Ana Angel ist tot. Gestorben auf La Oculta, der Finca der Familie, irgendwo in den kolumbianischen Bergen nicht weit von Medellín. Wie jedes Jahr wären ihre Kinder erst zu Weihnachten zu Besuch gekommen, doch jetzt machen sich Pilar, Eva und Antonio im Frühjahr auf den Weg, um Abschied zu nehmen. Für sie alle ist La Oculta, "Die Verborgene", ein besonderer Ort - der Ort, wo sie am glücklichsten waren, wo sie aber auch Gewalt und Terror erfuhren. Mit den Stimmen der drei Geschwister, die sich erinnern - an den Ort, die Familie, die politischen Wirren in Kolumbien - erzählt dieser große, kluge Roman voller Wärme, aber auch mit Bitterkeit, von einer einst großen, nun aber verschwindenden Familie, deren Schicksal eng mit der Geschichte Kolumbiens verwoben ist.
© BÜCHERmagazin, Ulrich Baron (ub)
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Dieser Roman hat wirklich alles, was Weltliteratur braucht, jubelt Rezensent Andreas Breitenstein: In lyrischen, dramatischen und epischen Passagen erzähle Hector Abad mit lakonischem Scharfsinn und sprachlicher Brillanz von Aufbruch und Bewährung, Melancholie und Ironie, Geschichte und Schicksal, Utopie und Tragödie, fährt der Kritiker fort und versichert: "La Oculta" muss sich nicht hinter Gabriel Garcia Marquez' "Hundert Jahre Einsamkeit" verstecken, sondern kann vielmehr als moderne, von "postideologischem Idealismus" getragene Fortsetzung gelesen werden. Allein wie der Autor die ganze Geschichte Kolumbiens im Schicksal der hier auftretenden Familie Angel konzentriert und die einzelnen Figuren in einem exzellenten Geflecht aus Innen- und Außensichten ausleuchtet, ringt dem Kritiker größte Anerkennung ab. Wie Abad darüber hinaus auch noch das Drama des verlorenen Judentums dieser Familie mit einem politischen "Lehrstück" über die Gewalt der Guerillas, Gangs, Paramilitärs und Bürgerwehren in Kolumbien verknüpft, verschlägt dem Rezensenten vollends den Atem. Ein von Peter Kultzen glänzend übersetztes Meisterwerk, schließt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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