Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Romanistik - Spanische Sprache, Literatur, Landeskunde, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Romanistik), Veranstaltung: Quijote-Lektüren, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. EinleitungWas treibt einen alten Mann dazu, von einem Tag zum anderen Haus und Hof zu verlassen, sein Pferd zu satteln und sich als Ritter kostümiert in unbequemer Rüstung unter größten Strapazen auf die Suche nach Abenteuern zu machen? Wer sich durch die hunderte von Seiten haarsträubender Geschichten liest, die Cervantes Roman Don Quijote ausmachen, dem stellt sich diese Frage unweigerlich immer wieder von Neuem. Wer ist dieser Ritter von der traurigen Gestalt? Ein Philosoph, gar ein Prophet oder ein einfacher hirnverbrannter Spinner? Ob Prophet oder Spinner, eine gehörige Prise Wahnsinn gehört in jedem Fall dazu, sich auf derlei Abenteuer einzulassen. Und so scheint mir die Frage nach Quijotes Geisteszustand geradezu unerläßlich zum Verständnis eines der bemerkenswertesten Werke der spanischen Literatur, einem der Meilensteine der Weltliteratur.Bis vor etwa zehn bis zwanzig Jahren beschäftigte sich die Literaturwissenschaft, die reichlich Untersuchungen zu verschiedensten Aspekten des Quijote hervorbrachte, kaum mit dem Thema des Wahnsinns - einem Aspekt, der, wie ich meine, untrennbar mit der Person und Charakterzeichnung des Ritters von der traurigen Gestalt verknüpft ist. Vor allem in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren wurden jedoch Untersuchungen veröffentlicht, die Cervantes Roman unter psychoanalytischen Gesichtspunkten beleuchten und so eine weitere Dimension in der Interpretation des Werkes eröffnen.In der folgenden Arbeit habe ich mich entschieden, den Aspekt des Wahnsinns bei Quijote unter unterschiedlichen Gesichtspunkten zu betrachten. Beginnen möchte ich mit einer Zusammenfassung der veränderten Einstellung zu Geisteskrankheiten vom Mittelalter bis zur Barockzeit, die Aufschluß über den kulturellen Kontext, in dem Don Quijote entstand, geben soll und über die epochenspezifische Auffassung von Verrücktheit. Ist Quijote geistesgestört oder bewußt verrückt? - diese Frage steht im Mittelpunkt des nächsten Kapitels. Im Anschluß wird der Geisteszustand Quijotes einer Analyse unter psychologischen bzw. psychopathologischen Aspekten unterzogen, um desweiteren auf seine literarisch-metaphorische Qualität hin untersucht zu werden. Die Verbindung zwischen Verrücktheit und Idealismus soll im fogenden unter die Lupe genommen werden. Sancho Panza als Gegenpol zu Quijote und sein Verhältnis zu Realität und Wahn gehen schließlich einer Analyse des metafiktionalen Charakters des Werkes voraus.
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