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Ein junger Mann, Raphael Schlemilovitch, in Paris zur Zeit des Nationalsozialismus. In seiner fingierten Autobiografie ziehen kaleidoskopartig die Lebensentwürfe der Juden im besetzten Frankreich vorüber: Mal ist er "Kollaborationsjude" und Liebhaber von Eva Braun, mal "Feld-und-Flur-Jude" in der tiefsten Provinz, bald emigriert er mit falschen Papieren und wird der Judenverfolgung dennoch nicht entgehen. Bis er bei Doktor Freud auf der Couch liegt, der dem halluzinierenden Held eine "jüdische Neurose" attestiert. Modianos brillantes Erstlingswerk ist einer der aufregendsten Romane über das…mehr

Produktbeschreibung
Ein junger Mann, Raphael Schlemilovitch, in Paris zur Zeit des Nationalsozialismus. In seiner fingierten Autobiografie ziehen kaleidoskopartig die Lebensentwürfe der Juden im besetzten Frankreich vorüber: Mal ist er "Kollaborationsjude" und Liebhaber von Eva Braun, mal "Feld-und-Flur-Jude" in der tiefsten Provinz, bald emigriert er mit falschen Papieren und wird der Judenverfolgung dennoch nicht entgehen. Bis er bei Doktor Freud auf der Couch liegt, der dem halluzinierenden Held eine "jüdische Neurose" attestiert. Modianos brillantes Erstlingswerk ist einer der aufregendsten Romane über das von Deutschen besetzte Paris und ein stilistisches Meisterstück zugleich.
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Autorenporträt
Patrick Modiano, geboren 1945 in Boulogne-Billancourt als Sohn einer flämischen Schauspielerin und eines jüdischen Emigranten orientalischer Abstammung. Sein Vater lebte während der deutschen Besatzungszeit im Untergrund und schlug sich mit Schwarzmarktgeschäften durch. Er erlebte eine chaotische Nachkriegskindheit: häufige Abwesenheit der Mutter, früher Tod des Bruders und Trennung der Eltern. Modiano widmete sich schon früh dem Schreiben und bereits mit 21 Jahren beendete er seinen ersten Roman. Seitdem publizierte er zahlreiche Romane, Kinderbücher sowie Theaterstücke und Drehbücher. Von Peter Handke für die deutschen Leser entdeckt, erschienen viele seiner Romane auch in deutscher Übersetzung. 2011 wurde er mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet. 2014 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Patrick Modiano lebt in Paris.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2010

Modianos Debüt

Wer 1968, im Erscheinungsjahr von Patrick Modianos "Place de l'Étoile", noch nicht geboren war und seinen nun erstmals übersetzten Debütroman aufschlägt, dem wird er aus den Händen fallen: Bisher kannte er von Modiano Romane wie "Dora Bruder" oder "Ein Stammbaum", in denen der Autor mit lakonischer Sprache die Vergangenheit rekonstruiert. Der Erstling des damals Zweiundzwanzigjährigen ist das Gegenteil: ein sprachlicher Rausch, eine pfeffrige Provokation voller Tabubrüche. Erzählt wird die Geschichte - wenn der Begriff hier trifft - von Raphaël Schlemilovitch, Sohn aus gutem Hause, der an mehreren Zeiten und Orten zugleich ist, eine Ahasver-Gestalt, die Europa und einen Teil des Nahen Ostens durchquert; Hauptstrang ist der Auftrag eines zwielichtigen Vicomte, ehrbare Französinnen als "exzellente Huren" zu verscherbeln. Zentral ist die Frage nach jüdischer Identität beziehungsweise nach ihrem Negativ. Modiano erforscht die Abgründe Frankreichs, antisemitische Klischees, verkörpert durch Intellektuelle, Provinznotabeln und - ironisch gebrochen - durch den Helden. Auch die ungeschönte Darstellung des besetzten Paris war 1968 skandalträchtig. Die literarischen Einflüsse schlüsselt Elisabeth Edl im Nachwort auf. In der Verwurstung des Antisemiten Céline verbinden sich die Hauptmotive: Doktor Bardamu, der Held von "Reise ans Ende der Nacht", taucht als Figur auf. Anders als Célines Erstling kommt "Place de l'Étoile" über das Delirium jedoch kaum hinaus. So witzig manche Passage ist: Es ist ein Gehversuch, dem Modiano-Verehrer teuer, weil zentrale Stichworte des Werks erstmals fallen; die anderen Leser seien eher gewarnt. (Patrick Modiano:"Place de l'Étoile". Roman. Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Elisabeth Edl. Hanser Verlag, München 2010. 192 S., geb., 17,90 [Euro].) nibe

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