, durchzogen von den Erinnerungen eines langen Künstlerlebens. Sie tauchen in diesen so seltsamen, manchmal nichtssagenden, aber selbst noch in den banalsten Passagen durch ihre dunkle Todesahnung anrührenden „Nachtstücken” unsystematisch immer wieder auf – „Nachtstücke und Arien” hießen frühe Bachmann-Vertonungen des nun schon 78-jährigen Komponisten.
„L’Upupa” dokumentiert die Entstehungsgeschichte von Henzes jüngster und gleichnamiger Oper, die heute Abend bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wird. Aber die Dokumentation ist nicht trocken, auch erklärt sie nicht, noch ist sie trotzt der tagebuchartigen Anordnung chronologisch. Vielmehr erzählt „der Alte”, wie er sich liebevoll und ironisch selbst nennt, in Ahnungen, Abschweifungen und Liebeserklärungen, die er oft an die eigene Musik richtet. „Fahrt dahin in Frieden und Stille, ihr prinzlichen Boten des Schönen, der Wahrheiten und der Anmut, und ruht euch aus in euren Gräbern!”
Zweifel, Verzweiflung scheinen überall durch. Auch um die neue Oper. „Das alte Problem ist und bleibt: Wie unterhält man seine Zuhörer, zwei Stunden lang, ohne sich zu wiederholen?” Immer wieder hindern Kriege, Terroranschläge und anderes Leid der Welt den auch körperlich immer wieder angeschlagenen Alten am Arbeiten: „Meine Musik wird ganz kleinlaut bei alledem, sie mag sich, sie kann sich nicht mehr freimachen vom Verfall, von den Leichentüchern, dem Blut, das da still in den Sand rinnt und mit seinem Sterbeodem die Schakale anlockt.” – „Gelassenheit ist das Ziel!” ermahnt er sich, wieder nach seiner upupa, seinem Wiedehopf zu suchen. Er, der einst der Schönheit, wie Ikaros der Sonne, zu nahe kam, sehnt sich nach einem letzten Wiedersehen. So ist dies ein Buch der Abschiede geworden, ein Bericht von einem der äußersten Grenzposten aus.
REINHARD J.BREMBECK
HANS WERNER HENZE: L’Upupa. Nachtstücke aus dem Morgenland. Autobiographische Mitteilungen. Propyläen Verlag, Berlin 2003. 230 Seiten, 19 Euro.
Hans Werner Henze: La Leprara, Marino
Foto: Propyläen Verlag
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Hans Werner Henze erzählt die Entstehungsgeschichte seiner Oper „L’Upupa”, die heute in Salzburg uraufgeführt wird
Eine friedfertige Melancholie liegt über diesen Band, der ein Verdämmern andeutet, durchzogen von den Erinnerungen eines langen Künstlerlebens. Sie tauchen in diesen so seltsamen, manchmal nichtssagenden, aber selbst noch in den banalsten Passagen durch ihre dunkle Todesahnung anrührenden „Nachtstücken” unsystematisch immer wieder auf – „Nachtstücke und Arien” hießen frühe Bachmann-Vertonungen des nun schon 78-jährigen Komponisten.
„L’Upupa” dokumentiert die Entstehungsgeschichte von Henzes jüngster und gleichnamiger Oper, die heute Abend bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wird. Aber die Dokumentation ist nicht trocken, auch erklärt sie nicht, noch ist sie trotzt der tagebuchartigen Anordnung chronologisch. Vielmehr erzählt „der Alte”, wie er sich liebevoll und ironisch selbst nennt, in Ahnungen, Abschweifungen und Liebeserklärungen, die er oft an die eigene Musik richtet. „Fahrt dahin in Frieden und Stille, ihr prinzlichen Boten des Schönen, der Wahrheiten und der Anmut, und ruht euch aus in euren Gräbern!”
Zweifel, Verzweiflung scheinen überall durch. Auch um die neue Oper. „Das alte Problem ist und bleibt: Wie unterhält man seine Zuhörer, zwei Stunden lang, ohne sich zu wiederholen?” Immer wieder hindern Kriege, Terroranschläge und anderes Leid der Welt den auch körperlich immer wieder angeschlagenen Alten am Arbeiten: „Meine Musik wird ganz kleinlaut bei alledem, sie mag sich, sie kann sich nicht mehr freimachen vom Verfall, von den Leichentüchern, dem Blut, das da still in den Sand rinnt und mit seinem Sterbeodem die Schakale anlockt.” – „Gelassenheit ist das Ziel!” ermahnt er sich, wieder nach seiner upupa, seinem Wiedehopf zu suchen. Er, der einst der Schönheit, wie Ikaros der Sonne, zu nahe kam, sehnt sich nach einem letzten Wiedersehen. So ist dies ein Buch der Abschiede geworden, ein Bericht von einem der äußersten Grenzposten aus.
REINHARD J.BREMBECK
HANS WERNER HENZE: L’Upupa. Nachtstücke aus dem Morgenland. Autobiographische Mitteilungen. Propyläen Verlag, Berlin 2003. 230 Seiten, 19 Euro.
Hans Werner Henze: La Leprara, Marino
Foto: Propyläen Verlag
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de